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Unternehmerischen Weitblick zeigen

Demografischer Wandel hin, Fachkräftemangel her - es scheint so einfach wie selten zuvor zu sein, einen Ausbildungsplatz in der Region zu finden. Immer mehr Stellen werden angeboten und immer weniger Bewerber buhlen um den Einstieg ins Berufsleben. Auch wenn die Zeiten, als man über den Vater, Freunde oder im Bekanntenkreis eine Lehrstelle ergatterte, vorbei zu sein scheinen.
Ob im Handwerk, in Industrie, Handel oder Dienstleistung - der Einstieg ins Berufsleben scheint so einfach wie nie zuvor.

Ob im Handwerk, in Industrie, Handel oder Dienstleistung - der Einstieg ins Berufsleben scheint so einfach wie nie zuvor.

»Unternehmerischen Weitblick zeigen«, appelliert derweil Gabriele Hilger, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Aachen-Düren, an die Unternehmer, dem Nachwuchs eine Chance zu geben. »Eine gute Ausbildung ist und bleibt der Garant für eine berufliche Zukunft«.

Weniger unversorgt

6.536 Ausbildungsstellen wurden von Oktober 2014 bis September 2015 angeboten - ein Plus von 4,4 Prozent. Hingegen sank die Zahl der Bewerber um 4,9 Prozent auf 8.236 Jugendliche. Somit kommen 0,8 Ausbildungsstellen auf einen Bewerber. »Das ist natürlich ein statistischer Wert«, relativiert Hilger, schließlich entspreche das Angebot nicht immer den Wünschen der Nachfragenden. So konnten 395 Stellen nicht besetzt werden (Vorjahr: 394), während 281 Bewerber keine Lehrstelle bekommen haben (Vorjahr: 467, -40 Prozent). Die der Industrie- und Handelskammer Aachen angeschlossenen Betriebe konnten 4.363 Ausbildungsverträge schließen - ein Plus von 2,9 Prozent. »Dabei hat besonders der produktive Bereich profitiert, bei den Kaufleuten ist die Nachfrage traditionell gut«, weiß Gisbert Kurlfinke, IHK-Gruppenleiter Ausbildung. »Dennoch müssen wir gerade Abiturienten verstärkt für eine duale Ausbildung und die Möglichkeit des dualen Studiums begeistern«, weiß Kurlfinke. Schließlich entspreche dies einem Bachelor-Studium. »Nicht jeder wird an der Uni glücklich«, weiß der IHK-Fachmann. Ausbildungsbegleitende Hilfen und die so genannte »assistierte Ausbildung« seien Hilfsmaßnahmen, die Jugendlichen mit erhöhtem Unterstützungsbedarf zum Erfolg auf dem Arbeitsmarkt verhelfen.
Auch die Handwerkskammer Aachen vermeldet Positives: »Mit einem Plus von 3,3 Prozent mehr Ausbildungsverträgen liegen wir deutlich über dem Bundesschnitt von 1,1 Prozent«, weiß Geschäftsführer Georg Stoffels. Die gute Konjunktur und das Verständnis der Betriebe, das eigener Nachwuchs der Beste ist, habe zum tollen Ergebnis von 2.200 Ausbildungsverträgen beigetragen.

Zeit für Integration

Stoffels wirft eine weitere Möglichkeit in den Raum, dem Fachkräftemangel vorzubeugen: »Bis zum Jahresende will der Gesetzgeber eine Aufenthaltsregelung für Asylbewerber für die Ausbildungszeit festlegen.« Viele Handwerker fragten bereits nach potenziellen Mitarbeitern unter den Flüchtlingen, bieten Praktika und Schulungsmaßnahmen an. »1045 der 8.236 Bewerber sind ausländischer Herkunft«, stellt Gabriele Hilger klar, dass schon immer ausländische Mitbürger, Asylbewerber und Flüchtlinge auf dem deutschen Arbeitsmarkt tätig waren. »Aktuell gibt es da noch keinen extremen Anstieg zu verzeichnen.« Wer auf ausländische Fachkräfte setze, müsse Zeit mitbringen. »Sechs- bis zwölfmonatige Einstiegsqualifizierungen sind wichtig für die Integration der Menschen auf dem Arbeitsmarkt«, weiß Gisbert Kurlfinke. »Diese Menschen wollen arbeiten und nehmen viel auf sich«, unterstreicht Stoffels, der gerade erst neue Bäckerlehrlinge mit ausländischer Herkunft vermitteln konnte, die mitten in der Nacht zur Arbeit gehen müssen.

Nur jeder vierte Betrieb bildet aus

Dass nur 6.008 der 25.267 Betriebe im Bezirk der Arbeitsagentur ausbilden sei eine normale Quote, so Hilger. »Viele neugegründete und Kleinstbetriebe können nicht ausbilden. Aber diejenigen, die ausbilden, wissen, auf wen sie sich verlassen können.« Derweil dauert die Nachvermittlung bis zum Jahresende an. Wer noch eine Lehrstelle sucht oder einen Ausbildungsplatz anbieten kann, sollte sich gebührenfrei unter Tel. 0800/4555520 melden.
Weitere Infos gibt es unter www.arbeitsagentur.de


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