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Laura May hat die "Flotte Feder"

Fantasie und eine spannende Geschichte sind bei der "Flotten Feder" gefragt gewesen. Laura May vom Megina Gymnasium Mayen hatte beides. Sie hat den WochenSpiegel-Kurzgeschichtenwettbewerb und damit eine Lesung mit Stefan Gemmel auf der Cochemer Reichsburg gewonnen.

"Stell dir vor, wir machen uns gemeinsam auf, ein Abenteuer zu erleben. Einfach aufstehen und los geht es! Direkt vor unseren Füßen beginnt ein schmaler Steinweg, der sich Stein für Stein einen Berg hinauf windet, hinweg über eine kleine Holzbrücke, unter der ein Bach dahin fließt. Der Weg endet vor dem Fuß einer schweren staubigen Steintreppe, die Stufe um Stufe den Berg hinaufklettert. Und ganz oben thront eine uralte Burg, umhüllt von leichten Nebelschwaden." Das waren die Vorgaben für die Nachwuchsschriftsteller, die sich an der "Flotten Feder" beteiligten. Dann waren der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Mit "Tag Traum ohne Trauung" traf Laura May aus Anschau aus der Klasse 9a des Megina-Gymnasiums Mayen den Geschmack der Jury. Sie konnte mit ihrer Traumgeschichte neben der Lesung für ihre Schulklasse - mit dem Kinder- und Jugendbuchautor Stefan Gemmel - auch noch ein Preisgeld in Höhe von 175 Euro - gestiftet von der "Kreissparkasse Mayen" und überreicht von Klaus Wermes - in Empfang nehmen. Zudem gab es noch einen Büchergutschein. Ein weiterer Höhepunkt war die Präsentation der Sieger-Kurzgeschichte von Stefan Gemmel. Der zweifache Lese-Weltrekordler ließ die Geschichte, um ein Mädchen und einen jungen Mann mit tiefgrünen Augen lebendig werden. Der "Leseabend" hatte zunächst mit einer "Gespensterführung" auf der Reichsburg begonnen. Hier gab es unter anderem einen Blick in die Waffenkammer. Darüber hinaus wurde die Historie der Reichsburg beleuchtet. Dann stand "Der Schattengreifer" im Fokus. Gemmel, der drei Bände dieser Fantasy-Geschichte verfasst hat, las nicht nur aus dem erfolgreichen Jugendroman vor, er erklärte auch, wie ein Buch entsteht, es letztlich illustriert erscheint. Selbst die Frage, was ein Autor verdient, blieb nicht unbeantwortet. Rund zehn Prozent jedes verkauften Buches muss er sich beispielsweise mit der Illustratorin nach einem gewissen Schlüssel teilen. Die Siegergeschichte "Tagtraum ohne Trauung - Wir sind doch nicht im Mittelalter" Als ich meine Augen öffne, ist es dunkel… Stille. Ein merkwürdig modriger Geruch steigt mir in die Nase und ich merke, dass sich der Boden unter mir steinhart anfühlt. Ich taste um mich herum, das ist weder mein Bett, noch mein Zimmer. Ich schrecke hoch, wobei mir irgendetwas den Atem abschnürt, sodass ich sofort nach Luft schnappe. Mein Bauch beschwert sich über die ungewohnte Enge, die ihn umgibt. Langsam richte ich mich auf und ziehe mich an der glitschigen Wand hoch. Ein kalter Schauer läuft mir über den Rücken. Als meine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnen, muss ich erstmals schlucken. Pure Angst und Panik steigt in mir hoch. Das kann doch nicht wahr sein. Eine Träne kullert mir die Wange runter. Ich trage ein Kleid, wie es die Leute vor vielen hundert Jahren trugen und als ich nach meinen Haaren taste, spüre ich, dass meine Locken zu einer kunstvollen Frisur hochgesteckt wurden. Wie kann das sein? Jetzt erst bemerke ich mit einem Tränenschleier vor den Augen ein Licht. Sofort renne ich darauf zu. Der Gang wird immer schmaler. Ich stolpere über meine eigenen Füße. Ich raffe mein Gewand hoch und renne weiter. Plötzlich packt mich eine Hand, die aus einer Weggabelung kommt. Ich stolpere, doch anstatt auf den Boden, fliege ich gegen eine äußerst kräftige Frau, die mich mit einem strengen Blick und in die Seite gestemmten Armen anstarrt, aber ich starre zurück: Die Frau ist wie eine Magd oder Köchin gekleidet, mit Leinenschürze und allem Drum und Dran. Doch plötzlich wird ihr Blick weich und sie lässt die Arme sinken. „Ach Prinzesschen…“ Weiter höre ich schon gar nicht mehr zu, wie hat sie mich genannt? ´Prinzesschen´, was hat die denn für einen Schaden, deswegen wiederhole ich nochmal und frage: „Prinzesschen?