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Ein ausgebremster Mutmacher

Wer Reiner Jakobs in diesen Tagen begegnet, der merkt sofort, dass diese Weihnachtszeit anders sein wird. Er schont nicht seine Stimme, lässt sich keinen Bart wachsen, sein Jeep pendelt nicht den ganzen Tag über zwischen Wohnhaus und Kirche hin und her und auch von seinen Helfern fehlt jede Spur. Der Grund dafür: Die Landschaftskrippe in der Höfener Kirche wird es nicht geben.
Ein wenig einsam wirkt Reiner Jakobs mit einem seiner Lämmer an dem kleinen Stall, der statt der großen Landschaftskrippe in der Höfener Pfarrkirche errichtet wird. Auch die Stimme des »singenden Hirten« wird in dieser Weihnachtszeit verstummen. »Wenn ich an die kranken Kinder denke, bleibt der Ton in meinem Halse stecken«, hofft Jakobs trotzdem auf viele Spenden. Foto: T. Förster

Ein wenig einsam wirkt Reiner Jakobs mit einem seiner Lämmer an dem kleinen Stall, der statt der großen Landschaftskrippe in der Höfener Pfarrkirche errichtet wird. Auch die Stimme des »singenden Hirten« wird in dieser Weihnachtszeit verstummen. »Wenn ich an die kranken Kinder denke, bleibt der Ton in meinem Halse stecken«, hofft Jakobs trotzdem auf viele Spenden. Foto: T. Förster

»Das macht doch alles keinen Spaß.« Ein wenig schwermütig sitzt der vielfach ausgezeichnete Ehrenamtler in seinem Wintergarten und blickt in den Garten. Dieser liegt zu dieser Jahreszeit eigentlich voll mit Holz und Moos, Tannenbäumen und vielen Kleinigkeiten, die Reiner Jakobs für sein Lebenswerk braucht: Die Landschaftskrippe. »Doch was soll ich machen? Wir müssen doch vernünftig sein«, erklärt der singende Hirte.
Und doch ist ihm die Entscheidung schwer gefallen, »aber unter den Pandemie-Umständen zwangsläufig«, wie das Krisenteam der Gemeinschaft der Gemeinden Monschaus im letzten Pfarrbrief kundtat. »Die große Landschaftskrippe in der Pfarrkirche, die in den vergangenen Jahren ein echter Besucher-Magnet war, wird nicht aufgebaut. Das Risiko der Ansteckungsgefahr für von überall anreisenden Besuchern ist zu groß.«

Kleine Krippe und Gesang im Garten

Die Kirchenvertreter haben Reiner Jakobs immerhin mit einer kleinen Aufgabe betraut: »Ich habe eine kleine Krippe auf Rädern gebaut, die an der Seite des Altarraums aufgestellt wird, um ein bißchen Weihnachts-Atmosphäre zu schaffen«, ist der »singende Hirte« stolz. »Da kommt die Heilige Familie rein und vielleicht zwei oder drei Schafe - alles andere bleibt im Keller«, bedauert der emsige Rentner. Bis zum Fest der »Heiligen Drei Könige« soll die kleine Schwester der eindrucksvollen Landschaftskrippe die Besucher der Höfener Pfarrkirche erfreuen. Ob seine fahrbare Außenkrippe an der Hauptstraße aufgestellt wird, steht noch nicht fest. Auch in den anderen Pfarrkirchen der GdG Monschau werden im der Adventszeit Krippendarstellungen aufgebaut. Besonders schmerzt Reiner Jakobs, dass durch den Wegfall seiner bekannten wie beliebten Aktion in der Höfener Pfarrkirche, wo er bis zu acht Wochen lang tagtäglich Weihnachtslieder gesungen hat, die finanzielle Unterstützung für den Förderkreis »Hilfe für krebskranke Kinder« deutlich kleiner ausfallen wird. »Wir sind aus privaten Gründen kürzlich noch im Klinikum gewesen«, so Jakobs. Auch die Kinderonkologie sei von den Einschränkungen der Corona-Pandemie betroffen. »Die Ärzte und Pflegekräfte tun dort ihr Bestes, um den kranken Kindern die bestmögliche Betreuung zu gewähren«, weiß Jakobs: »Diese wertvolle Arbeit muss gerade auch in der Corona-Pandemie weiter gehen.« Die Höfener Krippenbauer rufen deshalb zu Spenden auf das Konto des Förderkreises unter dem Stichwort »Singender Hirte« auf (IBAN: DE92 3905 0000 0000 0028 08).

Unterstützung der Bürgermeisterin

Die neue Bürgermeisterin der Stadt Monschau, Silvia Mertens, möchte das Engagement des »Singenden Hirte« gerne unterstützen. »Ich will ihm ganz sicher nicht ins Handwerk pfuschen, aber gerne Hilfe anbieten, soweit es uns als Stadt möglich ist.« Dafür wolle sie schon bald das Gespräch suchen, damit man gerüstet sei, wenn es im nächsten Jahr ohne Corona wieder eine Landschaftskrippe in gewohnter Form geben darf. Und wie verbringt Reiner Jakobs Weihnachten? »Ich werde mir eine Krippe in den Wintergarten bauen und hoffentlich einmal mehr Zeit mit meiner Familie an diesen Tagen verbringen«, sieht Reiner Jakobs auch ein wenig Positives in den Auswirkungen der Corona-Pandemie. Und auch wenn die Nachbarn den singenden Hirten dann für verrückt erklären: »Vielleicht ziehe ich das Hirtenkostüm an, gehe in den Garten und lasse dort ein leises `Stille Nacht, heilige Nacht´ erklingen.«


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