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Die Legende vom Trierer Stadtgeist

Er spukt als Rictius Varus, Rictiovar oder Rixius Varus durch die Geschichte: der Trierer Stadtgeist, zu Lebzeiten ein grausamer Christenverfolger, fand nach seinem Tod keine Ruhe und geht in der Moselstadt als freundliches Gespenst um.
Spuk an der Porta. Fotomontage: Neumann

Spuk an der Porta. Fotomontage: Neumann

Die Geschichte beginnt am Ende des dritten Jahrhunderts: damals soll es die Thebäische Legion der römischen Armee gegeben haben, die aus Christen bestand. Nach Trierer Überlieferung ließ der kaiserliche Stadthalter Rictius Varus die ganze Legion im Norden der Stadt – bei der heutigen Kirche St.Paulin – hinrichten. Das Blutbad soll so grausig gewesen sein, dass sich die Mosel von Trier bis Neumagen rot färbte. In der Krypta von St.Paulin, die tatsächlich an einem römischen Gräberfeld errichtet wurde, sollen die Gebeinde einiger Märtyrer bis heute aufbewahrt sein.

Ruhelos nach dem Tod

Rictius Varus aber habe zur Strafe nach seinem Tod keine Ruhe finden können, berichtet Karl Hessel in den "Sagen und Geschichten des Moseltals". Seit Jahrhunderten sei er Plagegeist der Trierer. Besonders in guten Weinjahren soll er sich zeigen und mit denen, die zur Nachtzeit von Weingelagen kommen, Schabernack treiben.

Plagegeist der Trierer

Harmloser Spuk, der so gar nicht zu den grausamen Taten zu Lebzeiten des Rictius Varus passen will. Schon gar nicht, dass der Geist oftmals sogar gutmütig ins Geschehen eingreife. Nachtwandler schütze, Diebe und Einbrecher aufschrecke oder bei Feuer die Glocke von St. Gangolf in Gang setzte, wenn der Wächter schlafe.

Gutmütiges Gespenst

Der Trierer Dichter Philipp Laven erzählt: "...In Trier spukt kein böser Geist. Schwärmt einer nachts daher im Saus, so führt er freundlich ihn nach Haus, schellt selber an und fordert Licht: Der Stadtgeist ist so schlimm noch nicht. Und trifft er einen armen Mann, als reicher Herr tritt er hinan, schenkt Geld ihm, dass das Säcklein reißt: Durch Trier geht ein guter Geist." (Trier und seine Umgebung in Sagen und Liedern, 1851).

Wilde Jagd im Meulenwald

Rictius Varus' Geist soll auch im Meulenwald spuken. Und sogar im Saarland entfalte er seine schaurigen Aktivitäten. Im Varuswald am Schaumberg bei Tholey treibe er in stürmischen Nächten als "Wilder Jäger" sein Unwesen, umgeben von rasenden Hunden. Auch er selbst soll als großer, schwarzer Hund mit feurigen Augen des Nachts durch die Wälder streifen... RED


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