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Michael Nielen

Glocken-Dreiklang in Wollenberg

Wollenberg. Die Weihe einer Glocke ist alles andere als alltäglich und findet daher meist große Beachtung.

Warum das so ist, dafür lieferte der Aachener Dompropst Rolf-Peter Cremer eine Erklärung: »Glocken sind keine Museumsstücke, sondern mit unserem Leben eng verbunden.«
Der Domprobst war nach Wollenberg gekommen, um dort beim Patronatsfest in der Kapelle St. Sebastian gemeinsam mit Pater Wieslaw Kaczor eine neue Glocke feierlich zu weihen - die »Michaelsglocke«.
»Diese Glockenweihe«, waren sich Lothar Gerhards von der GdG Steinfeld und Rolf-Peter Cremer einig, »wird ein Teil der Geschichte Wollenbergs werden.« Tatsächlich liegt die letzte Glockenweihe in dem kleinen Ort schon eine ganze Weile zurück. Die »Sebastianusglocke« und die »Marienglocke« verrichten nach Auskunft von Erich Steffens vom Kirchenvorstand bereits seit dem Jahr 1854 ihren Dienst. Und sie sind indirekt für die Anschaffung einer neuen Glocke verantwortlich.
Und das kam laut Erich Steffens so: Im Herbst 2019 wurde festgestellt, dass sowohl am Glockenstuhl als auch an den beiden Glocken die Zeit nicht spurlos vorbei gegangen war. Folge: Eine Generalüberholung wurde dringend notwendig. Der Kirchenvorstand beschloss, im Zuge der Arbeiten auch die Glockenanlage zu elektrifizieren. Bislang wurden die beiden Glocken, die in »h« und »d« gestimmt sind, per Hand geläutet. Die Kosten für diese Maßnahme trug die Pfarrgemeinde.
Erich Steffens schmunzelt: »Es ist nicht ganz klar, wie in diesem Zusammenhang die Idee der dritten Glocke geboren wurde.« Fest steht, dass sie bei Pater Wieslaw Kaczor als Gemeindepfarrer und den Dorfbewohnern auf Zustimmung stieß und umgesetzt wurde. Am 10. Dezember 2021 wurde die neue Michaelsglocke in der Firma Glocken- & Kunstguss Hermann Schmitt in Brockscheid gegossen.
»Die neue Glocke«, berichtete bei der Weihe Christoph Schmitt, Glockengießer und Inhaber der Firma, »ist rund 54 Kilo schwer, hat einen Durchmesser von 42,5 Zentimetern und ist in ‚a‘ gestimmt.« Gekostet hat die Glocke laut Erich Steffens 3.600 Euro. Womit man nicht gerechnet hatte, das waren die rund 1800 Euro, die für erforderliche Gutachten aufgebracht werden mussten. Unter anderem musste die Frage geklärt werden, ob im Turm der Kapelle überhaupt eine dritte Glocke untergebracht werden kann.
Wie sehr man sich in Wollenberg auf die neue Glocke gefreut hat, wird dadurch deutlich, dass die Kosten für Glocke und Gutabchten gemeinsam vom Friedhofsverein, der Dorfgemeinschaft Wollenberg und dem Förderverein St. Stephanus übernommen wurden.
Bleibt die Frage nach dem Namen der neuen Glocke, der in der Geschichte des 1448 erstmals urkundlich erwähnten Ortes Wollenberg zu suchen ist. Danach soll es bereits um Jahr 1580 eine Kapelle gegeben haben, die dem Erzengel Michael geweiht war.
»Ob bei der Taufe, der Eheschließung oder zum Tod – das Geläut der Glocken begleitet das Menschenleben«, so der Dompropst Rolf-Peter Cremer in seiner Predigt. Er erinnerte auch an die Diskussion nach der Flutkatastrophe, die Glocken wieder - wie in früherer Zeit - zu läuten, um die Menschen vor Gefahr zu warnen. Das neue Geläut werde künftig auch den Tagesablauf der Menschen in Wollenberg begleiten.
Pater Wieslaw Kaczor freute sich ebenfalls und zog folgenden Vergleich: »Glocken sind wie Menschen. Sie haben ein Herz und eine Stimme ...«


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