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Ada-Evangeliar soll UNESCO-Welterbe werden

Eine groß angelegte Kulturinitiative von internationalem Rang und Namen ist zu einem vorläufigen Abschluss gelangt: Der Antrag, die Handschriften aus der karolingischen Hofschule Kaiser Karls des Großen in die Liste des Weltdokumentenerbes der UNESCO aufzunehmen, ist nun auf dem Weg. Zu den Handschriften gehört auch ein wertvolles Expemplar in Trier.
Zu den bekannten Bilddarstellungen im Ada-Evangeliar gehört ein Porträt des Evangelisten Johannes mit der Heiligen Schrift. Foto: Stadtbibliothek Trier

Zu den bekannten Bilddarstellungen im Ada-Evangeliar gehört ein Porträt des Evangelisten Johannes mit der Heiligen Schrift. Foto: Stadtbibliothek Trier

Gemeinsam mit der Französischen Nationalbibliothek Paris hat die Stadtbibliothek Trier einen Antrag gestellt, die Handschriften aus der karolingischen Hofschule Kaiser Karls des Großen in die Liste des Weltdokumentenerbes der UNESCO ("Memory of the World") aufzunehmen. Hierbei handelt es sich um neun Prachthandschriften von unermesslich reicher Ausstattung, die über ganz Europa verteilt sind. Zu den besitzenden Institutionen zählen die Nationalbibliotheken von Frankreich, England, Österreich und Rumänien, das Victoria and Albert Museum in London, die Biblioteca Apostolica Vaticana in Rom sowie die Stadtbibliotheken von Abbeville (Picardie) und Trier.

Künstlerischer Epochen-Höhepunkt

Die meisten Handschriften enthalten den Text der vier Evangelien, geschrieben in Goldtinte und ausgestattet mit großformatigen Porträts der Evangelisten. Die Evangelistenporträts gelten als künstlerischer Höhepunkt der Epoche Kaiser Karls des Großen. Neben Einflüssen der Antike lassen sich Anregungen aus Byzanz und von den Britischen Inseln nachweisen. Die zugehörigen Einbände verwenden Elfenbein, Edelsteine und kostbare Metalle. Beim Trierer Ada-Evangeliar kommt sogar ein geschliffener Stein mit der Familie des römischen Kaisers Konstantin hinzu. Er verweist auf das Herrschaftsmodell Karls des Großen und die Idee eines rechtmäßigen Übergangs der Macht von den Römern auf die Franken. Wie auf dem Gebiet der Politik, so erweist sich "Charlemagne" auch im Bereich der Kunst als der große Vater Europas, dessen Anregungen bis heute fortwirken.

"Zu einem guten Ende gelangt"

Der Antrag auf Erhebung der Hofschule in die Liste des Weltdokumentenerbes der UNESCO wurde jetzt ins Englische übersetzt und vom Trierer Oberbürgermeister Wolfram Leibe und der Direktorin der Französischen Nationalbibliothek Laurence Engel unterzeichnet. Professor Dr. Michael Embach, Leitender Bibliotheksdirektor, der auf Trierer Seite maßgeblich hinter dem Projekt steht, sagt: "Da ist ein langer Weg gemeinschaftlichen Handelns vorläufig zu einem guten Ende gelangt."

Entscheidung für 2020 erwartet

Das deutsche Nominierungskomittee der UNESCO in Bonn wird den Antrag nochmals begutachten. Bei positiver Bewertung erfolgt eine Weiterleitung an das internationale Komitee in Paris. Eine endgültige Entscheidung wird frühestens für das Jahr 2020 erwartet. RED/PA


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