Seitenlogo
mn

Pazifismus

„Veni, vidi, vici“ („Ich kam, sah und siegte“) sagte Cäsar nach der Schlacht bei Zela. Ripuarisch-pazifistisch verhohnepiepelt, lautet das Zitat: „Ich kohm, sooch onn jeng lanz“ („Ich kam, sah und ging vorbei“).

Auch in dem von Josef Schäfer (Marmagen) und den „Eifeler Volksmusikanten“ berühmt gemachten Lied „Zau Dich, Frau!“ („Beeile Dich, Frau!“), rät die Gattin dem in den Krieg ziehenden Mann von der Teilnahme an Kampfhandlungen ab: „Ach, leeve Mann, wenn se scheeße, dann loof devann!“ („Lauf weg, wenns knallt“). Auch der Reservist selbst denkt nicht ans Blutvergießen, wenn er im Lied seine Ausrüstung zusammentragen lässt: „Zau Dich, Frau, breng me menge Säbel her, unn meng Pief unn Tabak unn me ahl Jewehr.“ Auch die taktische Planung erinnert eher an einen Ausflug in weinselige Gegend: „Unn dann joh me övve de Rheng, drönke do e joot Jlas Weng…“ Wehrhaft werden will der Eifeler nur, wenn die andern anfangen: „Konn se dann, konn se dann, maschiere mir erahn…“ Vielleicht ist die Haltung eine Folge der Geschichte, in der das Land zwischen Ahr und Mosel durch die Jahrhunderte immer wieder Durchzugs- und Besatzungsgebiet internationaler Heere war, Preußen und Franzosen vor allem, aber vor ihnen bereits Österreicher, Schweden, Spanier und Römer, die ihre Desserteure und Fußkranken zurückließen - und auch die Weiterziehenden ihre Gene… Berühmt ist der Monolog des Harras in Zuckmayers Drama „Des Teufels General“, in dem jener dem Arier-Wahn der Nazis die Rheinländer als Idealtypus entgegenstellt. Angefangen vom römischen Legionär, der einem Eifeler Mädchen Latein beibringt und dem jüdischen Weinhändler, der in die Familie einheiratet und zum Katholizismus konvertiert, bildete sich der Rheinländer als Menschenschlag erst allmählich aus Menschen aller Himmelsrichtungen. Wie der Strom selbst, der sich aus tausend Quellen und Seitenflüssen speist…


Meistgelesen