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Manni kallt Platt: Sankt Mokka

Die Pfarrkirche St. Hubertus in Schmidt wird „Sankt Mokka“ genannt, auch wenn es keinen Heiligen des Namens gibt. Mokka öss Kaffe unn die Schmedter senn noch stolz dropp. Se hann sujahr e Schölt opjestallt.

Mokka ist eine Kaffeesorte und die vielen unfreiwillig „Heiligen“, die 1946 bis 1953 geschätzte 1000 Tonnen unverzollten Kaffee über die belgische Grenze schafften, haben eine Menge Geld verdient. Die Kaffeesteuer betrug zehn Mark pro Kilo. Mit dem Erlös wurde u.a. „St. Mokka“ gebaut. Mir schrevven 1945, de Kreesch wohr erömm unn die Mensche stonten fürm Nüühs (Nichts). Schmidt war durch die Schlacht im Hürtgenwald verwüstet, die ahl Kerch St. Hubertus jeng en de „Allerseelenschlacht“ 44 en Trümmer. Not macht erfinderisch: Obwohl 17 Kilometer von Belgien entfernt, stiegen die Schmidter groß ins Kaffeegeschäft ein. Die Schmugglerpfade abseits der „Hoopstrooße“ kann man noch begehen.  Kolonnen von Kaffeeträgern, gesichert durch Vorläufer und Seitenläufer mit Signalpfeifen, schleppten pöngels- (bündel-) un „sackwies“ (sackweise) Bohnen heran. Der Job war nicht ungefährlich, 30 Menschen sollen von Zöllnern, die oft  aus den gleichen Dörfern stammten, erschossen worden sein. Der Schmidter Pfarrer Josef Bayer hielt Gottesdienste und betete „für die, die noch ongerwähs senn“. Seine Schäfchen konnten beim Schmuggel in einer Woche mehr verdienen, als vor dem Krieg im Jahr. Wohlstand kam auf, Häuser und Höfe entstanden neu, nur Pastuhr hatt kenn Jrosche für seng Kirch. Also predigte Bayer der Gemeinde ins Gewissen: „Ihr hatt Kopp-Peng (Kopfweh) weil Ihr su vell Jeld hatt - unn ich wäje menge Scholde“. Ein anderes Predigtzitat lautet: „Ich bete Nacht für Nacht, dass ihr nicht erwischt werdet, und ihr habt nichts für den Wiederaufbau der Kirche übrig.“ Anderntags lagen 250.000 Mark im Opferstock…


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