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Die Landarztquote kommt

Der Bedarf an Ärzten auf dem Land ist hoch. Um die medizinische Versorgung in abgelegenen Regionen auch in Zukunft sicherstellen zu können, haben Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler und Wissenschaftsminister Prof. Dr. Konrad Wolf nun das Konzept "Landarzt-Offensive" vorgestellt. Dieses sieht eine Landarztquote, die Einführung eines Versorgungspraktikums und eine Erhöhung der Medizin-Studienplätze vor.
Foto: Symbolbild/Imago/Milena Boniek

Foto: Symbolbild/Imago/Milena Boniek

"Es bedarf großer gemeinsamer Anstrengungen auf allen Ebenen, junge Menschen von den vielen positiven Seiten des Hausarztberufs zu überzeugen und Ärzte möglichst auch für eine Tätigkeit im ländlichen Raum zu gewinnen. Gleichzeitig wollen wir neue Perspektiven im Medizinstudium schaffen, um auch hier neue Wege zu einer Tätigkeit in der Allgemeinmedizin in ländlichen Regionen zu ermöglichen", sagten Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler und Wissenschaftsminister Prof. Dr. Konrad Wolf. Unter der Überschrift "Landarzt-Offensive" stellten die beiden Fachminister nun ein Konzept zur Sicherung der ärztlichen Versorgung im ländlichen Raum vor. Das Maßnahmenbündel sieht die Einführung einer Landarztquote, die Einführung eines Versorgungspraktikums, eine Erhöhung der Medizin-Studienplätze um 13 Prozent bis zum Ende der Legislaturperiode sowie die Regionalisierung der Mediziner-Ausbildung vor. Bätzing-Lichtenthäler betonte: "Die Entwicklung der ärztlichen Situation auf dem Land gibt in Rheinland-Pfalz hinreichend Anlass: Die Landarztquote in Rheinland-Pfalz kommt." Sie kündigte an, dem Kabinett noch in diesem Jahr einen Gesetzentwurf vorzulegen, der die Einführung einer Landarztquote noch in dieser Legislaturperiode vorsieht. Einfließen sollen im Gesetzentwurf auch Erkenntnisse aus der geplanten Anhörung des Landtages. "Damit werden wir bis zu zehn Prozent der Medizin-Studienplätze in Rheinland-Pfalz an Bewerber vergeben können, die sich verpflichten, nach ihrer Facharztausbildung für bis zu zehn Jahre in einer unterversorgten Region als Hausarzt zu arbeiten", so Bätzing-Lichtenthäler.

Auch ohne Spitzenabitur Medizin studieren

Die Landarztquote ermöglicht so auch Bewerbern ohne Spitzenabitur den Zugang zu einem Medizin-Studienplatz, wenn sie sich für eine spätere Tätigkeit als Landarzt verpflichten. Dazu soll in einem Auswahlverfahren neben der Abiturnote auch die persönliche und fachliche Eignung zur Ausübung des ärztlichen Berufs, beispielsweise durch eine vorherige Berufsausbildung im Gesundheitsbereich, und die Eignung für die hausärztliche Tätigkeit auf dem Land beurteilt werden. "Auch jemand mit gutem oder durchschnittlichem Abitur kann eine gute Ärztin oder ein guter Arzt sein", sagte Bätzing-Lichtenthäler.

Quote als wichtiger Beitrag der ärztlichen Versorgung

Details zur Landarztquote werden nun in einem Gesetz- und Verordnungsentwurf geregelt und zeitnah dem Kabinett und danach dem Landtag vorgelegt. Dazu gehört die vertragliche Verpflichtung der Studierenden, in einem unterversorgten Gebiet in der ärztlichen Versorgung tätig zu werden. Ebenso festgelegt werden soll eine Evaluation. "Die Landarztquote ist kein Allheilmittel, wenn es um die Sicherung der ärztlichen Versorgung in den Regionen geht. Sie kann aber, eingebettet in die weiteren vielfältigen Maßnahmen der Landesregierung, insbesondere dem weiteren Ausbau von telemedizinischen Angeboten und Projekten, einen wichtigen Beitrag zur Sicherung der ärztlichen Versorgung in ganz Rheinland-Pfalz beitragen", so Bätzing-Lichtenthäler.

