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Mein Lieber, mein Vater ...

Klaus Vater (74) hat mit seinem Buch „Bergstraße“ („Berschstrooß“) nicht nur den Nerv der Nachkriegsgeneration getroffen. Seine Schilderungen aus der legendären „Aapestrooß“ (von „aapen“ für „neugierig gucken“), wie die Mechernicher Bergstraße auch abschätzig genannt wurde, sind ein kostbares Zeitdokument.

Vater hat darin wunderbaren handfesten, etwas rauen, aber unbedingt liebenswerten Frauen, Männern und Kindern aus dem Bleibergarbeitermilieu ein Denkmal gesetzt. Menschen, die unausgesprochen davon durchdrungen waren, was Solidarität und Zusammenhalten bedeuten: Selbstverständliches Tun, Teil einer einfachen, aber wirkungsvollen Ethik, die sich „Anstand“ nannte: „Datt jehüürt sich esu“ im Sinne von „So geht Leben“. Am 27. Mai sollte Klaus Vater mit dem Verfasser dieser Zeilen in der Reihe „Literatur im Museum, Rezitation und Gespräch“ im Rheinischen Industriemuseum Kuchenheim („Kuchem“) auftreten, aus seinem Buch („Booch“) vorlesen und sich ins Interview („Kall“) verwickeln lassen. Wegen Corona wurde der Abend („Ovend“) abgeblasen („affjebloose“). Klaus Vater nahms nicht nur gelassen, er bereicherte seine Mail auf die Verschiebung auf unbestimmte Zeit mit ebenso treffenden wie mundartlich höchst rührenden Worten. Hier sind sie: „Et duhrt eben noch jet! Mött de Zitt kütt Jann en et Wammes, en de Mau ös häer at . . .“ Will sagen: Mit der Zeit kommt Johannes ins Wams, in den Ärmeln steckt er schon. Und weiter: „Leever jesonk unn zehuus wie krank onn en Öskirche.“ Lieber gesund daheim als krank in der Kreisstadt. Seine abschließende Frageantwort „Ich hoffe inständig, dass Du wohlbehalten bist“ möchte ich an alle Leser dieser Zeilen weitergeben. Verbunden mit Klaus Vaters Wunsch: „Pass joot op Dich op. Watt soll uss denne were, wenn mir fott wöhre?“ Was soll aus den anderen werden, wenn Sie und ich und Klaus Vater nicht mehr da wären?


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