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Wetten auf die US-Wahl: Wie stehen die Chancen?

Die US-Wahl ist in aller Munde. Aktuell läuft die heiße Phase, die in der eigentlichen Wahl in knapp drei Wochen mündet. Viele fragen sich natürlich, wer die besten Chancen hat. Sicherlich spielt weltweit auch das persönliche Empfinden eine entscheidende Rolle bei der Hoffnung auf den richtigen Gewinner. Umfragen oder auch Buchmacher hingegen sehen sich weniger die persönlichen Wünsche denn die aktuellen Chancen und Ergebnisse an. Jetzt stellt sich die Frage: Wer macht das Rennen? Gibt es bald einen neuen Bewohner im Weißen Haus oder kann der jetzige Präsident seine Habseligkeiten noch länger im Wohnflügel belassen? 

Die Wettquoten: Biden liegt vorn

Die Wettquoten spiegeln das Bild wider, welches auch die Umfragen prognostizieren. Der Herausforderer Biden liegt vorne, teilweise sogar massiv. In den Umfragen werden von 10 – 15 Prozent Vorsprung gesprochen, auch die Wettanbieter geben ein klares Zeichen: 

- Allgemeine Quoten – sie stützen die Präsidentschaft von Biden. Wie stark der Vorsprung ist, hängt natürlich von der Art der Wette ab. Werden ›Sportwettenquoten‹ zugrunde gelegt, lässt sich ein 1-0 Sieg prophezeien. Werden hingegen Wetten auf die US-Wahl in Amerika genutzt, die nur auf ›Ja‹ oder ›Nein‹ setzen, ist der Vorsprung eklatant. Bei manchem Buchmacher sind Bidens Quoten vier Fünftel besser als die von Trump. Bei diesen Buchmachern wird die Chance, dass die Vizekandidatin der Demokraten sogar vor Trump siegt, gar besser. 

- Unsicherheit – Quoten allein geben durchaus ein gewisses Bild ab. Buchmacher orientieren sich an den Medienberichten, Befragungen, Umfragen und diversen Hochrechnungen. Doch ist in Amerika so einiges möglich, weshalb es durchaus noch spannend werden könnte. 

- Wahlkampf – auch, wenn die republikanische Seite den Wahlkampf weiter fortführen will, so ist der unsicher geworden. Der Gesundheitszustand des Präsidenten wird weltweit medial diskutiert und es ist immer möglich, dass wichtige Wahlkampfauftritte noch abgesagt werden können. So stehen mitunter die nächsten beiden TV-Duelle auf nicht absolut sicheren Füßen. 

Überraschungen gibt es in den USA rund um Wahlkämpfe immer. Sie können dazu führen, dass so klare Umfrageergebnisse nach dem dritten November irrelevant sind. Letztendlich zählen die Stimmen, die bei der Wahl abgegeben werden, wie auch die Stimmen der Wahlmänner. Gleichfalls dürfte ein nachhaltiger Blick auf die Briefwahl geworfen werden, denn deren Auszählung könnte problematisch und verspätet erfolgen. 

Wovon hängt das Wahlergebnis ab? 

Die USA haben nicht das Wahlsystem, welches Deutschland kennt. Sicherlich wird auch in Deutschland eine Erst- und Zweitstimme abgegeben, dennoch zählt die Stimme grundsätzlich. In Amerika? Das Wahlsystem beruht auf der Situation, die zur Zeit der Verfassungsgründung vorlag. Was grundsätzlich fair ist, kann bei einer heutigen Wahl zum Problem werden. Denn die kleinen Staaten mit allgemein weniger Einwohnern erhalten über Wahlmänner je nach Ausgangslage eine gehobene Position. Es gilt: 

- Wahlmänner – sie stimmen ebenfalls ab. Hier gilt die einfache Mehrheit. Wählen in einem Bundesstaat mehrheitlich Wahlmänner für Person X, so werden dieser Siegpartei aus den Wahlmännerstimmen alle Wahlmänner zugesprochen. Daraus entsteht direkt eine Stimmenmehrheit, die sich auf das ganze Wahlergebnis ausschlägt. 

