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Deutsch lernt er mit den Kollegen ...

Ohne Deutschkenntnisse in der Eifel leben und arbeiten? Der 21-jährige Isländer Dadi Freyr Ólafsson macht genau dies. Er ist seit geraumer Zeit Praktikant im Unternehmen Weiss Druck in Imgenbroich.
Der 21-jährige Dadi Freyr Ólafsson ist im Medienhaus Weiss hauptsächlich in der Kleinakzidenz und im Digitaldruck tätig. Er kann dabei auf sein Wissen aus Island aufbauen.

Der 21-jährige Dadi Freyr Ólafsson ist im Medienhaus Weiss hauptsächlich in der Kleinakzidenz und im Digitaldruck tätig. Er kann dabei auf sein Wissen aus Island aufbauen.

Bereits mit 16 Jahren stand für Dadi Freyr Òlafsson fest, nicht ewig in seiner Heimat, einem kleinen Ort in der Nähe der Hauptstadt Reykjavík, zu bleiben. Vor über drei Jahren begann er an einer Schule seine Ausbildung im Bereich »Media Design«. Sie ist vergleichbar mit der in Deutschland anerkannten Ausbildung zum »Mediengestalter Digital und Print«. »Die Ausbildung läuft in Island anders ab«, weiß Dadi Freyr Òlafsson. Dort folgt nach der Schule eine sechsmonatige Praxiszeit, bevor man die Abschlussprüfung schreiben kann.

Förderprogramm

Über das europäische Förderprogramm »Erasmus« ist Dadi Freyr Òlafsson für diesen Praxisteil in das Monschauer Land gekommen. In der Regel verbringen die jungen Isländer diese Zeit nicht komplett im Ausland. Daher war es für ihn umso er erfreulicher, dass es bei ihm geklappt hat. Dadi Freyr hatte im Vorfeld kein Wunschziel angegeben. Ihm war es nur wichtig, diese Zeit komplett im Ausland verbringen zu können. Dass es am Ende Deutschland wurde, hat ihn aber »sehr gefreut«. Da seine Deutschkenntnisse sich gerade erst entwickeln, muss er sich die ganze Zeit auf Englisch unterhalten. Das stellt sich gerade in der Eifel als besondere Hürde heraus. Eine extra Sprachschule besucht er nicht. Mit Unterstützung seiner Kollegen bei Weiss-Druck lernt die Sprache nach dem Motto »Learning by doing«.

Schöne Eifel

Der junge Isländer wohnt in einem Appartement in Monschau und hat schon einige Vorzüge der Region kennen gelernt. Er findet die Ruhe schon sehr beeindruckend, obwohl es ihn persönlich eher in große Städte zieht. Auch beim Wetter kann Island nicht mit der Eifel mithalten - »es ist selbst hier doch deutlich besser«. Und dann erlebte er auch noch den Karneval, den es in dieser Form so im hohen Norden nicht gibt. Der 21-Jährige war sehr angetan von dieser rheinischen Besonderheit. Die Karnevalsumzüge, vor allem der in Köln, seien einfach »der Wahnsinn«.

Besonderheiten

Was fällt dem normalen Menschen eigentlich zu Island ein? Neben Pferden und Vulkanen, die schon einmal den europäischen Flugraum lahm legten, hat das Land mit der dünnsten Besiedlung in der EU einige Besonderheiten. So tragen die Polizisten laut Dadi Freyr Òlafsson keine Schusswaffen, sondern sind nur mit Schlagstöcken und Reizgas ausgestattet. Island habe zudem keine eigenen Streitkräfte, »Isländer sind viel zu friedlich für Kriege«, lacht der junge Mann. Mit wenigen Ausnahmen gibt es auch keine festen Familiennamen. Dadi Freyr heißt »Ólafsson« weil er Sohn seines Vaters Olaf ist. Seine Schwester heißt dagegen »Olafsdóttir«.

Unterschiede

Das es bei über 3000 Kilometern Entfernung auch einige Unterschiede zwischen Deutschland und dem zweitgrößten Inselstaat in Europa gibt, überrascht kaum. Die Deutschen seien freundlicher zu Fremden als Isländer. Alkohol im Supermarkt oder im Kiosk um die Ecke kaufen? So etwas kennt er nicht. In Island darf Alkohol nur in speziellen Geschäften zu begrenzten Uhrzeiten ab dem 20. Lebensjahr gekauft werden. Ansonsten bekommt man solche Getränke nur Kneipen, Diskotheken und Restaurants. Zudem würden die Deutschem noch deutlich mehr Zigaretten rauchen. Dafür sei in Island Kautabak deutlich beliebter.

Vorurteile

Doch die größten Unterschiede konnte er bei der täglichen Arbeit feststellen. Die Vorurteile über Deutsche konnte er teilweise bestätigen. Auf Pünktlichkeit würde viel mehr geachtet als in seiner Heimat. Dort würden die Arbeitgeber auch viel mehr Ablenkungen - ob durch die Smartphonenutzung oder das Hören von Musik - bei der täglichen Arbeit zulassen. Die Arbeitshaltung in der größten Volkswirtschaft der EU sei »strenger, disziplinierter, konsequenter, aber auch genauer«. Dies schätzt er sehr. In Island gehe es deutlich entspannter zu, was in seinen Augen nicht unbedingt besser ist. Ob es den jungen Isländer während oder nach dem Studium noch einmal nach Monschau ziehen wird? Wer weiß. Erst einmal ist er aber noch ein paar Monate noch im Hause Weiss tätig und wird für die Kollegen mit Sicherheit noch einiges Interessantes aus Island erzählen können.

Zukunftsplanungen

Auch wenn Dadi Freyr Òlafsson noch einige Zeit in Imgenbroich ist, geht seine Zukunftsplanung weiter voran. Mit einem jungen Kollegen aus der Kleinakzidenz besuchte er vor kurzem für ein paar Tage die deutsche Hauptstadt. Seitdem ist Berlin sein absoluter Lieblingsort. »Diese Vielseitigkeit, das Zusammenleben von so vielen verschiedenen Kulturen und Menschen sowie diese Internationalität« - alles Punkte, die ihn begeistert haben.  Dass sich der 21-Jährige generell in Deutschland wie zuhause fühlt, passt dabei für die Zukunft gut zusammen. Den Besuch in Berlin nutzte er gleich, um sich eine Hochschule anzuschauen. In Zukunft wird er auch in Deutschland bleiben. Pünktlich zum Wintersemester im Oktober startet er mit einem Studium an einer privaten Hochschule in Berlin. In einer sehr großen Stadt Leben zu wollen, sei schon länger sein Ziel. Und da »passt Berlin einfach perfekt«. Die Kurse des Studiums werden alle in englischer Sprache unterrichtet.


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