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Stellenabbau im Schoeller Werk

Die Botschaft war eindeutig: »Wir stehen nicht vor dem Konkurs, wie es gelegentlich im Schleidener Tal zu hören ist.« Das sagt Heinz-Bert Weimbs, Betriebsratsvorsitzender beim Hellenthaler Schoeller Werk. Allerdings stehe man am Scheidewege.
Michael Korsmeier (v.li.), Geschäftsführer der IG Metall Bonn-Rhein-Sieg, sowie Walter Hanf, Heinz-Bert Weimbs und Manuel Pesch informierten aus Sicht des Betriebsrats über die Situation im Schoeller Werk in Hellenthal. mn-Foto

Michael Korsmeier (v.li.), Geschäftsführer der IG Metall Bonn-Rhein-Sieg, sowie Walter Hanf, Heinz-Bert Weimbs und Manuel Pesch informierten aus Sicht des Betriebsrats über die Situation im Schoeller Werk in Hellenthal. mn-Foto

Was Heinz-Bert Weimbs damit meinte, erläuterte der Betriebsrat gemeinsam mit dem Geschäftsführer der IG Metall Bonn-Rhein-Sieg, Michael Korsmeier, im Rahmen eines Pressetermins. Vorausgegangen war zuvor eine Betriebsversammlung, die wegen Corona in der Grenzlandhalle abgehalten wurde und zu der rund 900 der derzeit noch 950 Beschäftigten des Schoeller Werks gekommen waren.

97 Stellen

Die Betonung liegt auf noch, denn zum 1. November werden in Hellenthal in einem ersten Schritt 97 Stellen abgebaut. Ursprünglich hatte das Unternehmen angekündigt, zunächst sogar 150 Mitarbeiter zu entlassen. »Wir haben diskutiert, verhandelt, gestritten, gekratzt und gebissen«, beschreibt Heinz-Bert Weimbs die insgesamt elf Verhandlungstermine mit der Geschäftsführung. »Dass Betriebsrat und Geschäftsführung dann doch noch zu einer Einigung gekommen sind, würde ich als einen gemeinsamen Sieg der Vernunft bezeichnen.« Seitens des Betriebsrats habe man versucht, möglichst viel für die Betroffenen zu bekommen, dabei aber auch darauf geachtet, die Wirtschaftskraft des Unternehmens nicht zu schädigen.

Transfergesellschaft wird eingerichtet

Erreicht habe man dabei nicht nur eine Reduzierung der Stellenstreichungen. Vielmehr würden die betroffenen 97 Kollegen eine angemessene Abfindung erhalten. Besonders stolz war man beim Betriebsrat darauf, dass man sich in Sachen Transfergesellschaft habe durchsetzen können. Den Auftrag bekomme die LEXA Transfergesellschaft, laut Weimbs »der Mercedes unter diesen Gesellschaften«. Wer in die Transfergesellschaft gehe, erhalte die volle Abfindung und dürfe ein Jahr in der LEXA verbleiben. Dort könne man die Zeit mit Weiterbildung nutzen, um sich für neue Stellen auf dem Arbeitsmarkt zu qualifizieren. Die Möglichkeit, in die Transfergesellschaft zu wechseln, erhalten auch die 25 Personen, die im Jahr 2021 aufgrund von Investitionen in moderne Maschinen das Unternehmen verlassen müssen. Die Transfergesellschaft sieht der Betriebsrat als seinen größten Verhandlungserfolg an und dankt der Geschäftsleitung, »dass man hier nach harten Verhandlungen eingelenkt hat.«

Verlagerung der Produktion des Geraderohrzugs

Keinen Erfolg hatte man bei dem Vesuch, die Verlagerung der Produktion des Geraderohrzugs ins Schwesterunternehmen nach Thüringen zu verhindern, die in zwei Jahren erfolgen soll und rund 100 Kollegen in Hellenthal den Arbeitsplatz kosten wird. Das habe man der Geschäftsleitung nicht ausreden konnen. Da werde man erneut diskutieren müsse. »Wir müssen dann neu verhandeln«, so Heinz-Bert Weimbs. Ihm und seinen Kollegen vom Betriebsrat graut nun vor der Sozialauswahl, an der man nicht mitwirke. »Dann werden Namen genannt, die Gesichter und Familien haben...« Auch wenn das Unternehmen absehbar auf 700 Mitarbeiter schrumpfe, sei man immer noch der große europäische Spezialist in der Herstellung von Präzisionsrohr. Geschäftsleitung und Betriebsrat seien sich einig, dass Schoeller wieder so strahlen solle wie vor 15 Jahren. »Da wollen wir hin und das werden wir auch schaffen«, so der Betriebsrat.


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