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Manni kallt Platt: Geben und Werden

Eifelland, armes Land, nicht umsonst wurde das linksrheinische Mittelgebirge zwischen Ahr und Mosel im 600 Kilometer entfernten Berlin »Preußisch-Sibirien« genannt. Die Eifel war zwar militärisch interessant als Aufmarschgebiet gegen den vermeintlichen »Erzfeind«. Aber ihre technische, wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung wurde sträflich vernachlässigt.

»En de Eefel flejen de Mösche (Spatzen) om Röcke, domött se et Elend net sehn«, hieß es in einem selbstironischen Schmähwort. Nicht weniger zynisch war das, was die preußischen Herren über ihr Armenhaus im Westen dachten: »Die Eifel ist ein herrliches Jagdrevier«, so Kaiser Wilhelm II., »nur schade, dass dort Menschen wohnen.« Trotz unverschuldeter Rückständigkeit, sprachlich gesehen ist in der Eifel Geben seliger denn Nehmen. Geben heißt je nach »Kante« »jänn«, »jönn«, »jäer«, »jäe«, »jävve« oder »jövve«. Da er nicht unbedingt mit materiellen Gütern gesegnet war, gab der Eifeler nicht nur im direkten Sinne, nämlich, wenn schon nicht das letzte, so doch das vorletzte Hemd. Denn das letzte, das Totenhemd, braucht er selbst, auch wenn „do kenn Teiche drenn senn“. Die Bewohner des Landstrichs teilen auch im übertragenen Sinne aus: »Häer joof mir enne anne Uhr, doh hann ich ömm tirek enne retour an e Back jejeffe.« »Watt sähs Du wedde mich? Breijmuhl? Ich jeffen Dir jetz Breimuhl!« Wer mit einem redet wie mit einem kranken Pferd vor der Apotheke, der »jitt ömm de beiss jood Woert«. Wenn einen Eifeler nicht interessiert, worauf er angesprochen wird, sagt er: »Datt jitt mir ejal!« Selbst Dinge, die im Hochdeutschen »werden«, werden je nach Ecke »jejövve« oder »jejänn«. »Die Sou joof jeschlaach, et Blood joof jerührt unn die Schönk joof jerööch«. In Mechernich „moss die Kränk övestange wäre«, in „Övesch- unn Öngeschjau“ (Engelgau/Frohngau) »övestange jänn«.


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