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Oktoberfest made in Wittlich

Rund um den Globus ist das Münchner Oktoberfest ein Schlager. Wer es nicht nach Bayern schafft, hat vielerorts eine Alternative. Eine ganz besondere bietet schon seit über 20 Jahren die Unternehmerfamilie Bungert mit dem Wittlicher Oktoberfest. Über 35.000 Gäste werden dazu wieder erwartet.

Fassanstich zum größten weiß-blauen Spektakel in Rheinland-Pfalz ist am Freitag, 28. September, um 18.30 Uhr bei freiem Eintritt und 100 Litern Freibier. Weit über die Region hinaus, bis nach Luxemburg, Holland und Belgien, ist das Wittlicher Oktoberfest längst zu einer festen Größe geworden. Und in diesem Jahr sind es sogar fünf Wochenenden, die ganz im Zeichen von Stimmung, Musik und bayerischen "Schmankerln" stehen. Der Organisationsaufwand für die Mammutveranstaltung ist immens. Auch vor dem Hintergrund, dass das rund 5.000 Quadratmeter große Zelt im Industriegebiet Röntgenstraße bis zum Montag Abend der Wittlicher Wirtschafts Woche noch als Event-Zelt diente. Jeweils rund 100 Mitarbeiter des Shoppingcenters Bungert sorgen sich dort an den Oktoberfest-Abenden um das Wohl der Gäste, dazu kommen bis zu 40 Sicherheitskräfte. Im Vorfeld der Kultveranstaltung sprachen wir mit "Wiesn´-Wirt" Winfried Bungert. Premiere hatte das Oktoberfest 1990. Was haben Sie denn vor 22 Jahren gemacht? Winfried Bungert:  An das erste Oktoberfest auf unserem Parkplatz kann ich mich noch gut erinnern. Das war ja viel kleiner, hatte einen völlig anderen Charakter und war zudem stärker mit dem Thema `Bayern` verbunden. Damals hatten wir eine riesengroße künstliche Kuh und einen Wettbewerb im Wettmelken. Das hat mich als zehnjähriger Junge ziemlich beeindruckt (lacht). Außerdem gab´s jede Menge Anfangsschwierigkeiten. Mein Vater wollte das Fest ein Jahr später gar nicht mehr wiederholen. Er hatte allerdings nicht mit dem Protest der Kunden gerechnet. Denen hatte die Premiere so gut gefallen, dass sie unbedingt eine Wiederholung wollten. Oktoberfeste sind ja mittlerweile rund um den Globus ein Schlager. Weltweit spricht man von 2000 Nachahmern des berühmten Münchner Vorbildes und die Zahl wächst konstant. Bungert hat es mit dem  Oktoberfest an die Spitze des Landes RLP geschafft. Worauf führen Sie den großen Erfolg zurück? Winfried Bungert: Da gibt es verschiedene Faktoren. Wir investieren, entwickeln das Oktoberfest permanent weiter und fragen uns ständig, was wir noch besser machen können, um den Gästen einen Mehrwert zu bieten. Dazu kommen natürlich die Topbands. Einige davon, z.B. "Aischzeit" oder "Bayerische Musikpower" hat Bungert damals zuerst präsentiert. Da kannte die hier noch kein Mensch. Heute haben sich die Stimmungskanonen  in die Herzen der Besucher gespielt, und es gibt viele gute Kontakte in die Region. Sie freuen sich, regelmäßig hier zu sein. Dass Jung und Alt fröhlich zusammen feiern können und ein total gemischtes Publikum sind weitere Punkte, die das Oktoberfest so spannend machen. Dazu kommt die Location:. Vom Notstromaggregat über die Technik bis hin zur Toilettenanlage steht das Zelt einer modernen Veranstaltungshalle in nichts mehr nach. Was ist das Besondere am Oktoberfest 2012? Winfried Bungert: Das Auffälligste ist sicher der neue Bereich mit Service und Bedienung am Tisch. Dafür zahlt der Gast auch gerne einen Aufpreis. Der "Party-Plus-Bereich" wird erstaunlich gut angenommen, weil er viele Vorzüge bietet. Lange Wartezeiten am Tresen und Unruhe, wenn dauernd Leute aufstehen, um Bier zu holen, fallen weg. Wir haben auch weniger Glasbruch. Zusätzlich konnten wir nochmal verschiedene Verbesserungen umsetzen. So haben wir zum Beispiel einige  Glassorten durch moderne Kunststoffgläser