Seitenlogo
mn

Manni kallt Platt: Schwaade

Das „Bier“ wird getrunken, die „Bier“ vom Baum gepflückt und der „Bier“ zum Decken der „Krem“ (Sau) aus dem Schweinestall gelassen. „Auf Platt“ werden gleiche Wörter manchmal in unterschiedlicher Bedeutung verwendet. Man kann sowohl „de Muul schwaade“ (reden), als auch „se“ jemandem „schwaade“, also verdreschen.

Ein „Schwadronöres“ ist ein viel redender Quatschkopf, der „Schwaadlappe“ sollte das Hirn einschalten, bevor er sein Mundwerk öffnet. Weitere Variationen sind „Schwaadschnöss“ und „Schwaadmuhl“. Der aus Dahlem stammende Mechernicher Rektor Peter Zimmers zeigt Parallelen zum Flämischen auf: Das Verb „zwaddern“ bedeute „unsinniges Zeug reden“ und auch „jemanden verprügeln“. Was einmal mehr unterstreicht, dass nicht nur Schläge, sondern auch Worte verletzen können. „Üe-zer“ treiben ihren Spott („U-ez“) mit jedem, „Söusköpp“ schwingen unanständige Reden und „Schängmaanesse“ werfen mit Schimpfwörtern nur so um sich. Verbale Verletzungen wirken auch indirekt, wenn etwa en „Batschmuhl“ eigentlich intimes Wissen rumerzählt oder ein „Stronzböggel“ sich „öwv“, also selbst in strahlendes Licht stellt - und andere in den Schatten. Ein „Böökes“ (Schreihals) „bällek“ (sehr laut reden). Der „Bellrämmel“ ist ein leichtfertiger Lautredner, er spricht also nicht nur „schrooh“ (rau, hart, unfreundlich), er erzählt auch dummes Zeug. Flick- und Füllwörter ohne oder ohne größere Bedeutung wurden oft gesprächsweise eingestreut: „elei“ unn „e-lo“ (hier und da), „net wohr“ (nicht wahr?), „ajangs“ (manchmal), „siehns do“ (sieh mal einer an), „Watt de net sähs“ (Was Du nicht sagst, ebenfalls im Sinne von „Sieh mal an“). Der Nordeifeler ist von Haus aus Rheinfranke und wie andere Rheinländer existenziell redebedürftig. Nicht sprechen geht gar nicht – also „kallt“ und „schwaad“ er drauf los, damit er nicht an Unausgesprochenem erstickt.


Meistgelesen