Mehr Studienplätze

Wissenschaftsminister Prof.Dr. Konrad Wolf kündigte an, die Zahl der Medizin-Studienplätze an der Universitätsmedizin in Mainz um circa weitere 20 Studienplätze pro Jahr im vorklinischen Bereich zu erhöhen: "Bereits in den vergangenen Jahren haben wir die Zahl der Medizin-Studienplätze deutlich erhöhen können. Hier möchten wir nochmals nachlegen und die Ausbildungskapazitäten bis zum Ende der Legislaturperiode um 13 Prozent im Vergleich zum Studienjahr 2016 vergrößern. Dies soll auch in Verbindung mit der Regionalisierung des Medizinstudiums erfolgen. So sollen zukünftig Studierende Teile des klinischen Ausbildungsabschnittes auch in Trier absolvieren können."

Konzept zur Regionalisierung

Aktuell erarbeitet die Landesregierung gemeinsam mit der Universitätsmedizin Mainz ein Konzept zur Regionalisierung, das ab dem Wintersemester 2020/2021 mit kooperierenden Krankenhäusern in Trier umgesetzt werden soll. Ein entsprechendes Realisierungskonzept soll bis Mitte 2019 vorgelegt werden.
"Der Bedarf an Ärzten gerade auf dem Land ist hoch. Ich halte es daher für richtig, die Kapazitäten zu erweitern und mehr Mediziner auszubilden. Eine teilweise dezentrale Ausbildung kann eine große Chance bieten, angehende Ärzte für einen Verbleib in der Region zu motivieren. Mehr Studierende und eine regionalisierte Ausbildung: Das sind wichtige Schritte, die ärztliche Versorgung in der Fläche zu sichern", führte Wolf aus. "Maßnahmen, die dazu beitragen, Versorgungslücken auf dem Land zu schließen, sind zu begrüßen", sagte Universitäts-Professor Dr. Ulrich Förstermann, wissenschaftlicher Vorstand der Universitätsmedizin Mainz. "Auch vor dem Hintergrund des drohenden Ärztemangels insgesamt unterstützt die Universitätsmedizin Mainz das Vorhaben des rheinland-pfälzischen Wissenschaftsministeriums, die Ausbildungskapazitäten um jährlich rund 20 Studienplätze auszuweiten."

Schulnoten alleine sollen nicht mehr entscheiden

Ebenfalls als Baustein der "Landarzt-Offensive" soll eine Neuregelung der Zulassungsbestimmungen zum Medizinstudium vorgenommen werden. Diese war aufgrund eines Urteils des Bundesverfassungsgerichts bundesweit notwendig geworden. Berufspraktische Erfahrungen sollen künftig eine größere Rolle spielen und nicht mehr allein die Schulnoten. Das Wissenschaftsministerium plant hierzu in Zusammenarbeit mit dem Institut für medizinische und pharmazeutische Prüfungsfragen (IMPP), ein strukturiertes Versorgungspraktikum in Rheinland-Pfalz einzuführen. In diesem wären die Studiengang-Bewerber circa neun Monate lang in unterschiedlichen Stationen in der medizinischen Versorgung tätig. Die Praktikumsbesten sollen dann zum Studium zugelassen werden. "Bereits jetzt war es in Rheinland-Pfalz möglich, über eine berufliche Qualifizierung zum Medizinstudium zugelassen zu werden. Mit dem strukturierten Versorgungspraktikum möchten wir stärker als bisher, schulnotenunabhängige Kompetenzen für die Zulassung zum Medizinstudium heranziehen. Empathie, Motivation und Erfahrung in der ärztlichen Versorgung können so eine wichtigere Rolle bei der Zulassung spielen als bisher. Auch das macht eine gute Ärztin oder einen guten Arzt aus", so Wissenschaftsminister Wolf. RED


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