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Waffen und Sprengstoff: Beihilfe-Vorwürfe gegen Azubi

Bei der Bundeswehr in Büchel ist der Fall nur ganz wenigen in der Chefetage bekannt. Dabei hat der Vorgang und seine Vorgeschichte bereits für hohe Wellen im Verteidigungsministerium gesorgt. In der Kaserne in Büchel macht ein junger Mann, der indirekt in den Skandal um verschwundene Waffen bei der Eliteeinheit der Bundeswehr, »KSK«, verwickelt sein soll, seine Ausbildung.
Gegen einen Fluggerätemechaniker-Azubi bei der Bundeswehr Büchel wird wegen Beihilfe zum Verstoß gegen das Waffen- und Sprengstoffgesetz ermittelt.       Archiv-Foto: Zender

Gegen einen Fluggerätemechaniker-Azubi bei der Bundeswehr Büchel wird wegen Beihilfe zum Verstoß gegen das Waffen- und Sprengstoffgesetz ermittelt. Archiv-Foto: Zender

Von Mario Zender
Hintergrund des aktuellen Verfahrens (Az. 373 JS 48/20) ist die Verurteilung eines ehemaligen Elitesoldaten des Kommandos Spezialkräfte (KSK).  Der inzwischen suspendierte Oberstabsfeldwebel der 2. Kompanie des »KSK« hatte in Kisten und Säcken ein gefährliches Arsenal in seinem Garten in Collm (Landkreis Nordsachsen) vergraben. Bei einer Durchsuchung des Grundstücks des 45-Jährigen waren im Mai vergangenen Jahres unter anderem mehrere Kilogramm professioneller Sprengstoff, ein Sturmgewehr AK47, tausende Stück Gewehr- und Pistolenmunition, eine Armbrust, eine Nebelhandgranate, Schusswaffen sowie weitere Waffenteile gefunden worden. Da das Sturmgewehr und Teile der Munition dem Kriegswaffenkontrollgesetz unterliegen, wurden die Ermittlungen von der Generalstaatsanwaltschaft Dresden durchgeführt. Im März diesen Jahres wurde der Ex-KSK-Soldat vom Landgericht Leipzig zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt. Das Gericht sprach den suspendierten Soldaten wegen Verstößen gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz, das Waffengesetz und das Sprengstoffgesetz schuldig.
Beim Vergraben eines Teils der Waffen soll ihm sein damals minderjähriger Sohn geholfen haben. Gegen den Mann aus dem Kreis Cochem-Zell ermittelt nun die Generalstaatsanwaltschaft Dresden wegen Beihilfe zum Verstoß gegen das Waffen- und Sprengstoffgesetzt.
Der 18-jährige Beschuldigte absolviert nach Informationen des WochenSpiegel bei der Bundeswehr in Büchel eine Berufsausbildung. Auf Anfrage unserer Zeitung bestätigt ein Sprecher der Luftwaffe in Berlin, dass der 18-Jährige seit 1. September 2019 in Büchel eine Ausbildung zum Fluggerätemechaniker erhalte. »Diese Ausbildung absolviert der Mann an einer zivilen Ausbildungswerkstatt auf dem Gelände der Fliegerhorstes.« Nach Angaben des Luftwaffensprechers komme der Azubi dabei auch nicht in sicherheitsrelevante Bereiche des NATO-Flughafens. Die Ausbildung würde auch nicht an Maschinen im laufenden Betrieb erfolgen. Zudem, so betonte der Luftwaffensprecher, werde der betreffende Azubi »aus persönlichen Gründen seinen Ausbildungsvertrag zum 31. August beenden«.
Nach Informationen unser Zeitung kamen die Ermittler dem Sohn durch Fingerabdrücke auf die Spur. An einem Eimer, der mit Waffen gefüllt war und auf einem Grundstück in der Erde vergraben war, hatten die Ermittler Hinweise auf den Sohn gefunden. Ob es sich um Fingerabdrücke oder DNA-Spuren handelte, war aus Ermittlerkreisen nicht zu erfahren.
Die Razzia auf dem Privatgelände des Vaters und ehemaligen KSK-Soldaten erfolgte nach einem Hinweis des Militärischen Abschirmdienstes (MAD). Seit 2017 hatte die Behörde den Mann im Visier. Er soll im April 2017 auch bei der folgenschweren »Schweinekopf-Party« der 2. Kompanie des »KSK« dabei gewesen sein, mit der die Rechtsextremismus-Affäre bei der Spezialeinheit begonnen hatte. Die 2. Kompanie der Eliteeinheit war nach Bekanntwerden der Vorfälle vergangenes Jahr aufgelöst worden. Welche Rolle genau der Sohn des Ex-Elitesoldaten bei der Hortung der Waffen in einem Erd-Depot hatte, wird vermutlich erst im Prozess geklärt werden. Hat er »nur« seinem waffenbegeisterten Vater geholfen oder hat er aus eigenem Interesse die Waffen versteckt?
Die Ermittlungen gegen den Azubi aus Cochem sind mittlerweile abgeschlossen, wie die Pressesprecherin der Generalstaatsanwaltschaft Dresden, Staatsanwältin Dr. Nicole Geisler, auf WochenSpiegel-Anfrage bestätigt. Wie das Ergebnis der Ermittlungen ist, wollte die Behördensprecherin »noch nicht« mitteilen. Dazu könne erst in zwei Wochen eine entsprechende Stellungnahme abgegeben werden.
Bericht folgt!


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