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Manni kallt Platt: Vom "Petsche"

Es gibt viele Vokabeln mit mehreren Bedeutungen im rheinischen Eifelplatt, zum Beispiel „Bier“, das es in allen drei Geschlechtern gibt: Der „Bier“ ist der Eber, die „Bier“ hängt am Birnbaum und das „Bier“ befindet sich im „Stubbi“ (Drittelliterportiönchen Bitburger Bier). Letzteres wird „jepetsch“, wörtlich „gepitscht“. Man schüttet es sich hinter die (Hals-)Binde.

Das Verb „petsche“ kennt man im Rheinland aus dem Umgangs-Hochdeutsch („pitschen“) im Sinne von „kneifen“. Jungs verprügeln sich, „Mädche bieße, petsche und kratze“. Wer „petsche jeht“, der kneift, haut ab, geht stiften. „Petsche“ nennt man in Eifel und Börde auch den zwar unblutigen, aber vermutlich schmerzhaften veterinärmedizinischen Eingriff, der mittels einer speziellen Zange aus einem Bullen einen Ochsen, aus einem Bock einen Hammel und aus einem Hengst einen Wallach macht. „Petsche“ im erstgenannten Zusammenhang für „trinken“, genauer gesagt für die Verkostung alkoholischer Getränke; kann man weder Wasser noch „Zitsch“ (Limonade). Selbst bei Bier klingt es in den Ohren des Mundartkenners schmerzhaft. Bier „witt jedronke“, „me jeht enne drönke“. „Sich enne petsche john“ geht eIgentlich nur mit Hochprozentigem. „Jepetsch“ wird außer Korn, „Brandeweng“ (Weinbrand), „Opjesatzte“ (Aufgesetzter), „Jespritzte“ (Korn mit Magenbitter), „Beermüse“ oder „Termentill“ (selbstgebraute Wurzelschnäpse). Alternativ zum „Petsche“ kann zumindest der Schnauzbartträger „de Schnäuze en de Schabau zoppe“ (in den Schnaps tunken). Analog zur Hochsprache kann man „sich eene op de Lüet schödde“ (einen auf die Lampe gießen), man kann „trööte john“ (wörtlich „trompeten“), sich „eene jelde“ (kaufen), „hüppe“ (kippen) oder „schlappe“ (schlecken). Wenn man allerdings „ze vell jepetsch hätt“, bekommt man einen Kater: „Dann petsch ett eene hönge unn vühr.“


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