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Manni kallt Platt: Blind geboren

Weit verbreitet, aber biologisch unhaltbar ist der im Rheinland herrschende Verdacht, Kinder würden in der Eifel blind geboren. Das ist als Metapher gemeint, denn, wenn „dämm Eefele no nöng (neun) Daach de Oohre opjohn, dann sitt e Dich och at komme“.

„Kommen sehen“ tut der bauernschlaue Eifeler vor allem Amtspersonen und Städter, die er nach Möglichkeit „tütet“, über den Löffel balbiert, „veaasch“, „betupp“, „önne enne op et Noijohr böngk“ (ihnen was aufs Neujahr andient im Sinne von „einen Bären aufbinden“). Ein Großstädter wollte es ganz genau wissen und fragte einen Monschauer, ob es zutreffend sei, dass der Eifeler Nachwuchs erst im Alter von neun Tagen wie junge Katzenbabys und Hundewelpen die Lider öffnet. Der gefragte Vennbewohner widersprach keineswegs: „Jau, datt stemmp! Äve, wenn se dann de Ohre ophahn, dann sehn se su ne Ößel wie dich dörch en zoe Eeechedühr“ (Wenn die Eifelbabys die Augen erst offen haben, dann erkennen sie so einen ausgemachten Esel wie dich durch eine geschlossene Eichentür). Eifeler packen sich auch untereinander nicht mit Glaceehandschuhen an: „Dreckesse Jösef“ (Josef Heinrichs) war der mit Abstand hässlichste Mann im Dorf. Als er eines Tages einem Nachbarn klagt, er habe schon drei Nächte schlafend im Kuhstall zugebracht, weil die „Bless“ „dropp unn drahn währ, ze kallefe“ (also ein Kälbchen auf die Welt zu bringen), bekam er einen wohlmeinenden, aber vernichtenden Ratschlag. Denn der Nachbar empfahl ihm, seine Wachposition hinter der vermeintlich kalbenden Kuh unverzüglich zu verlassen: „Bliev blooß uss em Stall unn jangk nom Bett: Söss meent die Koh de janze Zitt, se hääv at jekallef“ (Bleibe bloß aus dem Stall und geh ins Bett, sonst meint die „Bless“ jedes Mal, wenn sie sich umdreht und dich da liegen sieht, sie habe schon gekalbt).


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