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Treck, et jitt e Moodedier

„Der hätt se äve schwer ömm de Plagge kreije“, sagt der Eifeler, wenn er einem abgemagerten Zeitgenossen begegnet. Wobei unklar ist, was „Plagge“ im Hochdeutschen sind, vielleicht „Planken“ wie im Schiffsbau. Undichte Bottiche bezeichnet der Linksrheinländer mit „wann“ – im übertragenen Sinne gilt das auch für undichte Gehirnkästen…

Im Dialekt sind „Plagge“ in ihrer ursprünglichen Bedeutung Stofffetzen, wie Anton Könen mit Maria Schwer herausgearbeitet hat. „Plagge“ werden auch ausgestochene Grassoden genannt. Der Begriff wird landstrichweise als Inbegriff maßlosen Erstaunens verwendet. Beim Anblick eines unbeschreiblichen Durcheinanders im Kinderzimmer „schlooch Mama ratsch de Plagge enn“. Wer sich so aufregt, steht kurz vorm „Päffemönzschlaach“. Wer „se“ krankheitsbedingt „ömm de Plagge kreije hätt“, also als schwindsuchtverdächtig (Schwindsucht = Tuberkulose) galt, weil man ihm „et Vater-unser dörch de Reppe bloose kann“, der „öss bahl esu fett wie en Jees vürm Knie“. Wer noch weiter auszehrt, läuft Gefahr, nicht einmal Energie zum Sterben zu besitzen, wie der Eifeler mit Galgenhumor bemerkt: „Der öss ze krank für ze sterve!“ „Plagg“ ist auch Hautauschlag, wohingegen „Pregg“ der Begriff für Erkältungskrankheiten aller Art ist. Gegen Schwären und Furunkel hilft „stenkisch schwazz Treckksallev“ (Ziehsalbe). „Trecke“ ist Verb (ziehen) und Substantiv (Traktor) in einem. Wer der Wehrpflicht nachkommen musste, wurde „jetrocke“, wem Prügel angedroht werden, der hört den Spruch „Treck em e paar, treck em e paar möm Reehme...“ Der „Quetschböggel“ heißt op Platt auch „Treckmoneka“. Wenn ein untaugliches Mittel angewendet wird, beispielsweise Hering gegen Kirmeskater, dann sagt man „Datt treck et jetz och nett mie“. Ist das Ziehen erfolgversprechend wie beim Kalben, dann feuert der Eifeler die Geburtshelfer an: „Treck, et jitt e Moodedier“.


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