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Jugend »verdürrt« in der Pandemie

Der Trierer Abiturient Lars Niklas Ludes (18) erzählt in seinem Erstlingswerk »Verdürrt« über die Erfahrungen eines Jugendlichen im Corona-Krisenjahr 2020. Er gibt auf 140 Seiten einen tiefen Einblick in die Seelenlage einer Generation, die von Versagensängsten und Selbstzweifeln geprägt ist, aber in ihrer Einsamkeit nicht weiß, an wen sie sich mit ihren Hilfeschreien wenden soll – und dabei doch nur eines will: ihr Leben leben!

»Mir fehlt die Natur, der soziale Kontakt und einfach alles... Warum ist das alles irgendwie so traurig...? Ich liege beinahe jede Nacht nur noch wach im Bett und meine Gedanken foltern mich. Was ist, wenn ich auf einmal infiziert bin? Was, wenn ich mein Abitur verkacke? Bin ich nicht irgendwie nur eine Enttäuschung?«
    Es sind Sätze von Lars Niklas Ludes wie diese, die betroffen machen, weil sie die Hilflosigkeit einer ganzen Generation von Jugendlichen beim Umgang mit den Auswirkungen der Einschränkungen der Corona-Pandemie in wenigen Worten auf den Punkt bringen.

Schreiben als Medizin - Tagebuch als Freund

Ludes ist Abiturient am Friedrich-Spee-Gymnasim (FSG) und steckt mitten in seinen Abiturprüfungen. Da bedarf es einer hohen Motivation, um »nebenher« noch als Buchautor zu agieren. Doch das war für Lars kein größeres Problem. »Das Schreiben hat mir gut getan, es war für mich wie eine Befreiung. Ja, fast wie eine Medizin«, sagt Ludes im Gespräch mit dem Wochenspiegel. »Dem Tagebuch konnte ich alles berichten, wie einem guten Freund, dem man seine Sorgen anvertrauen kann.«
Den ersten Impuls, sich in dieser Form schriftstellerisch zu betätigen, erhielt Lars Ludes im Deutschunterricht. »Am Beispiel von Goethes ‚Die Leiden des jungen Werther‘ sollten wir versuchen ein Buch in ähnlichem Stil zu schreiben, das habe ich dann weiterentwickelt und auch tagesaktuelle politische  und gesellschaftliche Ereignisse mit einfließen lassen«, erklärt Ludes seine Arbeitsweise.
Goethes Klassiker als Literatur-Vorlage

So ist ein Abriss über das Leben eines Jugendlichen unter Pandemie-Bedingungen mit all ihren Umbrüchen und Wellenbewegungen entstanden. Er spricht nahezu alle jugendrelevanten Themen wie erste Liebe, Partnerschaft, Sexualität, Drogen, Partys oder Freizeitgestaltung an.
Er verarbeitet darüber hinaus aber auch die großen zeitgeschichtlichen Themen wie die US-Wahlen, Klimabewegung, Nachhaltigkeit, Homeschooling, Black Lives Matter – sowie das einschneidende Erlebnis der Trierer Amokfahrt vom 1. Dezember. (fin) Ludes legt dabei wert darauf, dass seine Erzählung keine Autobiographie ist, da ansonsten keine künstlerischen Freiheiten mehr gegeben wären, die ihm in seinem Erstlingswerk besonders wichtig gewesen sind. Wieso der Titel »Verdürrt« und nicht richtigerweise »Verdorrt« heisst, wird am Ende des Buches erklärt.

Belange der Jugendlichen stärker berücksichtigen


Lars Ludes widmet das Buch allen Jugendlichen und will seine Erzählung auch als eine Mahnung an alle gesellschaftlich und politisch einflussreichen Personen verstanden wissen, die Belange der Jugendlichen künftig verantwortungsvoller zu berücksichtigen.  Denn so schreibt er: »Es sind wir, die entscheiden, in welcher Welt wir leben wollen. Es ist unsere Verantwortung. Unser Handeln entscheidet über die Zukunft und unser Glück von morgen.«


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