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Vejetarisch, vejan, vejeisse ze eisse

Fasten ist gesund, Fasten macht glücklich, Fasten ist „in“, noch nährstoffärmer als „vegan“, konsequenter als „vegetarisch“. Wer nichts isst, isst nichts Falsches. Vejeisse ze eisse ist das Rezept zum Abnehmen.

Wer unter Sechstausend-Kalorien-Verwertern aufgewachsen ist – Bauern, Bergleuten und Waldarbeitern – tut sich zugegebenermaßen schwer damit. Dabei gab es unter hartgesottenen „Vrängele“ (grobe Zeitgenossen) ebenfalls Verzicht, aus Mangel, Sparsamkeit - und zur Fastenzeit. Fleisch wurde weniger als halb so viel gegessen wie heute, freitags nie, in der Fastenzeit nur sonntags. In Bergbuir wohnte ein ortsbekannter Äthanol-User, der seinen Alkoholkonsum 40 Tage bis Ostern unterbrach – und die Schnapsflasche („Schabau“) aus Gründen der Selbstkasteiung unter die Küchenlampe hing, damit er sie ständig vor Augen hatte. Mein Großvater Halffe Klöös rauchte aus Bußfertigkeit nicht – allerdings hätte er das schwerlich die ganze Fastenzeit durchgehalten, deshalb beschränkte sich sein Tabakverzicht auf Karfreitag. Ohne „Pief“ (Pfeife) und „Zijar“ (Zigarre) war er bereits mittags so schlecht gelaunt, dass die Großmutter ihn anflehte: „Klöös, maach de doch ekesch de Pief wedde ahn . . .“ Tierisch ernst sollte man selbst das religiös motivierte Fasten nicht nehmen, wie aus den Äußerungen eines alten Peschers Hermann B. überliefert: Der „looch em Krankehus op strengste Diät“ und beschwerte sich bei der Krankenschwester, die konterte („Weddewoert joof“): „Aber Herr B., nehmen Sie sich ein Beispiel an unserem Herrn Jesus Christus, der hat 40 Tage und Nächte gefastet.“ Worauf der Greis luurt un saht: „Häss Du dat jesehn?“ Nee, hatte sie nicht gesehen und war auch nicht dabei. Es gibt eben Dinge zwischen „Hemmel unn Äerd“ (Kartoffeln und Apfelkompott, gerne mit gebratener Blutwurst „Flönz“), die muss man glauben . . .


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