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»Ich wollte nur Gutes für Kesternich«

»Jetzt bin ich einfach noch Opa und widme mich mit Leidenschaft dem Trommler- und Pfeiferkorps«. Ulrich Offermann tritt zurück - als Ortsvorsteher von Kesternich. 27 Jahre lang hat er seinem Ort gedient und für die Bürger ein offenes Ohr gehabt. »Ich bereue keinen Tag, aber irgendwann muss es auch gut sein und jüngere Kräfte ran.«

36 Jahre jung war Ulrich Offermann, als er 1984 für den Rat der Gemeinde Simmerath kandidierte - in fast gleichem Alter wagt sich nun Sascha Schmitz in die Fußstapfen des langjährigen Fürsprechers Kesternichs zu treten. »Karl Lutterbach hat mir damals sehr geholfen, ich werde Sascha auch zur Seite stehen, aber nicht mich als großer Lehrmeister in alles einmischen«, versichert Ulrich Offermann.

Politische Maxime

»Mein erstes Projekt war die Neugestaltung des Kirchenvorplatzes - die Umsetzung gefällt mir noch heute«, erklärt der 68-Jährige voller Stolz. Das sei schließlich nicht immer der Fall. »Man muss nach bestem Wissen und Gewissen Entscheidungen treffen, aber nach vielen Jahren ist man immer schlauer«, versichert der Politiker. »Wem bringt das was?« war seine Maxime. »Ich wollte nie wissen, was nicht geht, sondern was ich machen konnte, damit es möglich wird«, unterstreicht Offermann. Wohlwollend blickt er auf die Zusammenarbeit mit Altbürgermeister Heinrich Karbig und dem früheren Gemeindedirektor Arnold Steins. »Es wirkte nicht immer so, aber wir haben gut zusammen gearbeitet und die Beiden hatten immer ein offenes Ohr«, versichert Offermann. Auf Bestreben Steins´ hin sei in Kesternich als erstem Ort in der Gemeinde ein kombinierter Fuß- und Radweg gebaut worden, um die »schwachen Verkehrsteilnehmer« vor Kraftwagen auf der viel befahrenen Bundesstraße zu schützen.

Kanal und Umgehung

Schwieriger wurde es für den Lokalpolitiker, als die Kanalisierung anstand. »Fünf Bauabschnitte und vier Beitragssatzungen in acht Jahren - das war für viele Bürger nicht zu verstehen«, erinnert sich Offermann. Besonders, weil die Kosten sehr unterschiedlich waren. »Da galt es, frühzeitig zu informieren«, fand auf Bestreben Offermanns die erste Bürgerinformation in Kesternich statt. Viele kleine Hilfestellungen habe er geben können, besonders bei privaten Bauvorhaben. »Das war mein Steckenpferd«, so Offermann. »Zweimal hat der Großmann mir das gelappt«, ist Offermann noch heute stinksauer, wenn er an die Hinhaltetaktik der großen Politik beim Thema »Umgehungsstraße« denkt. Offermann: »Da hat es auch Streitigkeiten unter den Anwohnern der Bundesstraße und der vermeintlichen Umgehung gegeben - das hätte alles nicht sein müssen. Es tut mir noch heute leid, auch wenn ich keine Schuld trage.« »Das Aus unserer Grundschule ist für mich ein persönlicher Verlust«, unterstreicht Offermann. An der Diskussion über das Für und Wider der Grundschulstandorte in der Gemeinde hat sich Offermann nicht öffentlich beteiligt und will es weiter nicht tun. »Es ist traurig, aber Schule und Gebäude sind nicht zukunftsfähig.«

Berater

»Hans-Josef Hilsenbeck war ein guter Berater - eigentlich der einzige, bei dem man dann auch keine Sorge haben musste, dass er mein Vorhaben für eigene Interessen verwendete«, lobt Offermann die Loyalität des Partei-Freundes. 2014 schied Ulrich Offermann als dienstältester Mandatsträger gemeinsam mit Hilsenbeck aus dem Rat der Gemeinde Simmerath aus. »Als Ortsvorsteher bleibt man natürlich nah am politischen Geschehen und kann Einfluss nehmen«, so Offermann. Als Vertreter des Ortes könne man auch Forderungen stellen, verantworten müsse es aber der Rat - daher habe er sich aus einigen Entscheidungen zurückgenommen. Damals schon wollte er auch als Ortsvorsteher aufhören, doch Sascha Schmitz sah seine Zeit noch nicht gekommen. »Also haben wir uns darauf geeinigt, dass ich weitermache, bis er beruflich und privat in der Lage ist, das Amt zu übernehmen«. Dies sei nun der Fall. »Ich freue mich auf mehr Freizeit, um mich Dingen zu widmen, die bislang vernachlässigt wurden«, erklärt der scheidende Ortsvorsteher. Er sei gerne Großvater und freut sich die Zeit mit seiner Familie. »Und mittwochs ist Probe beim Trommler- und Pfeiferkorps - so lange ich kann, bleibe ich da aktiv«, versichert der langjährige Vorsitzende, dem TPK auch künftig die Treue zu halten.


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