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Manni kallt Platt: Die Kapp öss fott

Nur noch alte Leute erinnern sich an den „Tridentinischen Messritus“. Seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil und der Liturgiereform ist weltweit die offenere Römische Messe in der jeweiligen Landessprache die Regel, in der die Gemeinde alles versteht, Bedeutung hat und in ihren Gebeten und Antworten liturgische Aufgaben wahrnimmt. „Für sich alleen en Mess lößse“, das geht eigentlich gar nicht.

Man erkennt die „ahl Mess“ am lateinischen Sprachgebrauch und daran, dass Priester, Diakon und Subdiakon mit dem Rücken zum Volk stehen. Letztere wurden von verkleideten Priestern dargestellt, denn Ständige Diakone gab es erst wieder nach dem Konzil. Die Liturgie war kompliziert und vor allem für Kinder unverständlich. Die Kopfbedeckung des Priesters („de Kapp“) spielt in der Erzählung eines Knaben von seinem ersten Kirchgang eine große Rolle. Sein erster Eindruck im Kircheninnern: „Janz vüer hatten se en Riesenbühn unn en Thek opjebout, vell Bänk, äver kenne enzije Desch.“ Dann schellte es, „dreij Maskierte kohmen ren, ne Ahl un zwei Männche“. Dann sieht der Besucher, wie der Priester sein Birett mehrfach abnimmt, wieder aufsetzt und es schließlich den Messdienern reicht, die „de Kapp“ verschwinden lassen. Alle drei knien sich hin, beugen sich zu Boden und suchen. Vergebens. Schließlich ruft der verzweifelte Priester „en enne fremde Sprooch: „Wo öss meng Kapp? O leever Jott, meng Kapp öss fott“. Das Kirchenvolk erhebt sich und antwortet: „Mir hann se net, watt wells Du dann?“ Dann schickt der „Ahl“ von einer Art Balkon herab die Ministranten aus, sie sollen mit einem Körbchen Geld einsammeln. „Für en neu Kapp“, kombiniert der Junge. Als am Ende die versteckte alte Kappe wieder auftaucht und dem Priester aufgesetzt wird, ist der „Jong“ empört: „Datt Jeld uss dämm Körfje hann se denne Löck trotzdäm net zeröck jejeffe“.


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