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Manni kallt Platt: Ruesekranz bödde

Können Sie noch „Ruesekranz bödde“? Besitzen Sie eine „Paternosterkord“ (Paternosterschnur), wie der Rosenkranz auf Platt auch genannt wird? Gemeint ist die katholische Gebetsschnur aus 59 Perlen („Perdele“) und einem Kreuz („Krüzz“), mit deren Hilfe man 53 Ave Maria („Jejrüßet seis Du Maria) und sechs Vater unser in einem Vorspann und fünf Gesätzen betet.

Manche beten auch gar nicht, tragen den Rosenkranz aber als Schutz- und Glücksbringer mit sich. Verstorbenen („Duede“) windet man für die letzte Reise „ne Ruesekranz ömm de jefahlte Hängk“. Es gibt Rosenkranzgebete zu bestimmten Themenkreisen – den schmerzhaften Rosenkranz bei Tod und Leid, den freudenreichen bei Geburt und freudigen Ereignissen und den gnadenreichen in Situationen, in denen man Mut und Zuversicht braucht. Für wen oder was sie ihn beten, die sogenannten Intentionen, legen die Gläubigen selbst fest. Und es hält sich Gott sei Dank die Überzeugung, dass Beten „hellep“. Auf dem Weg zum Friedhof („Kirchhoff“, „Jöppches Jaarde“) wird Rosenkranz gebetet, bei uns reicht der Fußweg für anderthalb Gesätze des glorreichen Rosenkranzes: „Der von den Toten auferstanden ist“ und „Der in den Himmel aufgefahren ist“. Meine Großeltern und meine Jött und Onkel Jakob beteten nach dem Zubettgehen im Dunkeln noch einen Rosenkranz. Die häufig bei Eheleuten erörterte Überlegung, wer „ahnfängk“, hatte da noch eine ganz andere Bedeutung . . . Wenn meine Oma bei Tante Anna in Kall in Ferien war, durfte ich bei Opa Klöös schlafen. Was ihn nicht davon abhielt, seinen Rosenkranz zu beten – alleine. Ich hätte viel lieber gehabt, wenn er mir seine tollen Anekdoten erzählt hätte. Und so fragte ich zwischendurch mehrfach: „Böss de bahl fäerdisch?“ Als er jedes Mal verneinte, fragte ich ihn: „Häss de nett noch ne ahle Ruesekranz, dann helpen ich de jett“.


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