ersetzt. Eine Top-Qualität, bei der man den Unterschied kaum sieht. Die Neukonzeption beim Thema Sicherheit hat dafür gesorgt, dass die beiden letzten Oktoberfeste sehr friedlich verliefen. Wieviele Securities sind in diesem Jahr im Einsatz ? Winfried Bungert: Pro Abend haben wir bis zu 40 Securities im Einsatz. Aus Sicherheitsgründen haben wir die Zahl der möglichen Besucher pro Abend auch nochmals etwas reduziert. Und wieviel Personal hat Bungert im Einsatz? Winfried Bungert:  Pro Abend circa 100 Mitarbeiter - an der Garderobe, im Thekenbereich, im Service oder in der Organisation. Und Sie selbst? Winfried Bungert: Als Wiesnwirt bin ich natürlich an allen Veranstaltungstagen vor Ort. Schließlich habe ich die Verantwortung für bis zu 4.000 Besucher. Ich will, dass alles optimal läuft. Meistens komme ich dann vor vier Uhr morgens nicht ins Bett. Man muss das halt mögen. Mir macht es jedenfalls einen Riesenspaß. Natürlich bin ich sehr froh, ein motiviertes Team an meiner Seite zu haben. Die Anreise per Bus erfreut sich wachsender Nachfrage. Viele Oktoberfest-Gäste lassen das Auto lieber zu Hause. Was tun Sie darüber hinaus für den Jugendschutz? Winfried Bungert: Einlass-kontrollen stellen sicher, dass nur Personen ab 16 Jahren das Festzelt betreten dürfen. Alle  ab 18-Jährigen bekommen in diesem Jahr ein Bändchen. Wer keins hat, muss das Zelt um Mitternacht verlassen. Das erleichtert die Kontrolle.  Was ist die größte logistische Herausforderung  bei der Mammutparty? Winfried Bungert: Das ist für uns auf jeden Fall das Thema Service. An den stärksten Tagen müssen wir im VIP-Bereich bis zu 800 Menschen bedienen. Eine riesen Herausforderung ist natürlich auch die relativ kurze Zeitspanne zwischen dem Ende der Wirtschafts Woche und dem Fass-anstich. Wir haben nur drei Tage, um Theken, Technik und Dancefloor Zelt aufzubauen und alles schön zu dekorieren. Mittlerweile gibt es aber auch schon eine gewisse Routine und optimierte Abläufe. Woher kommen Ihre Gäste? Winfried Bungert: Da ich auch unsere Facebook-Seite betreue, habe ich da einen gewissen Überblick. Am weitesten reist in diesem Jahr eine Gruppe aus Holland an. Die bleiben auch länger. Die größte Einzelgruppe hat 2012 ca.  400 Personen. Von Brezn´, Bier und Haxn´ bis hin zum passenden Trachtenoutfit: Das Unternehmen Bungert lebt das Oktoberfest ja auch im Warenangebot. Wie verkaufen sich "Krachlederne" und Dirndl in der Eifel? Winfried Bungert: Sensationell. In den Anfangsjahren liefen nur die Dirndls gut. Die Nachfrage nach Lederhosen war relativ verhalten, weil die Jungs sich nicht getraut haben. Mittlerweile stehen die Herren den Damen da in nichts mehr nach. Abends im Zelt sieht das supercool aus. Mittlerweile fallen wohl die `Nichttrachten-Träger" eher auf als die anderen. Was ist modisch ein must have beim Oktoberfest 2012. Winfried Bungert: Bei den Herrenhemden sind in diesem Jahr große Karos angesagt, klassisch in rot-weiß oder royal blau mit weiß. Bei den Mädels dominieren je nach Geschmack Flamingo- oder Minttöne. München steht 2012 kurz vor der 10-Euro-Grenze für die Maß Bier. Was kostet der Liter bei Bungert? Winfried Bungert: Unser Bierpreis bleibt auch 2012 stabil. Mit 7,50 Euro pro Maß Original Bayrisches Oktoberfestbier bewegen wir uns deutschlandweit übrigens im unteren Mittelfeld. Ein Blick in die Zukunft: Wo sehen Sie das Wittlicher Oktoberfest in zehn Jahren? Winfried Bungert: Wenn die GEMA bei ihren derzeitigen Plänen bleibt, wird es schwierig  werden. Vor allem auch für die Vereine. Die Bands für das Oktoberfest 2013 sind jedenfalls schon gebucht. Mit Winfried Bungert sprach WochenSpiegel-Redakteurin Stephanie Baumann. 


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