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Alpha-Kevin oder Eliten-Max?

Die Volksweisheit "Nomen est omen" sagt es: Unser Name bestimmt unser Leben. Man kann auch sagen, Namen prägen Image. Eltern tragen also eine große Verantwortung bei der Namenswahl für ihr Kind.
Wie ist wohl sein Name?! Wenn er in Trier geboren ist, heißt dieser kleine Mann am wahrscheinlichsten Noah, Ben oder Leon. Foto: Imago/Westend61

Wie ist wohl sein Name?! Wenn er in Trier geboren ist, heißt dieser kleine Mann am wahrscheinlichsten Noah, Ben oder Leon. Foto: Imago/Westend61

Alpha-Kevin und Voll-Horst – Namen haben große Strahlkraft. Das zeigt sich zum Beispiel darin, dass sie sich zu Schimpfwörtern entwickeln. Klar ist, dass Eltern eine große Verantwortung tragen, wenn sie den Vornamen ihres Kindes auswählen. Trotzdem gibt es Versuche, das Baby Rumpelstilzchen oder Porsche zu nennen. Einzelfälle. Die meisten Deutschen haben sich 2017 für Emma und Ben entschieden. Die Trierer Eltern tickten ein wenig anders: Laut Standesamt waren Mia und Noah hier am beliebtesten. Emma schaffte es an der Mosel nur auf Platz sieben, Ben auf Rang zwei.

Universität Leipzig berät deutschlandweit

Die einen nennen ihr Kind nach ihrem Idol, andere nach der Oma, wieder andere wälzen Bücher über Namensbedeutungen oder horchen Namen nach einem angenehmen Wohlklang ab. Wer gar nicht weiter weiß, kann sich vom namenkundlichen Zentrum an der Universität Leipzig beraten lassen.
Hier arbeitet Gabriele Rodriguez seit 1994 als Namenberaterin und eine der führenden Vornamenforscherinnen. 2017 hat sie das Buch "Namen machen Leute. Wie Vornamen unser Leben beeinflussen" veröffentlicht. Im Gespräch mit dem WochenSpiegel führt die Spezialistin aus, wie ein Mensch mit seinem Namen verwurzelt ist. Ein Beispiel macht es deutlich: "Eltern, die die Tradition der Cheyenne auch in Deutschland in Indianervereinen leben und ihren Sohn mit Zweitnamen Monevata (Cheyenne-Name) nennen, führen ihren Sohn schon in frühester Kindheit an diese Kultur. Dieser wächst damit auf und wird sich wohl auch als Erwachsener dafür begeistern." Der Vorname sei sozusagen identitätsstiftend. Seinem Namen gerecht werden zu wollen, könne zum Problem werden. Rodriguez nennt ein Beispiel: Unter Isabella oder Carmen stelle man sich eine rassige Schönheit vor. "Die Namensträgerinnen versuchen dem zu entsprechen." Gelinge das nicht, könnten innere Konflikte die Folge sein.

Vornamen entscheiden mit über Erfolg und Misserfolg

Rodriguez hat auch herausgefunden, dass heute Namen mehr mit Vorurteilen verknüpft werden als früher und Menschen häufig rein nach ihren Namen beurteilt werden. Wer einen englischsprachigen Namen trägt, wird den sozial schwächeren und bildungsferneren Schichten zugeordnet. "Ein Alexander hat bei einer Bewerbung bessere Chancen als ein Kevin", folgert Rodriguez und ergänzt, dass Namen automatisch Assoziationen wecken, die mit einem Attribut verknüpft werden – bewusst oder unbewusst. In den Köpfen der Gesellschaft gilt Finn demnach als lustig, Katharina als erfolgreich, Emilia ist ein Name für gut Aussehende und ein Jan hat sportlich zu sein.

Alte Namen kommen wieder in Mode

Die Auswahl, aus der Eltern heute Vornamen schöpfen, war noch nie so groß. Meist fällt die Entscheidung nach dem Klang und dem Zusammenspiel von Vorname und Familienname, erzählt die Expertin. Am häufigsten wählten Eltern zeitlose traditionelle Namen. Eine Rückbesinnung auf altdeutsch-germanische Namen sei erkennbar, also auf Namen von Heiligen oder Namen mit kriegerischen Elementen, die ursprünglich mit dem Wunsch verknüpft waren, die Kinder mögen tapfere Krieger werden (z.B. Siegfried, Mechthild). Durch den Einfluss der Medien haben sich zudem Namen aus dem englisch-amerikanischen etabliert. Weitere ausländische Namen breiten sich durch Eltern mit Migrationshintergrund aus.  Besonders beliebt sind kurze Vornamen. Gleichzeitig sind wieder Namen der Großelterngeneration in Mode gekommen im Sinne einer Rückbesinnung auf die Familientradition. Otto, Karl, Frieda und Karla sind zurück.

Die Trierer Top-Ten

  • Mädchen: 1. Mia, 2.Leonie, 3. Anna, Sophie, 4. Emilia, 5. Lena, 6. Marie, Mila, 7. Emma, Leni, 8. Ella, 9. Charlotte, Sophia, 10. Nele
  • Jungen: 1. Noah, 2. Ben, 3. Leon, 4. Jonas, Paul, 5. Elias, 6. Felix, 7. Julian, 8. Leo, 9. Maximilian, 10. David, Finn, Henry
BIL/CN


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