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Bube, Dame, König, Ass – Suche nach Antworten in den Karten

Zum Jahreswechsel fragen sich viele Menschen, was wohl das kommende Jahr für sie bereithält. Manche spicken neugierig in ein allgemeines Jahreshoroskop. Andere wollen es genau wissen und wenden sich an professionelle Kartenleger.
Inge Kockelmann liest aus Karten die Zukunft.                       Foto: S. Schönhofen

Inge Kockelmann liest aus Karten die Zukunft. Foto: S. Schönhofen

Markus Leitner ist seit sieben Wochen Single. Ein Zustand, der ihm nicht gefällt. »Ich bin sehr einsam und möchte erfahren, ob und wann ich wieder jemanden kennenlerne«, sagt der 42-Jährige. Da er ein spiritueller Mensch ist, hat er sich kurzerhand auf die  Suche nach einer Wahrsagerin gemacht und ist dabei auf Inge Kockelmann gestoßen. Sie ist Kartenlegerin und bietet ihre Dienste in Bekond an der Mosel an.  
Die 58-jährige große Frau mit den langen blonden Haaren, dezent geschminkt, an diesem Tag mit schwarzem Rolli und Leggings gekleidet, empfängt Klienten in einem hellen Raum, in dem Blumendeko und Bilderrahmen kleine Akzente in Pink und Gold setzen.  Inge Kockelmann nimmt Platz auf einem modernen weißen Stuhl hinter einem kleinen Tisch, auf dem ein Stapel mit 32 Skatkarten liegt. Nach einem kurzen Vorgespräch mit ihrem Gegenüber nimmt sie den Stapel und mischt. In vier Reihen zu acht Karten legt sie das Blatt verdeckt vor sich ab. Dann deckt sie eine Karte nach der anderen auf und lässt ihren Blick über das Gesamtbild schweifen, das sich ihr jetzt bietet.  »Das Unterbewusstsein weiß viel mehr als wir«, deutet sie an, woraus sich ihre Vorhersagen ergeben. Damit sich ihr das Unterbewusstsein offenbaren könne, müsse der Kunde anwesend sein. Eine weitere Voraussetzung fürs Gelingen: Wer kein Scharlatan sei, müsse Intuition besitzen, um die Karten richtig deuten zu können, erklärt Kockelmann. Das Übrige könne man lernen. Sie selbst habe sich den Blick in die Zukunft von ihrer Großmutter abgeguckt, der sie oft beim Kartenlegen zugeschaut habe.
Der Beruf hat die Liebe
von Platz eins verdrängt

Als junge Frau hat sie begonnen, Bekannten und Freunden die Karten zu deuten. Nachdem sich mehr und mehr ihrer Prophezeiungen erfüllt hätten, habe sie beschlossen, ihr Hobby zum Beruf zu machen. Sie hängte den Job als stellvertretende Filialleiterin in der Niederlassung eines internationalen Konzerns an den Nagel und konzentrierte sich ganz auf das Kartenlegen.  RTL wurde auf sie aufmerksam, Engagements zum Livekartenlegen in Talkshows bei Hans Meiser und Oliver Geißen brachten sie ins Fernsehen.   
Seit dieser Zeit merkt sie einen deutlichen Wandel in dem, was die Menschen bewegt. An oberster Stelle interessiert ihre Kunden, wie es beruflich weitergeht. »Behalte ich meinen Job?«, fragen die Arbeitnehmer. Die Unternehmer wollen wissen, wie es mit der Firma weitergeht, ob ein Standortwechsel oder eine Expansion  klug wäre. Die Liebe ist auf den Platz hinter der wirtschaftlichen Situation abgeschlagen. Bleibt meine Partnerschaft bestehen? Bekommen wir Kinder? Das sind dann die gängigen Fragen, die aufs Thema Beruf folgen.
Mit den Karten die
Tochter wiedergefunden

Inge Kockelmann gibt Antworten und spricht Empfehlungen aus. Wenn sie zum Beispiel sieht, dass die Gefühle eines Mannes von seiner Herzensdame nicht erwidert werden und die Zukunft daran auch nichts ändern wird, fällt ihr Rat eindeutig aus. In dem, was sie sieht, legt sie sich auf die kommenden zwei Jahre fest. Einem Vater, der seine Tochter suchte, sagte sie voraus, dass er Erfolg haben werde. »Ich gab ihm den Tipp im Ausland zu suchen. Nannte ihm das Land, beschrieb ihm das Haus und sagte ihm, wie er sich an die dortige Öffentlichkeit wenden solle.« Es habe sich herausgestellt, dass die Mutter die gemeinsame Tochter mit ins Ausland genommen habe und das Kind glaubte, sein Vater sei tot. »Ein halbes Jahr nachdem der Mann bei mir war, hat er seine Tochter gefunden«, sagt Kockelmann.
Das sei einer ihrer schönsten Erfolge gewesen. Und sie strahlt, als sie sich erinnert -– an die Freude und Dankbarkeit des Vaters, der nach Jahren der Trennung sein Kind wieder in die Arme schloss und  sie daran teilhaben ließ.  
Die meisten, die ihre Hilfe in Anspruch nehmen, belastet ein Problem, antwortet Kockelmann auf die Frage, welche Menschen sich die Karten legen lassen. Das sei aber auch das Einzige, was sie verbinde. Zu ihr kämen Menschen aus allen gesellschaftlichen Schichten und Berufen. In der Regel sind sie zwischen 25 und 65 Jahre alt, Männer wie Frauen.
 »Von der Hausfrau bis zum Geschäftsmann kommen Leute, die wissen wollen, wie es weitergeht.« Dieses Bedürfnis habe es schon immer gegeben, und werde es immer geben, ist sich Kockelmann sicher.  Die Vergangenheit könne sie zwar auch sehen, aber die interessiere niemanden.
Wenn sie die Karten deutet, scheut sie sich nicht, auch unangenehme Prognosen abzugeben. »Wenn ich sehe, dass eine Partnerschaft auseinandergeht, sage ich das auch. Alles andere wäre Betrug.«
 
Ob gut oder schlecht:
Hauptsache eine Antwort

Wer hätte das gedacht: Die Kartenlegerin macht immer wieder die Erfahrung, dass die Menschen auch bei trüben  Vorhersagen erleichtert reagierten.
Für Markus Leitner spielt es keine Rolle, dass auch schlechte Nachrichten auf den Tisch kommen könnten. Er will es wissen. Sein Glaube an Übernatürliches festigt seinen Wunsch. Schon sein Großvater vertraute auf spirituelle Kräfte und praktizierte selbst als Heiler in der Eifel. Bevor er in den Krieg zog, ließ er sich  die Karten legen. »Ihm wurde gesagt, er ginge auf eine lange Reise, käme aber zurück«, erzählt sein Enkel. Und so trat es ein, das Schicksal meinte es gut mit dem Soldaten. Er kehrte  unversehrt in die Eifel zurück – wie es die Karten prophezeit hatten. Nun hofft Markus Leitner auf ebenso positive Kunde für seine ganz persönliche Zukunft. bil Kontakt Wer sich von Inge Kockelmann die Karten legen lassen möchte, muss mindestens 18 Jahre alt sein. Eine Sitzung bei ihr in Bekond dauert eine Stunde. Erreichbar ist Inge Kockelmann unter Telefon 06502/ 9395458.


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