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Jan Walter: "Ich erzähle immer eine Geschichte"

Jan Walter (35) aus Bitburg lebt den Traum vieler junger Menschen und ist Schauspieler geworden. Zurzeit ist er am Theater in Trier zu sehen. Der WochenSpiegel hat sein Engagement in der alten Heimat für ein Interview genutzt.

Was macht den Beruf des Schauspielers aus? Jan Walter: "Für mich bietet der Beruf die Möglichkeit, bei verschiedenen Projekten in Rollen zu schlüpfen und dabei eine Geschichte zu erzählen. Es ist immer wichtig eine Geschichte zu erzählen, egal ob auf der Theaterbühne, im Film oder in einem Werbespot. Die Geschichte muss ich dem Publikum glaubhaft vermitteln. In der Erarbeitungsphase muss ich mir darüber Gedanken machen, wie ich die Geschichte des Autors umsetzen kann und wie diese dann auf der Bühne wirken könnte. Dabei entwickelt man dann auch schon mal selber die Texte. So erzählen wir dann als Schauspieler trotz eines bekannten Stückes unsere eigene individuelle Geschichte." Wie bist Du zur Schauspielerei gekommen? "Ich habe in meiner Schulzeit am St. Willibrord in Bitburg in der Theater-AG meine ersten schauspielerischen Schritte unternommen und zudem noch gleichzeitig am Trierer Theater im Jugendclub gespielt. Dort hat sich dann dieser Berufswunsch entwickelt. Daraufhin habe ich neben einem Studium der Medien- und Kulturwissenschaft in Düsseldorf und Alicante die Aufnahmeprüfungen an verschiedenen Schauspielschulen durchlaufen. 2008 erhielt ich an der Universität der Künste Berlin (UdK) einen Studienplatz, wo ich bis 2011 Schauspiel studiert habe. In meiner Berliner Zeit spielte ich dann schon am Maxim-Gorki-Theater und am Deutschen Theater. 2012 zog ich schließlich nach Wien und trat in St. Pölten am Landestheater Niederösterreich auf." Wie schwer ist es, einen Studienplatz zu kommen? "An einer staatlichen Schauspielschule kommen etwa auf zehn Plätze tausend Bewerber. Bei den privaten Schulen ist es etwas einfacher, da man hier Studiengebühren zahlen muss und es daher weniger Bewerber gibt. Bei mir war die Wahl zwischen Berlin und Wien. Nach Wien kam ich später dann trotzdem noch. Zudem hatte ich Engagements in Salzburg und Bozen. Ich durfte also dort lernen und arbeiten, wo andere Leute Urlaub machen. Jetzt bin ich am Trierer Theater. Das hat für mich den Vorteil, dass ich meinen Freunden und Bekannten nun einmal vor Ort zeigen kann, was ich so in der Ferne treibe und dass ich nicht nur so ein Gaukler bin, sondern mit ganz seriösen Engagements arbeite. Ich bekam an meinen bisherigen Spielorten auch öfters mal Besuch aus der Heimat, aber natürlich ist das sehr aufwändig für meinen Besuch." Stichwort Gaukler – hat der Beruf mit vielen Vorurteilen zu kämpfen? "Es gibt natürlich weit verbreitete Vorurteile, besonders von Leuten, die dem Theater nicht nahestehen. Die bringen einen nur mit Film und Fernsehen, aber nicht mit dem Theater in Verbindung. Schön ist, wenn ich diese Leute trotzdem für meine Arbeit und das Theater begeistern kann." Wie kommt man an die Engagements? Läuft das über eine Agentur? "Ich habe auch eine Agentur, aber die kümmert sich eher um Film und Fernsehen. Für jedes Theater schreibe ich ganz klassisch eine Bewerbung. Es gibt häufig Intendantenvorsprechen, für die man sich bewerben kann. An das Theater in St. Pölten kam ich zum Beispiel über ein Vorsprechen. Den Tipp hatte ich von Kollegen. Aber natürlich ist es auch schön, wenn es nach der Spielzeit ein Folgeengagement gibt. Um Absolventen zu unterstützen organisieren die Schulen nach der Ausbildung Vorsprechen, es gibt Agenturen und selbst das Arbeitsamt bietet Künstlervermittlungen an. Wenn man überall vertreten ist, auch auf verschiedenen Plattformen im Internet, dann hat man eine gute Chance auf diesem Markt." Gab es bei der Bewerbung in Trier einen Heimatbonus? "Ich denke schon. Es war schon ein großer Vorteil, dass ich hier keine Wohnung suchen musste und somit direkt einsetzbar war. Zudem suchten sie für 'Souvenir' einen Schauspieler, der Klavier spielen konnte. Das sprach alles für mich." Welche Projekte gab es noch neben dem Theater? "Ich habe in den vergangenen drei Jahren auch viel freiberuflich gearbeitet. Unter anderem habe ich in Österreich Fernsehwerbung gedreht, ich habe Hörbücher eingesprochen, war beim Radio als Sprecher tätig. Auch für das Fernsehen war ich schon tätig und habe in der ARD bei zwei Krimiserien aus dem Vorabendprogramm mitgewirkt. Zudem hatte ich noch eine Rolle bei einem Einspieler bei Aktenzeichen XY im ZDF. Fernsehen erfordert allerdings viel Freiraum, um buchbar zu sein. Da ich viel am Theater arbeite, ist das dann immer etwas schwierig." Welche Pläne gibt es für die nahe Zukunft? "Ich habe bis zum März noch Vorstellungen in Trier und auch in Wien bin ich noch zu sehen. Natürlich sind noch weitere Projekte geplant, aber da ist noch nichts spruchreif."

Info

  • Jan Walter ist am Theater Trier in den Stücken "Souvenir", "Nathan der Weise" sowie in "Aladin und die Wunderlampe" zu sehen.
  • Infos zu den Stücken gibt es hier.
Interview: Stefan Schröder


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