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Mehr Stellen - weniger Bewerber

Das Angebot ist da, die Nachfrage auch - aber nicht immer passen Ausbildungsstelle und potenzieller Azubi zusammen. Das ist die Bilanz auf dem Ausbildungsmarkt.
Marcel Steffens fährt mit dem Moped von Haaren zum Ausbildungsplatz bei der Walbert-Schmitz GmbH & Co. KG nach Verlautenheide. Für ihn ist Mobilität kein Hindernis gewesen, eine Lehrstelle zu finden. Foto: T. Förster

Marcel Steffens fährt mit dem Moped von Haaren zum Ausbildungsplatz bei der Walbert-Schmitz GmbH & Co. KG nach Verlautenheide. Für ihn ist Mobilität kein Hindernis gewesen, eine Lehrstelle zu finden. Foto: T. Förster

»Es gibt viel zu viele Studenten«, stellt Heike Krier, Geschäftsführerin der Industrie- und Handelskammer Aachen, fest. 2021 würden 10000 Fachkräfte benötigt, aber nur 2900 Akademiker. »Wer eine gute Ausbildung in Industrie, Handel, Dienstleistung oder Handwerk absolviert, hat beste Karrierechancen«, unterstreicht sie. Auch das Handwerk, das weiterhin floriert, leidet unter fehlendem Nachwuchs. 12,7 % der 2148 Lehrverträge wurden mit Flüchtlingen abgeschlossen. »Sonst sähe es noch schwieriger aus für unsere Betriebe, Lehrlinge zu finden«, erklärt Handwerkskammer-Geschäftsführer Georg Stoffels. Die OECD habe kürzlich noch die duale Ausbildung gelobt. »Es braucht einen Bewusstseinswandel, sonst muss der Studierende demnächst selbst sein Dach flicken oder aber seine Buchhaltung machen«, sind sich Krier und Stoffels einig. Zwischen Oktober 2017 bis September 2018 wurden insgesamt 6.965 Ausbildungsstellen gemeldet, 161 (+2,4 %) mehr als im Vorjahr. 8.103 Jugendliche wurden durch die Ausbildungsvermittlung der Arbeitsagentur bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz unterstützt. Das sind 202 (-2,4 %) weniger als im Vorjahr.

682 offene Ausbildungsstellen

Bis zum Ende des Beratungsjahres am 30. September konnten nicht alle Bewerber einen Ausbildungsplatz finden, gleichzeitig blieben noch in keinem Jahr so viele Ausbildungsplätze insgesamt unbesetzt: Von den im Jahresverlauf gemeldeten Ausbildungsstellen wurden 682 nicht besetzt - ein Plus von 8,1 %. Von den gemeldeten Bewerbern waren zum gleichen Zeitpunkt noch 245 unversorgt - Ende Oktober waren es sogar nur noch 84. Damit lag die Zahl deutlich unter dem Niveau des Vorjahres (371). Im Bezirk der Arbeitsagentur Aachen-Düren kamen auf einen Bewerber durchschnittlich 0,86 Ausbildungsstellen (Vorjahr: 0,82). Angebot und Nachfrage passen in der Praxis aber oft nicht zusammen. Gründe können unter anderem darin liegen, dass die Jugendlichen nicht über die von Arbeitgebern geforderten Schulabschlüsse oder Noten verfügen, der gewünschte Ausbildungsplatz im näheren Umkreis nicht zur Verfügung steht oder die angebotenen Ausbildungsberufe nicht den Wünschen der Jugendlichen entsprechen. Ulrich Käser, Vorsitzender der Geschäftsführung der Aachener Agentur für Arbeit, fordert mehr Flexibilität bei Arbeitgebern und Azubis ein, um Bewerber und Stelle besser zusammen zu bringen.


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