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Wald für den Klimawandel wappnen

Kahlschläge gehören der Vergangenheit an - eigentlich, denn die Schäden, die der Borkenkäfer in den letzten trockenen Sommerzeiten verursacht hat, zwingen Forstwirte zum radikalen Handeln. »Baumarten zu mischen ist das Gebot der Stunde«, unterstreicht Monschaus Stadtförster Klaus-Jürgen Schmitz.
0,72 Hektar Fichtenwald mussten zwischen Höfen und Kalterherberg abgeholzt werden, da die Bäume vom Borkenkäfer befallen waren. Dabei bleibt der schwere Harvester auf den alten Rückegassen, damit der Waldboden nicht zu sehr verdichtet wird. Klaus-Jürgen Schmitz (l.) und Thomas Boden setzen nun auf eine Baumartenmischung, um den Monschauer Stadtwald für den Klimawandel und seine Folgen zu rüsten. Foto: T. Förster

0,72 Hektar Fichtenwald mussten zwischen Höfen und Kalterherberg abgeholzt werden, da die Bäume vom Borkenkäfer befallen waren. Dabei bleibt der schwere Harvester auf den alten Rückegassen, damit der Waldboden nicht zu sehr verdichtet wird. Klaus-Jürgen Schmitz (l.) und Thomas Boden setzen nun auf eine Baumartenmischung, um den Monschauer Stadtwald für den Klimawandel und seine Folgen zu rüsten. Foto: T. Förster

1780 Hektar Wald und damit fast 19 Prozent des gesamten Stadtgebietes von Monschau bewirtschaftet der Forstbetrieb - fast zwei Drittel davon sind mit Fichten bewachsen. Und genau dieses Kieferngewächs hat besonders große Probleme mit dem Klimawandel. »Die Trockenheit in Frühjahr und Sommer und die rasante Vermehrung des Borkenkäfers zwingen uns zum Handeln«, erklärt Klaus-Jürgen Schmitz, der bei der Stadt Monschau für den Forst verantwortlich ist. Dabei setzen er und seine Mitstreiter bereits seit 2013 auf eine bessere Durchmischung des Stadtwaldes. Besonders viel Douglasie, Weißtanne, Robinie oder Elsbeere wurden angepflanzt. »Aber natürlich wollen wir auch Buche oder Birke ihren Raum geben«, versichert der Stadtförster. Die großen Fichtenbestände in der Region sind noch Auswirkungen der Nachkriegszeit. »Damals war alles kahl, es gab nichts anderes und die Bevölkerung brauchte dringend Holz - also setzen die Menschen nicht nur in der Eifel auf die Fichte«, weiß Schmitz. Und ein Waldbau gehe eben über mehrere Generationen. Schmitz: »Daher wissen wir heute auch nicht, ob unsere Maßnahmen zum Erhalt des Waldes unter neuen klimatischen Bedingungen erfolgreich sein werden - wir können uns nur auf wissenschaftliche Erkenntnisse stützen.«
Dabei wird Schmitz auch von seinem Praktikanten Thomas Boden unterstützt. Der Monschauer hat Forstwissenschaften und Waldökologie studiert und sammelt aktuell Praxiserfahrung, ehe er sein Anerkennungsjahr beim Landesbetrieb Wald und Holz NRW antreten möchte. »Der Borkenkäfer greift Laubhölzer nicht an und gegen Nadelgehölz, das längere Dürrezeiten aushält, hat er keine Chance«, weiß Boden.

Holz bindet das Doppelte an CO2

Jungbäume werden dicht aneinander gepflanzt, damit sie möglichst astfrei bleiben und in die Höhe der Sonne entgegen wachsen. »Mit und mit wird der Jungbestand ausgedünnt - die starken Triebe können sich im Wald entfalten, die schwachen werden entnommen«, erklärt Schmitz. »Dies ist notwendig, um die Stabilität des Waldes gegen Stürme und andere Schadereignisse wie Schneebruch zu steigern«, ergänzt Boden. Werden Bäume gefällt, dann bleiben Kronen und Astwerk im Wald zurück, da die Hauptnährstoffe in Ästen und Nadeln enthalten sind. »Ein Kilogramm Holz besteht zu 50 Prozent aus Kohlenstoff«, rechnet Boden vor. Manches Holz wachse schnell, anderes verfüge über eine höhere Dichte - im Durchschnitt bindet daher ein Kilogramm Holz fast doppelt soviel CO2. Und das ganz gleich, ob es gerade im Wald steht, ein Möbelstück geworden oder zu einem Neubau verarbeitet worden ist. Wichtig ist Schmitz aber auch die Zusammenarbeit mit den Pächtern der sieben Jagdbezirke. »Wir wollen nicht wahllos Wild schießen lassen, aber wir brauchen eine Regulierung, damit die jungen Baumtriebe eine Chance haben«, so Schmitz. Danach sind Wildbestände dann angepasst, wenn die Verjüngung der Hauptbaumarten ohne Schutzmaßnahmen möglich ist und frische Schälschäden nicht großflächig auftreten. Die Zusammenarbeit mit dem Nationalparkforstamt lobt der Stadtförster in diesem Zusammenhang. »Wir führen gemeinsame Wildzählungen durch und arbeiten bei der Schadensregulierung vertrauensvoll zusammen«, erklärt Klaus-Jürgen Schmitz und rechnet vor: »Wild gehört zum Wald - zehn Rehe auf 100 Hektar zu erlegen ist dabei eine gute Kennzahl«. »Wir werden daran gemessen, in welchem Zustand der Wald ist«, weiß Schmitz und Boden ergänzt: »Der Wald hat viele Schutzfunktionen - für Boden, Wasser, Klima, Lärm und Immissionen. Aber natürlich ist der Wald auch Erholungsort und hat eine Bildungsfunktion«. Daher müssten auch die Besucher des Waldes sensibilisiert werden, möglichst auf den Wegen zu bleiben und das Wild nicht zu stören. Und ganz nebenbei muss sich der Stadtwald auch noch rechnen. »Mit Ausnahme von 2019, in dem der Holzpreis völlig im Keller war, haben wir stets einen Überschuss erzielt - in den letzten zehn Jahren insgesamt ein Plus von zwei Millionen Euro«, verkündet Schmitz nicht ohne Stolz. Das Nadelholz wird als Baumaterial an Sägewerke im näheren Umkreis verkauft, durchforsteter Jungbestand wird etwa zur Zellstoff-Herstellung veräußert. Übrigens: Wegen Baumfällarbeiten ist die Grünentalstraße K21 zwischen Hammer und der Abzweigung Widdau bis zum 10. März gesperrt. Eine Umleitung ist ausgeschildert.


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