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Thomas Förster

Das »bayrische Modell« ist keine Option

Roetgener Grüne werben für Windkraft im Gemeindeforst und holen sich prominente Unterstützung
Die grünen Lukas Benner (v.l.), Thomas Griese, Gudrun Meßing und Oliver Krischer werben dafür, der Windkraft in Roetgen eine Chance zu geben. Foto: T. Förster

Die grünen Lukas Benner (v.l.), Thomas Griese, Gudrun Meßing und Oliver Krischer werben dafür, der Windkraft in Roetgen eine Chance zu geben. Foto: T. Förster

Bild: Thomas Förster

Roetgen (Fö). »Windkraft ja, nur nicht bei uns! Mit dieser Haltung werden wir die Energiewende nicht schaffen.« Oliver Krischer, gebürtiger Heimbacher und aktuell als Staatssekretär für erneuerbare Energien im Bundeswirtschaftsministerium unter Robert Habeck zuständig, appelliert an die Menschen in Roetgen, sich der Windkraft nicht zu verschließen. »Zwei Prozent unserer Landesfläche ist laut Wissenschaftlern ausreichend, um genügend Windkraftanlagen errichten zu können«, so Krischer. Würden in Roetgen drei bis vier Anlagen gebaut dann würden maximal 0,2 Prozent der kommunalen Waldfläche beeinträchtigt, rechnet Gudrun Messing, Fraktionsvorsitzende der Grünen in Roetgen, vor. Roetgen sei von 2700 Hektar Wald umgeben, eine Windkraftanlage nehme etwa 0,5 Hektar Fläche in Anspruch.

Natürlich sei jeder Anlagenbau ein Eingriff in die Landschaft, den man als Grüne nicht schön finde. »Aber es gibt keinen anderen Weg«, erklärt Meßing, »und der Artenschutz wird vollends berücksichtigt«, ergänzt Krischer. Die Population etwa des Rotmilan entwickle sich positiv und Schwarzstörche würden entgegen anders lautender Behauptungen gar nicht von Windkraftanlagen gefährdet.

Einzige Kommune ohne Windräder

»Roetgen ist die einzige Kommune in der Städteregion, die keine Windkraftanlagen besitzt. Das muss sich ändern«, fordert Thomas Griese, Vorsitzender des Ausschusses für Umwelt, Klima und Mobilität der Städteregion Aachen. Aktuell gibt es in den zehn Kommunen 110 Windräder: »Wir brauchen 60 bis 70 weitere Anlagen, um unseren Beitrag zur Energiewende zu leisten«, weiß Griese. »Ein Hektar Wald speichert 5,4 Tonnen CO2, ein Windrad hingegen spart im Vergleich zur Energiegewinnung mit Braunkohle 10.000 Tonnen CO2 ein«, führt Griese einen weiteren Grund an.
»Zudem sollte man immer unterscheiden, ob es sich um schützenswerten Wald oder um naturfernen Nadelwald handelt, den man eher als wirtschaftlich genutzten Forst bezeichnen kann«, so Krischer. Sich wie der bayrische Landesvater für Windenergie auszusprechen, aber sie auf eigenem Boden abzulehnen, sei keine Option.
Zugleich wirbt Thomas Griese für den Ausbau der Photovoltaik. »Dazu haben wir ein neues Förderprogramm auf den Weg gebracht, denn nur mit Energie aus Wind und Sonne werden wir erfolgreich sein - oder wollen wir irgendwann wieder Bittbriefe nach Belgien senden, Strom aus Tihange beziehen zu dürfen?«, fragt Griese.
»Erneuerbare Energien sind auch eine Frage der sozialen Gerechtigkeit - denn fossile Brennstoffe werden immer teurer und gefährden die Sicherheitspolitik«, gibt Lukas Benner zu bedenken. Der junge Bundestagsabgeordnete aus Rott ist im Rechtsausschuss des Bundestages für das Thema »Umwelt« zuständig.


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