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Der Tag, an dem sich der Schlagbaum hob

Der Schlagbaum ging hoch, an jenem 1. Januar 2006, und markierte damit das endgültige Ende des Truppenübungsplatzes Vogelsang. Erstmals durften Besucher auf kurzfristig markierten Wegen die weiten Ebenen der 3.200 Hektar großen Fläche auf der Dreiborner Hochfläche erkunden. Ehemalige Bewohner der heutigen Wüstung Wollseifen hatten die Möglichkeit, in ihr altes Dorf zurückzukehren. Zehn Jahre ist es nun schon her, als besagter Schlagbaum am Walberhof den Weg zur Hochfläche und der darin liegenden ehemaligen NS-„Ordensburg“ Vogelsang freigab. Er kehrte jedoch zurück - als Parkschranke, an der Besucher heute ihre Ticket ziehen müssen ...

Die Nationalparkverwaltung Eifel freute sich damals, dass die über die 3.200 Hektar bundeseigenen Flächen im Nationalpark, die großen Offenlandflächen mit ihren weiten Graslandschaften und wertvollen Schluchtwäldern nun auch für die Öffentlichkeit zu erleben war. Um die Fläche für Besucherverkehr herzurichten, blieb indes nicht viel Zeit: In nur wenigen Wochen musste per Kampfmittelräumdienst für die Sicherheit gesorgt, ein vorläufiger Wegeplan über 50 Kilometer Länge mit den Beteiligten abgestimmt und die Wege mit farbig unterschiedlichen Wegpfosten markiert werden. Zu groß war die Gefahr, dass die Gäste auf den Panzertrassen und nicht auf den Wegen liefen.

Infotafeln

„Ich war damals sehr froh, dass wir es in so kurzer Zeit – in enger Kooperation mit den Kollegen des Bundesforstes geschafft hatten, das Gebiet für den hohen Besucherverkehr vorzubereiten“, erinnert sich Nationalparkleiter Henning Walter. Für alle offiziellen Eingänge entwickelte die Nationalparkverwaltung kurzfristig große Infotafeln mit dem Wichtigsten: Kartenausschnitte, den wichtigsten Informationen zum Gebiet und den Ver- und Geboten zum Verhalten sowie Faltblätter mit den Wanderwegen in Entnahmeboxen. Auf den Wegen zu bleiben war auf der Dreiborner Hochfläche nicht nur aus Naturschutzgründen wichtig. In den vergangenen zehn Jahren hat sich die Hochfläche zu einem Publikumsmagneten entwickelt. Seit Nationalparkausweisung 2004 wurden auf der Hochfläche mit Zustimmung des Eigentümers alleine mehr als 600 Hektar ehemals gemähten oder mit Schafen beweideten Grünlands der freien Naturentwicklung – auch Sukzession genannt – überlassen. Durch die freie Entfaltung der Natur entstehen dort Landschaften, wie es sie andernorts nicht gibt. Zudem verlocken reizvolle Weitblicke und besondere Tier- und Pflanzenarten auf den mit naturschutzorientierter Grünlandpflege dauerhaft offen gehaltenen Flächen der ebenfalls rund 600 Hektar Managementzone, den ehemaligen Truppenübungsplatz zu erkunden.

Rothirsch

Die Hochfläche stellt eine Drehscheibe des Rothirschvorkommens des nördlichen Eifel-/Ardennenraumes dar. Aber auch kleine, eher unscheinbare Tiere wie viele Tagfalter oder der gefährdete Warzenbeißer, eine große Heuschreckenart, können nur dank des hohen Schutzstatus dort ihren Lebensraum behalten. Heute gibt es zahlreiche Naturerlebnisangebote um die Dreiborner Hochfläche: Mit einem Waldführer zu Fuß oder in einer Kutsche, mit Ranger bei einer wöchentlichen Führung zur Wüstung Wollseifen, auf eigene Faust über die markierten Wanderwege oder im Rahmen der Wildnis-Trail-Wanderung. Oder aber über den Schöpfungspfad „Dem Leben auf der Spur“ auf religiös, spirituelle Weise. Seit einigen Jahren lädt außerdem die Bevölkerung von Dreiborn im Spätfrühling zum Ginsterblütenfest ein.


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