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Pokern um Eiswein wurde belohnt

Moselwinzer zeigten Nervenstärke und konnten am Sonntag und Montag Eiswein ernten. Kalte Finger wurden mit Spitzen-Mostgewichten "entschädigt".
Eiseskälte aber fröhliche Gesichter: Die Ernster Winzer Peter und Thomas Göbel (Mitte) vom Weingut

Eiseskälte aber fröhliche Gesichter: Die Ernster Winzer Peter und Thomas Göbel (Mitte) vom Weingut "Göbel-Schleyer" haben am Montagmorgen bei minus acht Grad rund 120 Liter Eiswein geerntet. Das Mostgewicht lag bei 130 Grad Öchsle. "Ideal" wie Peter Göbel sagt. Foto: Mario Zender

Dick eingepackt in mehrere Jacken und Pullover, Mützen und Handschuhe: Was nach Wintersport aussah, war es am Montagmorgen gegen 7.30 Uhr in Ernst auch in gewisser Hinsicht. Denn die beiden Winzer Peter und Thomas Göbel waren mit zehn abgehärteten Helfern im Weinberg in der Lage "Ernster Kirchlay". Bei minus acht Grad galt es an rund 700 Stöcken Riesling-Reben die hart gefrorenen Trauben für Eiswein abzuernten. Peter Göbel: "Es ist bitterkalt, aber für die Eisweintrauben ist das ideal". Etwa drei Stunden haben die Helfer vor sich, bis sie die Rebstöcke abgeerntet haben. Immer mal wieder geht einer der Erntehelfer zwischendurch an einen Holzpilz, den Thomas Göbel am Rande des Weinberges aufgestellt hat, "die Wärme zwischendurch tut sehr gut" sagt er. Trotz der frostigen Kälte ist die Stimmung im Weinberg gut. Dabei sah es lange danach aus, dass im Jahrgang 2018 gar kein Eiswein geerntet werden könnte. Obwohl viele Moselwinzer auf die edelsüße Weinspezialität gesetzt und die behördliche Anmeldung dafür vorgenommen hatten. Insgesamt 183 Winzer von Mosel, Mittelrhein und Ahr waren es laut Nadja Winter von der zuständigen Landwirtschaftskammer in Bad Kreuznach, die das Wagnis Eiswein eingingen. In Rheinland-Pfalz müssen die Winzer seit 2013 ihre Eiswein-Flächen anmelden. Dadurch kann die Weinkontrolle überprüfen, ob die Trauben dort auch für die Eisweinproduktion geeignet sind. Dass es auch wirklich mit dem Eiswein des Jahrgangs 2018 klappt, haben offenbar die wenigsten noch gehofft. Michael Schlägel, Geschäftsführer des Bauern- und Winzerverbandes in Cochem: "Die meisten hatten es schon aufgegeben, andere aus den letzten Trauben, die noch am Stock hingen, einen Nikolauswein geerntet." Für Peter und Thomas Göbel vom Weingut "Göbel-Schleyer" hat sich das "pokern" um die edelsüße Kostbarkeit gelohnt. Nach eigenen Angaben liefen am Montagmorgen rund 120 Liter edelsüßer Most aus der Kelter. "Das Mostgewicht lag bei 130 Grad Öchsle, also ideal", lacht Peter Göbel. In etwa drei Monaten etwa ist der trübe Most des Jahrganges 2018 zu Riesling-Eiswein vergoren, in die Flasche abgefüllt und verkaufsfertig. Ganz billig ist die edelsüße Spezialität verständlicherweise nicht. Etwa 28 Euro wird eine 0,375 Liter Flasche Eiswein kosten. "Es ist halt eben ein enormer Aufwand, der dahinter steckt", so Peter Göbel. Seine zehn hartgesottenen Helfer konnten davon am Montagmorgen nach drei Stunden bei acht Grad Minus ein Lied singen... Die Eisweinernte: Das Weingesetz schreibt minus 7 Grad vor Trauben für Eiswein müssen laut Weingesetz bei mindestens minus 7 Grad gefroren geerntet und sofort im Weingut gepresst werden. Das in den Beeren enthaltene Wasser kristallisiert bei unter Minus 7 Grad größtenteils aus. Nur der in den Trauben enthaltene Zucker bindet nicht kristallisiertes Wasser und Fruchtsäuren. Resultat sind höchst konzentrierte, süße Weine. Für den Winzer besteht beim Eiswein ein besonderes Risiko, denn wird es nicht kalt genug, kommt es zum Totalausfall.


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