- Volksstimmen – die Wählerstimme selbst kann durch die Wahlmänner obsolet werden. Sollte also Kandidat Y laut Wählerstimmen in einem Staat vorne liegen, die Wahlmänner aber Kandidat X bevorzugen, so haben deren Stimmen eine höhere Gewichtung als die reinen Wählerstimmen. Dies ist bei der letzten Wahl geschehen, denn von den reinen Wahlstimmen her gewann Clinton, doch mithilfe der Wahlmänner zog Trump ins Weiße Haus ein. 

Recht historisch gibt es in den USA Staaten, die ziemlich fest in der Hand der Demokraten oder Republikaner sind. Während die Demokraten von Washington bis nach New York auf die Mehrheit der Stimmen hoffen können, halten die Republikaner das Kernland und Teile der Südstaaten. An diesen Gewichtungen wird alle vier Jahre kaum gerüttelt. Anders sieht es allerdings mit den sogenannten Swingstates aus. Darunter werden Staaten verstanden, die zwar einer Seite zugeneigt sein können, allgemein aber als unsicher hinsichtlich der Ausprägung gelten. Kurzum: Die Swingstates sind eine Unbekannte, deren Pendel jederzeit nach Rot oder Blau ausschlagen kann

- Florida - der Staat neigt sich oft der konservativen Seite zu. Aktuell scheint das Rennen dort ausgeglichen zu sein.

- Ohio - Trump gewann die letzte Wahl praktisch in Ohio. Einzig die POC-Bevölkerung des Staats könnte die Demokraten hier zum Sieg bringen. 

- Minnesota - liberale Städte, nette Vororte, aber auch eine verstärkte rechte Meinungsauffassung zeichnen diesen Staat mittlerweile aus. Dennoch sehen Experten den Swing State auf der Seite Bidens. 

- Pennsylvania – auch wenn Trump 2016 in Pennsylvania knapp gewann, sieht es diesmal nach einem deutlichen Vorsprung für Biden aus. Der Staat lässt sich als Big Point bezeichnen, weil er 20 Wahlmänner einbringt.

- Wisconsin – eigentlich demokratisch geprägt, hat Trump auch hier 2016 gewonnen. Die Umfragen sehen zwar Biden vorn, aber Klarheit gibt es erst am Wahltag. 

Im jetzigen Wahlkampf geht es für beide Seiten nicht mehr darum, die fixen Staaten anzusprechen. Es hängt nur noch davon ab, wer in den wankelmütigen Regionen sprichwörtlich Überzeugungsarbeit leisten und Punkte sammeln kann. Kein fester Trump- oder Bidenwähler wird sich jetzt noch wirklich umstimmen lassen. Diejenigen, die allerdings keinen Favoriten haben, könnten jeweils eingestimmt werden. 

Noch wichtiger dürfte allerdings die auch in den USA vorherrschende ›graue Masse‹ an Nichtwählern sein. Wer es schafft, einen relevanten Teil unter ihnen noch zu mobilisieren, der könnte ein mächtiges Mittel in der Hand haben. 

Quotensicherheit? Erst nach der Wahl

Wahlen und Sportereignisse haben eine große Gemeinsamkeit. Wettquoten und Experten können sich immer auf Favoriten festlegen, dennoch kann der Underdog in der Nachspielzeit irgendwie den Ball über die Torlinie stolpern und gewinnen. Und so gilt auch bei der US-Wahl, dass das Spiel irgendwie neunzig Minuten plus Nachspielzeit hat und der Gewinner trotz aller Quotentipps am Ende doch erst dann feststeht, wenn die Stimmen samt Wahlmännern ausgezählt sind. 

 

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