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"Du trinkst, was du bringst!"

Im Herbst zieht der Kaisersescher VG-Bürgermeister Albert Jung zu Hause häufig die Gummistiefel an. Grund: Seit 15 Jahren produziert er in Knebels Mosterei im Forster Ortsteil Molzig Apfelsaft.

Apfelsaft produzieren ist keine ganz trockene Angelegenheit - in diesem Jahr aber auch eine sehr arbeitsintensive. Nach der sehr geringen Apfelernte 2017 - Fröste haben die Bäume mitten in ihrer Blütephase getroffen - ist in diesem Jahr eine Rekordernte herangewachsen. "Im vergangenen Jahr hatte ich viel Freizeit", lacht Jung, der mit seinem Sohn Johannes einen jungen, sehr motivierten Assistenten hat. Und die Hilfe kann er in diesem Jahr - während der rund sechswöchigen Kampagne - gut gebrauchen. "So viele Äpfel wurden noch nie angeliefert", schüttelt der Saftproduzent ungläubig den Kopf. Die Kapazitätsgrenze sei lange erreicht. Alte Sorten für den Saft 100 Kilogramm Äpfel sind für 50 bis 60 Liter Saft gut. Fünf Liter werden mit 4,65 Euro (inklusive Mehrwertsteuer) berechnet. Dafür erhält der Kunde naturtrüben Apfelsaft der einen höheren Anteil an Polyphenolen aufweist, die für die Gesundheit förderlich sein sollen. Welche Sorten eignen sich für Apfelsaft? Albert Jung setzt auf alte Sorten. Zu den angesagten gehören jene, die auf den Streuobstwiesen der Region in der Eifel, an der Mosel und auf dem Hunsrück zu finden sind. Gascoynes Scharlachroter, Harberts Renette, der Rheinische Winterrambur und der als Mahlapfel bekannte Rheinische Bohnapfel sind Jungs Favoriten. "Tafeläpfel wären viel zu süß. Die alten Sorten liefern beste Saftqualitäten wegen ihrer guten Säure", so der Experte. Das gilt auch beispielsweise für Birnen, die der Molziger - wie Quitten - ebenfalls zu Saft verarbeitet. Die Obstsorten können aber auch gemischt werden, um einen naturtrüben Multisaft zu erhalten. Saftproduktion ist ein geschlossener Kreislauf Der Weg zum Apfelsaft ist in Knebels Mosterei zum größten Teil automatisiert: In einer Bandpresse, die Albert Jung seit drei Jahren hat, wird die Maische gepresst. Der Saft wird über Schläuche in Tanks geleitet, anschließend pasteurisiert - Vitamine und Inhaltsstoffe bleiben erhalten - und später in fünf Liter fassende Saftkisten abgefüllt. Der Saft, bei dem sich Jung dem Motto "Du trinkst, was du bringst" verschrieben hat, hält sich ungeöffnet ein Jahr - geöffnet ohne Kühlung zwei bis drei Monate haltbar. Der Apfeltrester fällt in eine Box und wird als Viehfutter genutzt. "Mein Nachbar hat Kühe und die fressen den Trester sehr gerne. Für mich ist es wichtig, dass es sich bei der Produktion des Apfelsaftes um einen geschlossenen Kreislauf handelt", sagt Albert Jung. Jeder Baum bekommt einen Wert Warum er das alles macht? "Es gibt mehrere Gründe. Mein Urgroßvater hat vor mehr als 110 Jahren Apfelbäume gepflanzt und hier schon Apfelsaft und Viez produziert. Seine Bäume tragen übrigens heute noch Äpfel. Die Früchte werden weder mit Pflanzenschutzmitteln noch mit Chemie behandelt und wachsen völlig natürlich auf meinen Obstwiesen. Also pflege ich die Familientradition. Zum anderen unterstütze ich damit alte Apfelsorten und erhalte die Ästhetik der Landschaft. Jeder Baum bekommt einen Wert und wird durch seine Nutzung geschützt. Ein Baum ist auch immer ein Generationvertrag", beschreibt der ehemalige Förster seine Motivation. Fotos: Pauly www.knebels-mosterei.de


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