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Manni kallt Platt: Mai-Wängsel

Löttsche, schröme, schibbele, schluffe, sich tirvele, wängsele, stawere, dötze, floddere, biese und bunzele sind Fortbewegungsarten oder, anders ausgedrückt „Zeitwörter in Bewegung“. Der aus Dahlem stammende frühere Mechernicher Rektor Peter Zimmers hat im Kreisjahrbuch 1971 darüber geschrieben.

„Biese“ übersetzt er mit raschem Davonlaufen: „Op die Art unn Wies öss oss Lies en dr Hemmel jebies“. „Bunzele“ vergleicht er mit dem hochdeutschen Verb „purzeln“, den Purzelbaum übersetzt er mit „Bunzelöüt“, geläufiger dürfte „Kuggeleboom“ sein. „Dötze“ oder „dözele“ ist langsames Gehen (bummeln), „floddere“ das krasse Gegenteil, nämlich überschnelle („flugs“) Bewegung. „Löttsche“ ist bewegungstechnisch und sprachlich dem „latschen“ verwandt, „schröme“ („häer schrömp(t)“) übersetzt Peter Zimmers mit Zielstrebigkeit beim Gehen, eben wie auf einem „Schrom“, der kürzesten Verbindung zwischen A und B. Wenn etwas rollend bewegt wird, dann „schibbelt“ der Eifeler beispielsweise einen Schneeball oder einen Ballen Stroh den Hang runter. Peter Zimmers Vermutung, das Wort könnte mit dem hochdeutschen »schieben« zu tun haben, halte ich für „Schiebung“. Denn wer „schibbelt“ »schiebt« nicht etwas auf „planem“ Grund, sondern dreht es „Kopp öve Aasch“, rollt es, auch wenn es viereckig ist. Als Kinder haben wir keine Gegenstände, sondern uns selbst spaßeshalber Böschungen hinunter „geschibbelt“ oder „schibbele losse“. „Stawere“ ist wichtigtuerisches Schreiten („stolzieren“), „sich tirvele“ (von frz. „terre“ = Erde) „sich überschlagen“, „wängsele“ „sich wälzen“. Als Beispiel bietet Zimmers sich vor Schmerzen am Boden windende Tiere an. Ob Schmerz alles ist, weswegen man „sich wängsele“ kann, wage ich allerdings zu bezweifeln. Schließlich hält der Eifeler Wortschatz auch eine hocherotische Variante bereit, den „Mai-Wängsel“.


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