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Es war einmal: »Trierischer Kladderadatsch«

Was vor 100 Jahren die Trierer Gemüter erhitzte: die alte Trierer Satire-Zeitung »Trierischer Kladderadatsch« ist jetzt auch online zugänglich.
Ein Teil der Titelseite „Trierischer Kladderadatsch“ Foto: Wissenschaftliche Bibliothek der Stadt Trier

Ein Teil der Titelseite „Trierischer Kladderadatsch“ Foto: Wissenschaftliche Bibliothek der Stadt Trier

Rodeln auf der Bitburger? Das erste Automobil der Stadtverwaltung? Radfahrverbot, ein geplantes Wettfliegen von Trier nach Metz, die Abholzung einer Allee voller Nussbäume oder das Trierer Automatenrestaurant? Und warum nicht eine Universität in Trier gründen, wo doch mit dem Amphitheater schon ein großer Hörsaal bereitsteht? Müsste eben nur noch mal gekehrt werden. Keines dieser Themen lässt Fritz Haubrich in seiner Zeitung „Trierischer Kladderadatsch“ aus, um es humoristisch-satirisch zu kommentieren. Dieses regionalhistorisch wichtige Dokument hat die Wissenschaftliche Bibliothek der Stadt Trier nun vollständig digitalisiert. Über ein spezielles Texterkennungsverfahren sind alle Nummern des „Trierischen Kladderadatsch“ im Volltext durchsuchbar: nach Namen, Orten, Straßen, Begebenheiten und vielem mehr. Abrufbar ist die Zeitung unter https://www.dilibri.de/stbtr/periodical/titleinfo/2293740. Bei der Lektüre zeigt sich, dass sich das lokalpolitische Themenspektrum aus der Zeit vor 100 Jahren wenig von dem heutigen unterscheidet: Müllgebühren, Rohrbrüche, Eingemeindung, Wahlen, Hundesteuer, Weinversteigerung oder die städtischen Bautätigkeiten. Neben Hochdeutsch erscheinen in nahezu jeder Nummer auch Beiträge in Trierer Platt, teils gereimt wie eine Rede in der Bütt. Als Haubrich die erste Nummer seiner Blätter für Humor und Satire am 21. November 1896 herausgab, mutete seine Zeitung als auf den Karneval beschränkt an. Doch schon bald erschien sie – mit Unterbrechungen – regelmäßig einmal in der Woche bis 1912, um das Leben in der Stadt Trier, besonders aber Themen, die von der damals den Markt dominierenden „Trierischen Landeszeitung“ ausgeklammert wurden, mit einem Augenzwinkern zu beleuchten. Das brachte Haubrich dann auch schon mal ein Strafverfahren wegen schwerer Beleidigung des damaligen Stadtbaumeisters ein. Eine wissenschaftliche Auswertung der Zeitung wird Manfred Wilhelmi in der nächsten Ausgabe des Kurtrierischen Jahrbuchs liefern.


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