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Manni kallt Platt: Gastfreundschaft

Eifeler werden blind geboren, erst mit neun Tagen gehen ihnen die Augen auf. Dann „sehn se enne och att komme“, wobei dieses „kommen sehen“ für die Übervorteilung unbedarfter Zeitgenossen „uss de Stadt“ steht, besonders aus Köln, die sich dem Eifeler gegenüber deutlich überlegen fühlen und ihm das auch zeigen.

Und denen dann oft die Augen übergehen, wenn sie merken, dass man sie „komme jesehn hätt“, also über den Tresen gezogen oder den Löffel barbiert, kurzum verarscht, veräppelt, „für de Jeck jehahle hätt“. Besonders brutal ist die Mär von einem Eifeler Mannsmensch, der einen Kölner halb erfroren aus einer Schneewehe gezogen und zu sich ins Haus geholt hat. Er päppelt ihn auf, hüllt ihn in warme Decken und gibt ihm Grog zu trinken. Als die Lebensgeister wieder erwachen, eröffnet der Eifeler dem Kölner schließlich, dass er ihn bei dem „Souwödde“ keinesfalls noch einmal nach draußen in den Schneesturm gehen lassen will, sondern einlädt, die Nacht im Haus zu verbringen. „Do saar se in Kölle emmer, die Eifeler wören su unverschämt“, wundert sich der Kölner ob dieser Großzügigkeit und Gastfreundschaft und nimmt die Einladung gerne an, im Eifeler Bauernhaus zu übernachten. Er ist sogar völlig perplex, als ihm der Bauer anbietet, die Nacht auf dem Sofa, in der Knechtskammer oder bei seiner Frau im Ehebett zu verbringen. „Ja, wenn Ihr wirklich su joot senn wollt“, stammelt der Städter voll seliger Vorfreude und nimmt die Liegestadt neben der Bäuerin. Am anderen Morgen allerdings beschwert er sich unwirsch: „Ich muss schon saaren, Ühr Frau, ne? Ühr Frau, die hätt schon ne verdampt kahle Hengesch . . .“ Worauf ihm der Eifeler ungerührt bescheidet: „Datt ess och logisch, datt die ne kahle Hengesch hätt, die witt jo morje bejraave“.


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