Seitenlogo

Ein banger Blick über die Berge

Von einem Tag auf den anderen war die Saison für Wintersportfreunde im März vorbei. Auch das Geschäft für den Skikeller Kaulard & Schroiff in Eicherscheid war beendet. Voller Vorfreude, aber auch besorgt blickt das Familienunternehmen auf die nächste Ski-Saison.
Unerwartet früh endete die vergangene Saison für den Skikeller in Eicherscheid. Jochen Kaulard (l.)und Stefan Schroiff sorgen sich aufgrund steigender Infektionszahlen auch um den kommenden Skiurlaub in den Alpen und damit um ihr Unternehmen, denn Wintersportfreunde sind ihre Kunden. Foto: T. Förster

Unerwartet früh endete die vergangene Saison für den Skikeller in Eicherscheid. Jochen Kaulard (l.)und Stefan Schroiff sorgen sich aufgrund steigender Infektionszahlen auch um den kommenden Skiurlaub in den Alpen und damit um ihr Unternehmen, denn Wintersportfreunde sind ihre Kunden. Foto: T. Förster

»Wir hatten nicht einmal die Hälfte der üblichen Kundentermine«, blicken Jochen Kaulard und Stefan Schroiff auf einen verhaltenen Start in ihrem Skikeller. »Die Skigebiete scheinen gut vorbereitet und werden sicherlich öffnen - doch wenn die Infektionszahlen nicht sinken und fast ganz Österreich Risikogebiet bleibt, werden viele Wintersportfreunde nicht in Skiurlaub fahren«, glaubt Kaulard. Und damit werden auch die Kunden ausbleiben - schließlich reisen etwa drei Viertel von ihnen in die Alpenrepublik, der Rest nach Italien, Frankreich, die Schweiz, ein paar wenige auch in die kleinen deutschen Skigebiete. »Etwa ein Viertel des Umsatzes ist uns  durch den Lockdown verloren gegangen«, gerieten Kaulard und Schroiff im März plötzlich in eine Situation, die der Skikeller, den es seit 2002 gibt, nicht kannte. »Alles spricht vom Klimawandel und diskutiert, wie lange ein Skiurlaub noch möglich ist - Corona hat in kürzester Zeit alles auf den Kopf gestellt«, so Schroiff. Die Mitarbeiter wurden in Kurzarbeit geschickt, später dann freigestellt - die aktuellen Aufträge kann das Duo alleine bewältigen. In der Würselener Filiale, die 2012 als Abhollager eingerichtet wurde und wo mittlerweile auch das gesamte Spektrum an Wintersport-Utensilien zu haben ist, ist eine weitere Vollzeitkraft beschäftigt. Als der Schock vom plötzlichen Saisonende auf den Pisten verdaut war, machten sich die beiden Skifreunde daran, für die neue Saison zu planen. »Natürlich war und ist das ein Wagnis, da wir im Frühjahr schon neue Ware ordern müssen, die jetzt geliefert wurde«, erklärt Stefan Schroiff. Im Skikeller, der seit 2006 in einer ehemaligen Schreinerei auf der Hauptstraße in Eicherscheid beheimatet ist, sind also die neuesten Skier und Snowboards erhältlich - ob sie geliehen oder gekauft werden, werden die nächsten Wochen zeigen.

Skigebiete sind bereit - einsichtige Skifahrer?

Jochen Kaulard hofft, dass durch die derzeitigen Maßnahmen die Zahl der Neuinfektionen wie im Frühjahr wieder rasch und deutlich senken werden: »Sofern dies der Fall ist und die aktuellen Reisewarnungen für Tirol oder Vorarlberg aufgehoben werden, sollte einem tollen Skiurlaub im Winter 2020/21 nichts im Wege stehen. Jedenfalls haben die Skigebiete umfangreiche Vorkehrungen getroffen, damit Skifahren ohne erhöhte Ansteckungsgefahr möglich ist.« So wird es Maskenpflicht in allen Gondeln und Sesselliften geben und entsprechende Schutzvorkehrungen in Skihütten geben. Multifunktionstücher, Buffs, Bandanas oder Skimasken gelten auch als Mund-Nasenschutz. Eine Contact-Tracking-App soll eine Nachverfolgbarkeit gewährleisten. Après Ski wird es in der bisher bekannten Form nicht geben. Speisen und Getränke dürfen nicht neben der Ausgabestelle und nur im Sitzen konsumiert werden. »Skifahren ist eine Freiluft-Sportart und erwiesenermaßen gesund. Man ist in der frischen Bergluft unterwegs, tankt ordentlich Vitamin D und ist viel in Bewegung. Und das tut nicht nur physisch gut, gerade nach den Einschränkungen der letzten Monate bringt ein Aufenthalt in den Bergen auch eine mentale Stärkung mit sich«, werben die Skigebiete in Österreich um Touristen, die für das wirtschaftliche Überleben einer ganzen Region wichtig sind. »Wenn man manches Video von den Gletschern sieht, muss schon dringend Einsicht bei manchem Wintersportler einkehren, wenn die Saison nicht frühzeitig beendet werden soll«, mahnt Jochen Kaulard. »Sollten unsere Kunden ihr Material bei uns reservieren, den Skiurlaub dann aber Corona-bedingt oder auch aus anderen Gründen nicht antreten können, ist eine kostenlose Stornierung wie bisher möglich«, versichert Stefan Schroiff. »Lediglich wenn wir bei sehr kurzfristigen Stornierungen das Material schon eingestellt haben, berechnen wir 15 Euro je Ausrüstung, bei Kindern 10 Euro. Um die gebotenen Abstandsregeln einzuhalten und Kunden wie auch Mitarbeiter keinen erhöhten Ansteckungsrisiken auszusetzen, gibt es im Skikeller eine Beratung auch nur nach Terminvereinbarung. Material abholen bzw. abgeben geht während der Öffnungszeiten. Und dann kommen die Beiden doch noch einmal auf den Klimawandel zu sprechen. »Die Tage, an denen es schneit, nehmen in den Alpen kontinuierlich ab«, weiß Stefan Schroiff. Aber wenn es schneit, dann derart viel, dass die Skigebiete damit gut über die restliche Zeit kommen. »Anders wird es sicherlich im Sauerland sein, wo in den letzten Jahren kräftig investiert wurde«, bedauert Kaulard. Und aus der Eifel sind die Skilifte bereits nahezu gänzlich verschwunden.


Meistgelesen