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Manni kallt Platt: Schöne Ehejahre

Wie gerne haben wir junge Journalisten in den Eifelredaktionen in den siebziger und achtziger Jahre Goldhochzeiten besucht? Diese Ehen waren zwischen den Weltkriegen geschlossen worden und die Leute hatten meist viel aus ihren aufregenden Biographien zu erzählen.

Pralles Leben, mit Händen zu greifen, immer wieder kamen Kirmes, Frühling, Tanzen, Ausflüge, aber auch Gefallene, Vertriebene, Vermisste in diesen Erzählungen vor. Und wir schrieben aus dem Gehörten „großes Kino“, ohne je dabei gewesen zu sein: Second-Hand-Storys. Und wir lernten: Alles Quatsch, wenn die Kölner behaupten: „Et hätt noch ömme jootjejange“. Nein, diese in die Jahre gekommenen Menschen erzählten auch, was alles schiefgegangen war in ihrer „Lebensplanung“. Und: „Et hääv schlömme komme könne . . .“ Nur einmal hatte ein Kollege bei einem Goldhochzeitspaar in „Frokert“ (Frauenkron, Gemeinde Dahlem) kein Glück. Dem in die Jahre gekommenen Bauernpaar waren keine aufregenden Geschichten, ja nicht einmal die Angabe wichtiger Lebensfakten zu entlocken. Schließlich machte sich die möglicherweise stumme Oma auf in die Küche nebenan, um eine Kanne Kaffee für ihren Mann, sich „unn dä Zeidungsmann“ (Journalist) „opzeschödde“ (zu kochen). Der Kollege blieb derweil mit dem wortkargen oder sprachlosen Gatten „en de Stoff“ (in der Wohnstube) zurück. Und da „gebar“ der junge Reporter die ultimative Frage an einen Goldhochzeiter: „Nun saachen Se mal, Herr Sounnso, was waren denn die schönsten Jahre Ihrer Ehe?“ Worauf der Greis sich „jriemelnd“ (schelmisch grinsend) umwandte und über die Schulter guckend vergewisserte, ob seine Frau noch in der Küche „brasselte“ (zu tun hatte). Dann wandte er sich wieder dem Reporter wieder zu und sprach: „Die schönsten Jahre meiner Ehe? Datt wohren die fönnef Johr en russische Jefangenschaff!“


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