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Gesundheitliche Folgen sind nicht absehbar

Schulen im Wechselunterricht, Kindergärten auf dem Weg in den Regelbetrieb und Friseure mit vollen Auftragsbüchern ab 1. März. Gesundheitszentren hingegen, die Prävention und Rehabilitation im Fokus haben, fehlt weiter die Perspektive.

Beim ersten Lockdown waren die Türen von Fitnessstudios acht Wochen lang geschlossen, seit Anfang November darf wieder nicht trainiert werden, obwohl Einrichtungen wie »Fit for life«, MedAix oder die BodyFactory doch der Gesundheitsförderung dienen. Der WochenSpiegel hat ein paar Stimmen aus der gebeutelten Branche eingefangen. Michael Anders, Betreiber von »Fit for life« im Rollesbroicher Gewerbegebiet: »Fitness Studio ist schon lange mehr als Muckis. Es ist Ausgleich, Gesundheit, Prävention, Kommunikation, motiviert bei Depression, kontrolliert Diabetes, stärkt bei Osteoporose, baut auf nach Operationen, reguliert Gewicht. Es immunisiert, macht stark, macht Spaß, verbindet jung und alt. Es ist individuell, professionell, digital, handwerklich und wissenschaftlich.« Ralph Beuel, Betreiber der »BodyFactory« in Simmerath erklärt: »Wie viele andere bereitet die Pandemie uns wirtschaftliche Sorgen. Damit sind wir nicht allein. Aber aus gesundheitlicher Sicht habe ich wenig Verständnis für die große Politik. Das Training bei uns hilft unseren Mitgliedern gegen die unterschiedlichsten physischen und psychischen Beschwerden.« Und Gökhan R. Giray, Geschäftsführer von MedAix in Simmerath meint: »Warum sind Gesundheitszentren nicht systemrelevant? Präventive Förderung in Trainingszentrum oder Rehasport ist nicht erlaubt. Nur wer bereits Beschwerden hat, darf mit Rezept vom Arzt zur Physiotherapie kommen oder im Rückenzentrum trainieren.«

Hygienemaßnahmen waren umsonst

Dabei haben sie allesamt eine Menge getan, um die Mitglieder vor einer Virus-Infektion zu schützen.
Michael Anders: »Wir haben ausreichend Platz, um auf Abstand zu trainieren, eine gute Durchlüftung und sogar eine App, die zeigt, wie viele Menschen gerade bei uns trainieren. Am Gerät selbst wird ohne Maske trainiert, ansonsten ist ein Mund-Nasenschutz im Studio Pflicht.« Ralph Beuel: »Gute Vorsätze umzusetzen ist den Menschen ebenso nicht möglich wie durch gezieltes Sport treiben das Immunsystem zu stärken. Ich danke den Mitgliedern, dass sie uns treu bleiben in diesen unsicheren Zeiten, bin überrascht und erfreut zugleich dass wir sogar Abonennten hinzugewinnen konnten.« Gökhan R. Giray: »Wir mussten auch unser Rehasport-Konzept im Seligen Gerhard aussetzen. Dafür haben wir Online-Angebote unternommen, die aber nur schleppend angenommen werden. Wir haben nun die Zeit genutzt, um unter anderem unser Hygienekonzept neu zertifizieren zu lassen, damit wir gerüstet sind, wenn es wieder losgehen darf.« Auch die finanziellen Hilfen vom Staat sorgen bei den Unternehmern in der Gesundheitsbranche nicht für Freudensprünge. Ralph Beuel: »Die Überbrückungshilfen kommen sehr spät, die aktuellste kann man noch gar nicht beantragen. Ständig müssen wir in Vorleistung treten, denn Fixkosten wie Miete bleiben gleich. Dazu kommen die Einbußen für unsere Mitarbeiter. Michael Anders: »90 Prozent Kostenerstattung ersetzen nicht 100 Prozent Umsatz. Mir fehlt also komplett die Verdienstmöglichkeit. Dazu kommt der psychische Stress nicht arbeiten zu können und der hohe bürokratische Aufwand. Und die Fluktuation unter den Mitgliedern sorgt für Schwund, weil in dieser ungewissen Zeit kaum Neu-Abos abgeschlossen werden. Wir sind gut gerüstet. Aber wer weiß, wie lange das noch so weiter geht?«


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