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Stadtbibliothek möchte Unesco-Titel für Ada-Evangeliar

Die nächste Landesausstellung 2022 in Trier widmet sich dem Untergang des Römischen Reichs. Frühmittelalterliche Handschriften zeigen nach Aussage von Bibliotheksdirektor Professor Michael Embach, dass es nach dem Untergang des Imperiums "ein kulturelles Auffangsystem" zum Beispiel in den Klöstern gegeben habe. Daher soll das Ada-Evangeliar, das mehr als 1000 Jahre im Besitz der Trierer Abtei St. Maximin war und nun in der Schatzkammer der Stadtbibliothek Trier aufbewahrt wird, eine wichtige Rolle in der Landesausstellung spielen.
Auf einer Seite der Ada-Handschrift ist der Evangelist Markus mit der Heiligen Schrift zu sehen. Foto: Stadtbibliothek

Auf einer Seite der Ada-Handschrift ist der Evangelist Markus mit der Heiligen Schrift zu sehen. Foto: Stadtbibliothek

Schon seit einiger Zeit bemüht sich die Trierer Stadtbibliothek zusammen mit renommiertem internationalen Partnern um den begehrten Titel Unesco-Weltdokumentenerbe für das Ada-Evangeliar und weitere Handschriften aus der Hofschule Kaiser Karls des Großen. Das Trierer Evangeliar gilt als eines der Hauptwerke der Hofschule. Die Handschrift entstand zwischen 790 und 810 und gehört zu den größten Schätzen des europäischen Kulturerbes im Mittelalter. Sie ist 36,6 mal 24,5 Zentimeter groß, mit goldener Tinte geschrieben und enthält den Text der vier Evangelien. Der goldene Einband, der in der Schatzkammer zu sehen ist, ist mit vielen Edelsteinen geschmückt. Weltweit sind aus der karolingischen Hofschule nur noch acht vollständige Handschriften und ein Fragment vorhanden. Sie liegen in den großen Bibliotheken Europas. Dadurch befindet sich die Schatzkammer unter anderem in der illustren Gesellschaft des Louvre in Paris, der Vatikanischen Museen sowie des Victoria and Albert Museums in London.

Große Bedeutung für Europa

Die Handschriften haben nach Aussage von Embach auch eine große Bedeutung für das heutige Europa: "Sie zeigen die gemeinsamen Wurzeln des Kontinents in der Ära Karls des Großen und setzen gerade in einer Zeit aktueller politischer Turbulenzen ein Zeichen für die kulturelle Einheit des Kontinents." Der Bibliotheksdirektor rechnet mit einer Entscheidung der Unesco-Gremien zu der Bewerbung der Trierer und ihrer Partner im Januar 2020. Für Triers Kulturdezernent Thomas Schmitt sind die bisher positiven Signale in dem Verfahren ein weiterer Beleg dafür, dass das herausragende kulturelle Erbe der Handschriften in der Trierer Stadtbibliothek sehr gut bewahrt und ausgebaut wird. Wenn die Bewerbung um den Unesco-Titel erfolgreich ist, ergeben sich nach Aussage von Embach viele neue Möglichkeiten, die Handschriften noch bekannter zu machen. "Wir wollen keinen elitären Zugang im stillen Kämmerlein, sondern möglichst vielen Menschen diese Kostbarkeiten der europäischen Kulturgeschichte näher bringen."

Experten aus Europa bei Tagung in Trier

Dieser Aspekt spielt auch eine wichtige Rolle bei der Tagung "Die Handschriften der Hofschule Kaiser Karls des Großen – individuelle Gestalt und europäisches Kulturerbe" vom 10. bis zum 12. Oktober in Trier, an dem mehr als 30 Experten aus zahlreichen europäischen Staaten teilnehmen werden. Nach derzeitigem Stand wird mit rund 100 Besuchern gerechnet. Weitere Interessenten können sich hier anmelden. In dem Programm geht es nicht nur um die Entstehung und Ausgestaltung der Handschriften, sondern auch um ihre Rolle in der Liturgie und um die Wirkungsgeschichte im Lauf der Jahrhunderte. Die Ergebnisse des Kongresses sollen später in einer größeren Publikation präsentiert werden. RED/PA


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