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Der Schweicher Matrose

Für die meisten Menschen ist die Mosel ein Ort der Ruhe, der Schönheit und der (weinseligen) Romantik. Nicht so für den 20-jährigen Rafael Feye aus Schweich: Die Mosel ist sein Arbeitsplatz. Er entschied sich nach der Schule für den Beruf des Binnenschiffers. Und ist glücklich damit.

Sein ganzes bisheriges Leben hat Rafael an der Mosel verbracht. Er ist in Schweich geboren und lebt dort bis heute bei seinen Eltern. Nicht auf einem Schiff, sondern "ganz normal" in einem Haus. Rafael entstammt auch keinem Seefahrer-, nicht einmal einem Binnenschifffahrergeschlecht. Wie kam es dann zu diesem verhältnismäßig außergewöhnlichen Berufswunsch? "Schon als Kind, wenn ich an der Mosel saß, hab’ ich mich immer gefragt, was wohl auf diesen Schiffen passiert, wie die Menschen dort eigentlich leben", erzählt Rafael.

Spontan entschieden

Auch später hat ihn die Verbindung von Tradition und Technik fasziniert. Als dann, noch während der Schulzeit, das Arbeitsamt zu einer Veranstaltung lud, bei der die unterschiedlichsten Berufe vorgestellt wurden, habe es ihn gepackt. An diesem Tag, am Stand des Wasser- und Schifffahrtsamts, traf er die weitreichende Entscheidung: "Ich werde Binnenschiffer."

Erster Schritt

Heute ist er Matrose, ein erster Schritt auf der Karriereleiter. Wobei er als Binnenschiffer eher wenig Konkurrenz hat und auf der Mosel weder Zyklone noch Piraten noch Killerwellen fürchten muss.
"Ich habe sogar richtig geregelte Arbeitszeiten", sagt Rafael und ist ganz froh, jeden Abend im eigenen Bett schlafen zu können. Anders als die Kollegen in der freien Wirtschaft, die wochenweise fahren und weder Freunde noch Familie in dieser Zeit sehen, genießt er den Luxus "beim Amt", dem er auch nach der Ausbildung treu blieb. Langweilig ist es deshalb noch lange nicht. Richtig Gas geben "Ich fühle mich momentan auf der Mosel sehr wohl. Sie hat einen eigenen Charakter." Für ihn muss es nicht der Mississippi sein. Klar, die Zeit auf dem mit Kohle beladenen Schubverband, mit zwei Maschinen und 1.500 PS mitströmig runter nach Rotterdam habe auch Spaß gemacht, und einmal richtig Gas zu geben, oder im Fachjargon: "richtig den Hebel runterzudrücken", das habe er nur in Holland mal gekonnt, das sei auf der Mosel eigentlich gar nicht möglich. International International ging es auch auf der Schifferschule in Duisburg und auf dem Schulschiff »Rhein« zu. Die Kameradschaft war gut, "ich kann mich wirklich nicht beschweren". Im praktischen Teil durfte Rafael Erfahrungen auf einem Fahrgastschiff sammeln.  Der Beruf ist bunt und vielfältig. Holzarbeiten, Streichen, die Maschine warten, das Ruder, nach dem Hochwasser die Solltiefe der Fahrrinne sichern, die festgelegte Reihenfolge von Handgriffen beim Festmachen des Schiffs: Lauftau in Fahrtrichtung, Voraustau in der Gegenrichtung, Beidraht… "Und das Kollegium ist ein nettes." Wichtig, denn auf das Team muss Verlass sein. Ganz entspannt Zurzeit arbeitet Rafael in Wincheringen mit einem Zeitvertrag. "Mal schauen, ob der Festvertrag kommt." Der junge Schweicher ist ganz entspannt. Pläne hat er genug. Bald möchte er das Schifferpatent B machen. Erst damit hat er den "Führerschein" für die großen Schiffe – wobei man für die komplizierten Strömungsverhältnisse des Rheins ein Extrapatent benötigt. Aber das ist schon wieder eine andere Geschichte...

Die Mosel in Zahlen

Als internationale Wasserstraße legt die Mosel einen Weg von 392 Kilometern zurück, überwindet 161 Meter Fallhöhe und 28 Staustufen. Die ungängigste Kurve für die Schifffahrt ist der Bremmer Bogen bei Kilometer 75,4 mit nur 350 Meter Radius.  Die Fahrrinnenbreite beträgt mindestens 40 Meter, die Fahrrinnentiefe drei Meter. Die Durchfahrtshöhe unter Brücken beträgt mindestens sechs Meter bei höchstem Schifffahrtswasserstand. An der Brücke Koblenz-Lützel wird dieser Wert übrigens an etwa 50 Tagen pro Jahr unterschritten. Neben den öffentlichen Häfen in Trier und Mertert existieren bundeseigene Schutzhäfen in Senheim, Traben-Trarbach und Bernkastel-Kues. PUG


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