“ „Ach Prinzesschen, ob ich Sie jetzt Prinzessin oder wie Ihr Titel es normalerweise vorschreibt nenne, das ist doch egal und jetzt hopp hopp, wir müssen dringend zur Schneiderin.“ Bevor sie die letzten Worte ausgesprochen hat, zieht sie mich schon hinter sich her, ich bin wie in Trance. Als wir plötzlich von dem grellen Tageslicht geblendet werden, kneife ich meine Augen zusammen, blinzle ein paar Mal und stelle fest, dass wir vor einer Burg stehen. Eine richtig echt Burg und irgendwie kommt mir die Burg sehr bekannt vor… Wir laufen quer über den Hof auf die Schneiderei zu. Die Frau öffnet eine große Flügeltür und sofort werden wir von einer aufgeregt wirkenden Frau empfangen. „Ah Roswitha, da sind Sie ja endlich und unsere Braut haben Sie auch im Schlepptau.“ Ich drehe mich suchend nach dieser Braut um. Doch da stehe ich schon auf dem kleinen Podest und zwei andere Frauen beginnen an mir herumzuzerren. Nun dämmert mir, dass ICH die Braut sein muss. Meine Augen weiten sich, als ich das Mieder unter meinem Kleid sehe, beginne zu zappeln, werde allerdings sofort festgehalten. „Still halten Prinzessin Rosalinde, wir wissen, dass Sie Angst vor der Hochzeit haben, jeder hat Angst vor so einem großen Tag, aber Ihre Eltern haben mit Graf Albert eine gute Entscheidung getroffen.“ „Ich bin nicht diese Rosalinde und ich heirate auch nicht, vor allem nicht diesen Grafen.“ Mit einem letzten Ruck reiße ich mich los, renne in meinem Untergewand weg und die Rufe hinter mir spornen mich noch mehr an. Ich renne auf den Hof und drehe mich nach meinen Verfolgern um, als ich allerdings wieder nach vorne blicke, bemerke ich zu spät, dass mir ein junger Mann den Weg versperrt. Mit voller Wucht pralle ich gegen ihn und taumele zurück. Kurz bevor ich auf den Boden falle, fängt er mich mit einem Arm auf. Als ich aufblicke, schaue ich in tiefgrüne Augen und ein sanftes Lächeln breitet sich auf seinem Gesicht aus: „Entschuldigen Sie, Fräulein Rosalinde.“ Ich richte mich mit einem Ruck auf: „Ich bin weder Rosalinde, noch die Prinzessin, für die mich alle halten. Ich heiße Julia und weiß nicht, wie ich hier gelandet bin.“ „Ich weiß“, sagt er und zwinkert mir dabei zu. „Julia, du verträumte, alte Schlafmütze aufwachen wir sind angekommen!!!“ Müde öffne ich meine Augen und erinnere mich, dass wir auf dem Weg zur Abschlussfahrt auf die Reichsburg nach Cochem sind. Als wir aussteigen, trau ich meinen Augen nicht, diese Burg sieht der in meinem Traum merkwürdig ähnlich, aber ich bin zu müde, um weiter über so etwas nachzudenken. Bei der Führung kann ich mich nicht richtig konzentrieren, denn meine Gedanken kreisen dauernd um diesen merkwürdig realen Traum. Plötzlich hört man einen lauten Schrei: „Die familiären Entscheidungen treffe immer noch ich.“ Eine Tür wird aufgerissen und ein älterer Mann kommt wütend heraus, dicht gefolgt von einem jungen Burschen, der ruft: „ Ich entscheide selbst, wen ich heirate, wir sind ja nicht im Mittelalter!“ Ruckartig reiße ich meinen Kopf hoch und gucke plötzlich in ein Gesicht mit tiefgrünen Augen und einem Mund, welcher von Grübchen umspielt ist und leise ein „Julia“ haucht, als er mich sieht. Fotos: Linden (3) / Pauly (1)


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