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Manni kallt Platt: Defloration

Was den Bayern der „Hochzeitslader“ war den Eifelern der „Hielichmacher“. Er trommelte riesige Gesellschaften zur „Hielich“ (Verlobung) und zur Hochzeit zusammen. Als Lohn erhielt er Geld und Getreide, mindestens en „postelenge Botz“ (weiße Leinenhose).

Sprichwörter aus dem Heiratsbrauchtum überlieferte der Volkskundler Adam Wrede, etwa „Hierot nur övve de Möss, dann weeß de, watt de kriss“. Heirate im Dorf („über den Mist“), dann erlebst du keine unliebsamen Überraschungen bei der Partnerwahl, denn „wer wigger jeht wie Jlockeklang, bereut et dann e Lövve lang“. Heiraten hieß „bestaade“, was man tatsächlich mit „bestatten“ übersetzt. Für Luftikusse sei die Ehe nach Volkes Mund eh das geeignete Gefängnis, so Wrede: „Bestoaden ess en Zonk om de Flappes“. Heiraten sei wie ein Zaun um den Flatterhaften. Das verbindliche Eheversprechen wird noch heute mit dem Begriff „verhaften“ karikiert, in der Stotzheimer Gaunersprache heißt „kasche“ heiraten. Gleichwohl wurde jung geheiratet, oft mit Einwilligung der Eltern, denn die Volljährigkeitsgrenze lag bei 21 Jahren. Ein Eifeler Sprichwort riet heiratswilligen „Mannslöck“ zur Wahl junger Bräute: „Ne Appel no Ustere (Ostern) un e Mädchen oh 18 Johr han ihre beste Jeschmack veloar“. Von sexueller Aufklärung war nicht die Rede, was dazu führte, dass der Bräutigam der Braut sein dünnes Halbwissen in der Hochzeitsnacht zu vermitteln suchte. Oder alles nahm instinktsicher probierend schon vorher seinen Lauf. Andere rieten der Deflorierungskandidatin einer Anekdote zu Folge, sich „em Hohndesch“ (Hühnerstall) umzusehen, „watt der Hahn mömm Hohn mäht“. Was allerdings ebenfalls nicht zum erhofften Ergebnis führte, denn die Dame sitzt nachher auf dem Lotter- oder Ehebett, hält sich die Hände über den Kopf und „böök“: „Du kanns alles mött me maache, äve die Peckereij op de Kopp kann ich net verdraare!“


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