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Thomas Förster

Volles Haus zur Lesung "Bodin lacht"

Die Freunde fürs Lesen hatten eingeladen zur Lesung "Bodin lacht" und vierzig Zuhörerinnen und Zuhörer kamen in die Gemeindebücherei Simmerath. Sie erlebten ein sehr reizvolles Zusammenspiel von Wort und Klang. Die Autorin Sylvie Schenk las aus ihrem neuen Buch und Heribert Leuchter begleitete sie auf Klarinette und Saxophon.

Auch im Roman spielt Musik eine Rolle. Schließlich ist Evelyn Gorda eine gute Pianistin, die zusätzlich zu ihren Auftritten Klavierunterricht gibt. Eines Tages wird sie tot im Blausee gefunden. Ein ermittelnder Kommissar ist sich sicher, in dem Hermaphrodit und Klavierschüler Martin den Mörder gefunden zu haben. Seine Kollegin Liliane verfolgt eine andere Spur. War es vielleicht der Psychotherapeut Bodin, der Martin behandelt und früher der Geliebte von Martins Mutter war? Oder gar Martins Mutter, die nicht altern möchte und dem Alkohol verfallen ist? Der Roman ist aus den unterschiedlichen Perspektiven der zahlreichen Protagonisten geschrieben. Dadurch werden tiefe Einblicke in deren Seelen gewährt, Geschichten weitergetragen, die eigentlich nicht für fremde Ohren bestimmt waren. Wie alle zueinander stehen, auf welcher Gratwanderung ihres Lebens sie sich jeweils befinden, darüber webt Sylvie Schenk über gut 300 Seiten eine filigrane Geschichte in filigranen, oft sehr anmutigen, bildhaften Sätzen. Nicht ohne Grund wählte die Autorin für die Vorderseite des Buchumschlags die Abbildung eines Gänsespiels, ein altes Spiel, dessen Abfolge der Felder als Abbild des menschlichen Lebenswegs interpretiert werden kann, der von einem ungewissen Schicksal bestimmt wird und auf dem sich Glück und Pech, Vor und Zurück, Gewinn und Verlust stetig abwechseln. Wie die Vorlage, so auch die Darbietung. Sylvie Schenk, gebürtige Französin, die in den französischen Alpen und in Stolberg lebt, zog das Publikum durch ihre ruhige, dennoch akzentuierte, manchmal augenzwinkernde und mit sympathischem französischen Akzent unterlegte Vortragsweise in ihren Bann. Klug wählte sie die einzelnen Passagen aus, um den Kriminalfall und die Verdächtigen vorzustellen, Spannung aufzubauen und selbstverständlich  das Ende nicht zu verraten. Heribert Leuchter, der über Aachens Grenzen hinaus bekannte freischaffende Musiker und Komponist, begleitete die Lesung sowohl stimmlich als auch musikalisch zurückhaltend und doch prägnant. Er leitete die Kapitel ein, nummerierte sozusagen die Spielfelder und widmete jeder der handelnden Personen  ein musikalisches Motiv. Mal mit der Klarinette, mal mit dem Saxophon kündigte er ihr Auftreten oder die Situation der Umgebung an, sodass man glaubte, den leisen Wind durchs Schilf wehen zu hören oder den kräftigen, in die Jahre gekommenen und schließlich desillusionierten Psychiater bildhaft vor sich zu sehen.   Nach dem Dank des Fördervereins der Gemeindebücherei belohnte auch das Publikum die befreundeten Künstler am Ende mit viel Applaus und nutzte die Gelegenheit, Bücher von der Autorin signieren zu lassen.


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