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Heimatforschung: Alte Geschichten bis unters Dach

Seit fünf Jahren treffen sich fünf Heimatforscher jeden Montag im Pfarrhaus, um die Geschichte der Pfarreien rund um Hermeskeil (und der ehemaligen Mark Thalfang) für die Nachwelt zu bewahren. Dabei gibt es auch so manches Mal etwas zum Schmunzeln...

Im oberen Stockwerk des Pfarrhauses in der Martinusstraße herrscht emsiges Treiben. Während Armin Giebel alte Schriftstücke transkribiert, damit sie auch für den Normalbürger verständlich sind, entfernen Frank Gehl und Rainer Schmitt »alles, was rosten kann« aus den alten Kirchenordern und sortieren es feinsäuberlich in Archivordner ein. Die ehemalige Pfarrsekretärin Renate Nickels beschäftigt sich derweil mit dem Heiratsregister vergangener Tage. Viel Ernstes, aber auch Geschichten zum Schmunzeln Jeden Montag kommt die kleine Truppe um den bekannten Keller Heimatforscher Dittmar Lauer zusammen – unentgeltlich, aus eigenem Interesse und voller Idealismus. »Als das alte Archiv damals aufgelöst wurde, hat der Dechant bei mir angefragt, ob ich das weitermachen kann«, berichtet Gründervater Lauer. Und so kamen nach und nach die anderen zum Archivteam dazu. Seitdem kommt immer mehr Ordnung in die alten Dokumente. Meistens geht es im Obergeschoss des Pfarrhauses sehr ruhig zu und jeder konzentriert sich voll und ganz auf seine Arbeit. Doch ab und an findet einer der fünf eine schöne Anekdote, die das Team schon so manches Mal zum Schmunzeln brachte.  Ein Pfarrer voll des Bandenweines... So ist zum beispielsweise im Jahre 1860 einmal die Christmette am Heiligen Abend in Gusenburg ausgefallen. Den alten Büchern zufolge habe man am Pfarrhaus lediglich Spuren im Schnee gefunden, die zum Pfarrer führten, der "voll des Brandenweines" einfach nicht fähig war, die Messe zu halten. Armin Giebel aus Gusenburg beschäftigt sich zur Zeit mit allem rund um die Kirchengeschichte von Gusenburg. Neben der Archivierung sammelt der Gusenburger so auch wichtigen Daten zur Erstellung der Chronik für seinen Heimatort. Vorab soll dazu auch eine kleine Sammlung von Anekdoten aus früheren Tagen veröffentlich werden. Viel weltliche Geschichten durch Pfarrer Peter Molz erhalten Dass die Heimatforscher auch aus Funden jenseits der Kirchengeschichte schöpfen können, verdanken sie laut Dittmar Lauer dem damaligen Pfarrer Peter Molz, der am 6. April 1808 in Trier geboren wurde und von 1834 bis 1849 in Beuren/Hochwald und anschließend von 1849 bis 1855 in Hermeskeil Pfarrer war. "Er war ein regelrechter Glücksfall für uns", so Lauer. Pfarrer Molz blickte über den Rand der Kirche hinweg und interessierte sich auch für das weltliche Leben seiner Gemeinde und schrieb seine Eindrücke nieder. Wie einen Schatz bewahren sie auch das mit einem schmiedeeisernen Schloss versehene Gerichtsbuch mit Fällen aus den Jahren 1688 bis 1755. Hierin geht es um alle Streitigkeiten des Dorfgerichtes. Auch waren die Bürgermeister ab 1856 verpflichtet, Quartalsberichte abzugeben. Darin wurde die Regierung über das Wetter, Sterbefälle, Unfälle und Verbrechen in der jeweiligen Gemeinde unterrichtet. Enge Platzverhältnisse bereiten dem Team und dem Dechant Sorgen Für Dechant Clemens Grünebach ist die Truppe ein echter Glücksfall: »Hier schlägt das Herz der Geschichte. Und hier sitzt die Crème de la Crème der Heimatforscher«, so Grünebach. Was allen jedoch Sorgen macht, sind die beengten Platzverhältnisse im Pfarrhaus. Darüber hinaus bereitet ihnen der Fortbestand des Archives große Sorgen. So ist Frank Gehl aus Hermeskeil-Höfchen mit 61 Jahren der Jüngste im Team. "Er macht unseren Altersdurchschnitt kaputt", witzelt der überaus rüstige Rentner und mit 79 Jahren Ältester der Runde, Dittmar Lauer. Schön wäre es, wenn ihre gute Arbeit fortgeführt werden würde. Schwierig dabei dürfte auch sein, dass jeder, der sich mit alten Dokumenten befasst, auch die alte Schrift - wie etwa Sütterling - lesen kann. Denn "wer das nicht kann, ist bei uns fehl am Platz", so Lauer.  FIS


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