Vergangenheitsform
Auch hier zu Lande hätte man verstanden, dass er kein „Dröömes“ (Tagträumer) geschweige denn ein „Dröömdöppe“ (Schlafwandler) ist, wenn er die Gleichheit der Menschen unabhängig ihrer Religion und Hautfarbe predigt. „Drööm“ sind mundartlich „kenn Schüüm“, wie ein hochdeutsches Sprichwort weißmachen will… Sprachlich stärker noch von der hochdeutschen Form weicht auf Platt die Vergangenheit von „drööme“ (träumen) ab: „Ich drohmp“ oder „Ich drohmt“. Ähnlich ist dies mit anderen Tätigkeitswörtern: „Der Küert hoht et Dörpsveeh“ („Der Kuhhirte hütete das Vieh des Dorfes“). Oder „Ann plott Promme“ (Anna pflückte Pflaumen), „Dreesje pook de Koffe“ (Therese packte ihre Reisetasche), „Sabinche soot seng Socke“ (Sabine suchte ihre Strümpfe) und „Tünn straut Aisch op et Ies, weil et jlatt wohr“ (Anton streute Asche aufs Eis). Ähnlich verhält es sich mit „schott“ (schüttete), „spohlt“ (spülte), „soot“ oder „saat“ („sagte“), „frooht“ (fragte) und „fohlt“ (fühlte). Fast genauso wie im Hochdeutschen klingen Bewegungsverben wie „Ich jeng“ (ging), „leef“ (lief) und „rannt“ (rannte). Oder „Ich ooß (aß) unn dronk“ (trank), „woosch“ (wusch) und „kauch“ (kochte). Kaum sprachlich mit dem Deutschen zu tun haben Ausdrucksverben wie „kalle“ (reden, sprechen, Vergangenheitsform „kallt“) oder „luure“ (sehen, Imperfekt „luurt“). „Der Kall“ (das Reden) erinnert viel mehr an das englische „Call“ und „luure“ (gucken) ähnelt dem angelsächsischen Verb „to look“, dessen Verwandtschaft aber auch im veralteten hochdeutschen „lugen“ mitschwingt.