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Manni kallt Platt: „Futz“ und „Donderschlaach“

Zugegeben: Es klingt vornehmer, aus einer Mücke einen Elefanten zu machen, als aus einem „Futz“ einen „Donderschlaach“. Dabei trifft beides den gleichen Sachverhalt. Die hochdeutsche Umschreibung kriegt den Umstand einer maßlosen Übertreibung optisch besser hin. Dafür liegen die Vorzüge der deftigen rheinischen Beschreibung im lautmalerischen Bereich: „Du mähs us jedem Futz ne Donderschlaach.“

Die Wirkung dieser etwas anrüchigen Redensart verstärkt sich noch, wenn man bedenkt, dass das Wort „Futz“ (Furz) in Eifel und Börde weit öfter als Verniedlichungsformel, denn in seiner wörtlichen Bedeutung verwendet wird: Da trifft der kleinwüchsige Mensch, der „Stoppe“, einen noch kleineren und nennt ihn „Futzstoppe“. Da setzt sich der Mopedfahrer auf ein Mofa und nennt es „Futz-Mopedche“ und da fragt die Eifeler Banneux-Wallfahrerin den Devotionalienhändler, was denn so ein „Futz-Muttejöddesje“ kostet – ohne das auch nur im geringsten blasphemisch zu meinen. Ebenfalls bierernst und keineswegs anzüglich verwendet der Linksrheinländer die Vorsilbe „Dress“, die man frei mit „Mist“ übersetzen kann. Und zwar ebenfalls selten in der ureigenen Bedeutung, sondern vorzugsweise im übertragenen Sinne. Wobei das zum „Futz-Mopedche“ ernannte Mofa rasch zum „Dress-Mopedche“ oder auch „Dress-Futz-Mopedche“ avanciert, wenn es nicht anspringt. Die Vorsilbe „Dress“ verniedlicht nicht wie „Futz“, sie verwirft grundsätzlich: das „Dress-Thiaterstöck“, den „Dresskerl“ sowieso, die „Dress-Dreischmaschin“ und den „Dress-Computer“. Ein „Dresser“ oder „Drieshüsje“ ist ein ängstlicher Mann, Apotheker wurden als „Pellendresser“ verhunzt, ein eitler Fatzke wird mit „Herr Jedresse“ angesprochen, ein unlauterer Zeitgenosse mit „scheef Jedresse“ und dem Emporkömmling sagt man nach: „Wenn Dress Möss witt, wellt e jefahre wäre!“


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