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Fred Barreto: "Die Musik hat sich für mich entschieden"

Was Brille und Bart verbergen, das drückt sich in seiner Musik aus: Fred Barreto, Frontmann eines luxemburgischen Bluesrock-Trios und beliebter Sessionmusiker, ist alles andere als ein Durchschnittstyp. "Ein Ausnahmegitarrist", sagen die einen, "ein junger Jimi Hendrix", die anderen.

1975 in Salvador de Bahia, der drittgrößten Stadt Brasiliens, geboren, entdeckte der junge Frederico schon früh seine Liebe zur Musik. Die ersten Gitarrengriffe brachte er sich selbst bei, jedoch nicht zu Samba oder Bossa Nova, sondern zu den Songs von Led Zeppelin und Deep Purple, deren Alben er als Teenager rauf- und runterhörte - zum Leidwesen seiner Mutter. Die machte sich Sorgen um die Zukunft ihres Ältesten, wenn er mal wieder, statt für die Schule zu lernen, auf der Couch hockte und Gitarre übte. "Aber ich lerne doch!", entgegnete er dann und machte unbeirrt weiter.

Vom Hobby zur Hausband

Damals ahnte der sensible Junge noch nicht, dass er mit seinem Hobby einmal seinen Lebensunterhalt bestreiten würde. "Das war nie mein Ziel", sagt Fred Barreto heute. Bereits mit Mitte 20 begann sich sein Fleiß jedoch auszuzahlen: Das beste Restaurant der Stadt hatte ihn für die Hausband angeheuert. "Wir spielten so zwei- bis dreimal die Woche", erinnert sich Barreto – betont jedoch, auch als die Reais schon regelmäßig flossen, habe er sich nie wirklich für die Musik entschieden. "Die Musik hat sich für mich entschieden."

Auf nach Europa

So waren es denn auch weniger bewusste Entscheidungen als vielmehr schicksalsträchtige Begegnungen, die seinen weiteren Lebensweg prägen sollten: "2005 lud mich ein Freund aus Brasilien ein, mit seiner Band beim Jazz Festival in Montreux zu spielen", erzählt der 41-Jährige. Doch nicht nur die Möglichkeit, am berühmten Genfer See neben Größen wie James Blunt, José Feliciano oder Alice Cooper aufzutreten, reizten den jungen Mann. "Ich hatte etwas Geld gespart und dachte mir: Jetzt kannst du auch ein Weilchen in Europa bleiben." 

Trier und Luxemburg

Nach Besuchen in Süddeutschland lebte er für einige Zeit in Portugal, wo er seine spätere Frau kennenlernte: eine Sauerländerin. "Sie war der Grund, warum ich letztlich wieder in Deutschland landete." 2008 zog die junge Familie nach Trier und Barreto begann sich in der regionalen Musikszene umzuschauen. "Anfangs war ich so verzweifelt, dass ich sogar zu einer Jazz-Jamsession ging, obwohl ich gar keinen Jazz spiele", sagt der Brasilianer lachend. Hier traf Barreto einen Schlagzeuger aus Luxemburg, der ihn in seine Bluesband holte. Noch im selben Jahr spielte er sein erstes Bluesfestival - die "Blues’n Jazz Rallye" in Luxemburg-Stadt.

Erstes Album

Im Nachbarland tat sich Barreto, der heute in Nittel lebt und jeden Tag nach Luxemburg fährt, wiederum mit einem Freund und Musikerkollegen aus seiner Heimatstadt zusammen: dem Sänger und Gitarristen Lucas Ferraz, mit dem er kurz darauf die Hardrockband "Porn Queen" gründete. Einen Namen machte sich die Formation vor allem als Vorband von Ex-Guns’n’Roses-Gitarrist Slash 2010/11, es folgten Auftritte beim renommierten Sonisphère Festival 2012 in Frankreich sowie als Opener für Deep Purple im Jahr 2014.   Nach seinem Ausstieg bei "Porn Queen" konzentrierte sich der Sänger und Saitenvirtuose ganz auf sein Herzensprojekt, die Fred Barreto Group (FBG) – ein Bluesrock-Trio, mit dem er Vorbildern wie Jimmy Page, B.B. King oder Stevie Ray Vaughan huldigt und schon zahlreiche Auftritte in Frankreich, Belgien, Luxemburg und Deutschland bestritt. Außerdem verstärkt der Südamerikaner seit einigen Jahren die Band von Archie Lee Hooker, der wiederum in berühmte Fußstapfen tritt: nämlich die seines Onkels, der verstorbenen US-amerikanischen Blueslegende John Lee Hooker. Gerade hat die Gruppe ihr erstes gemeinsames Album aufgenommen, das 2017 erscheinen soll. Zweite Heimat an der Mosel "Ich lebe sehr gern in Deutschland", bekundet Fred Barreto, der an der Mosel eine zweite Heimat gefunden hat. "Das Einzige, was ich hier wirklich vermisse, ist das brasilianische Essen." Dass er den richtigen Weg gewählt hat, davon ist mittlerweile auch seine Mutter überzeugt. »Sie ist total stolz auf mich", freut sich Barreto. "Jedes Mal, wenn ich etwas auf Facebook poste, ist sie die Erste, die es teilt." Weitere Infos gibt es hier. DW


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