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Bürger stimmen über Grundschul-Erhalt ab

Sie eint den Gemeinderat, aber sie spaltet die Bürger in der Gemeinde Hürtgenwald: Die Gemeinschaftsgrundschule Vossenack-Bergstein, besser gesagt die geplante Schließung des Teilstandortes in Bergstein. Vossenack (Fö). Wie viele Kommunen so plagt auch die Gemeinde Hürtgenwald eine akute Geldnot. Jahrelang wurden Schulden angehäuft, nun muss ein ausgeglichener Haushalt her. Gegen den Protest vieler Bürger wurde im Vorjahr die Grundsteuer B drastisch erhöht und unter anderem das Lehrschwimmbecken in Vossenack geschlossen. Weiteres Einsparpotenzial bietet die Auflösung des Bergsteiner Grundschulstandortes. »Natürlich würden wir Geld sparen. Aber wir haben uns vor allem aus pädagogischen Gründen gegen die Fortführung des Teilstandortes in Bergstein entschieden«, unterstreicht Ernst Latzke. Er ist Pädagoge und sachkundiger Bürger im Gemeinderat für Bündnis´90/Die Grünen. Sinkende Schülerzahlen, aber besonders die schwierige Verteilung der vom Land bestimmten Lehrerstellen zwingen die Kommune zum Handeln. So verlor Bergstein schon vor Jahren seine Eigenständigkeit, blieb jedoch als Teilstandort der Vossenacker Grundschule erhalten. Eine weitere Grundschule gibt es in Straß. Gutachter rieten zur Auflösung des Teilstandortes und zum gemeinsamen Unterricht in Vossenack, das Hauptstandort der Gemeinschaftsgrundschule ist. So beschloss es dann auch der Gemeinderat mit deutlicher Mehrheit - einzig die Bergsteiner Ratsvertreter stimmten dagegen. Bürgerentscheid Doch eine Bürgerinitiative möchte die Schulschließung verhindern. Daher muss nun ein »Bürgerentscheid« her. Die Bewohner aller Orte in der Gemeinde Hürtgenwald sind vom 12. bis 18. Juni dazu aufgerufen, zwischen 8 und 18 Uhr ihre Stimme im Rathaus in Kleinhau abzugeben. Auch Briefwahl ist möglich - bis sonntags 16 Uhr. »Ein Ja schadet den Kindern und den Bildungschancen in Hürtgenwald, nicht Ihren Ratsmitgliedern oder dem Bürgermeister«, unterstreichen die Mandatsträger. Man dürfe also nicht die Wut über die Steuererhöhung mit der Entscheidung über den Grundschul-Standort vermischen. »Allen Schülern würde in Vossenack eine bessere Infrastruktur, ein optimaler Lehrerschlüssel und beste pädagogische Mittel zur Verfügung stehen«, stellt Günther Hieke (CDU) klar. So falle weniger Unterricht aus und optimale Klassengrößen könnten gebildet werden. In Bergstein gebe es keine offene Ganztagsschule, keine Inklusion und auch keine Frühbetreuung. Der Schulweg von Bergstein nach Vossenack - die Bürgerinitiative nennt 70 Minuten für Hin- und Rückweg, die Ratsvertreter 20 Minuten für die einfache Strecke - sei viel zu lang, hält die Bürgerinitiative dagegen. Zum Schulsport müssen die Bergsteiner aber heute schon nach Vossenack gefahren werden, da es nur dort eine Turnhalle gibt. Zumindest für zwei bis drei Jahre will die Bürgerinitiative den Grundschul-Teilstandort erhalten. Alternativ wurde ein zentraler Grundschulstandort in Kleinhau ins Spiel gebracht, der aber finanziell völlig utopisch erscheint. Die BI fordert Projekttage in allen Wohnorten der Schüler und Schwimmunterricht in der ersten oder letzten Stunde - damit die Kinder direkt zur Schwimmhalle nach Straß oder danach nach Hause fahren können. Eltern machen mobil »Während es der Bürgerinitiative vornehmlich um die eigenen Kinder geht, sind wir um das Wohl der ganzen Gemeinde bedacht und wollen eine Verbesserung der Grundschulbildung aller Schulkinder«, stellen die Politiker noch einmal klar. Klare Kante zeigt auch die Elternvertretung der Grundschule Vossenack: »Wenn der Standort Bergstein per Bürgerentscheid erhalten bleibt, erscheint dies auf kurze Sicht als eine für die Betroffenen begrüßenswerte Lösung. Das angedachte Konzept – der Neubau eines zentralen Grundschulstandortes, für uns alle mit Kosten von bis zu 12 Millionen Euro – ist wenig realistisch.« Das bedeute, dass in einigen Jahren die Standortdiskussion erneut geführt werde. »Investitionen in die zwei zentralen Standorte Vossenack und Straß werden den Bestand dieser beiden Schulen jetzt absichern.« Und zugleich würden mehr als 500.000 Euro Unterhaltungs- und Ausbaukosten in Bergstein eingespart. »Die Bürgerinitiative wird ihre Anhänger mobilisieren können - wer aber nur noch zwei Schulen in Vossenack und Straß will, der muss zur Wahl gehen«, betreibt Heinz Kaumanns von der SPD mehr Wahlkampf als wenn ein neuer Rat gewählt würde. »Weil es um die Zukunftsfähigkeit unserer Gemeinde geht!« Verfahren Abstimmen kann nur, wer in das Abstimmungsverzeichnis eingetragen ist oder einen Abstimmungsschein hat. Dieser kann bis Mittwoch, 14. Juni, bei der Gemeinde Hürtgenwald beantragt werden. Das Wahllokal befindet sich im Rathaus der Gemeinde Hürtgenwald, August-Scholl-Straße 5, in Kleinhau. Eine Briefwahl muss bis Sonntag, 18. Juni, 16 Uhr erfolgen. Das Wahllokal schließt um 18 Uhr. Weitere Infos gibt es unter www.huertgenwald.de


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