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Karnevalisten können aufatmen

Alle Fahrzeuge, die sicher sind und dies von einem amtlichen Sachverständigen bescheinigt bekommen haben, dürfen auch weiterhin ohne Betriebserlaubnis an Brauchtumsumzügen teilnehmen. Zu den Hintergründen dieser Entscheidung und den Zielen der RKK (Rheinische Karnevals Korporationen) befragten wir den RKK-Präsidenten Hans Mayer.

Die Sommerferien sind vorbei und für viele Karnevalisten beginnt nun die heiße Phase der Vorbereitungen auf die neue Session. "Der Karneval in den Vereinen ist längst ein 'Ganz-Jahres-Event' geworden. Denn wer bei den Auftritten in der Session und an den tollen Tagen Höchstleistungen - egal ob im Gardetanz, in der Bütt oder als Wagenbauer - zeigen will, muss gut vorbereitet sein. Unsere Aufgabe sehe ich darin, die bestmöglichen Rahmenbedingungen zu schaffen, damit der Karneval als das größte Volksfest in Deutschland seine zahlreichen Traditionen und Bräuche weiter ausleben kann und den Menschen damit ein Stück Heimat vermittelt wird," erklärt Hans Mayer die Aufgaben der RKK.

Wichtiges Stück weitergekommen

Und auf diesem Weg ist der seit Oktober 2014 amtierende Präsident von rund 1.400 Mitgliedsvereinen mit schätzungsweise über eine Millionen Mitgliedern seit vergangenen Monat ein wichtiges Stück weitergekommen. "Wir konnten zumindest auf Landesebene mit den zuständigen Vertretern des rheinland-pfälzischen Verkehrsministeriums Einigkeit darüber herstellen, dass auch künftig alle Traditions-Fahrzeuge, für die keine gültige Betriebserlaubnis besteht, weiter an sogenannten Brauchtumsumzügen teilnehmen können - sofern sie per Einzelgenehmigung durch das Gutachten eines unabhängigen Sachverständigen dafür zugelassen werden. Ein Merkblatt des zuständigen Bundesverkehrsministeriums, das dieser Regelung eine bundesweite Gültigkeit geben wird, ist in Bearbeitung und für Oktober zu erwarten," freut sich Mayer darüber, dass jetzt endlich Klarheit besteht, auch für die zahlreichen Wagenbauer die in den ländlichen Regionen teilweise seit Jahrzehnten mit viel Engagement am Werk sind.

Probleme: Winterferien, hohe Auflagen und Komasaufen

Doch Mayer fühlt sich nicht nur gegenüber den Wagenbauern in die Pflicht genommen. "Ein großes Problem für viele Mitgliedsvereine sind die in Rheinland-Pfalz im letzten Jahr erstmals veranstalteten Winterferien in Schulen und Kindergärten, die zwei Wochen über Karneval andauern und die viele Familien nutzen, um in Winterurlaub zu fahren. Dadurch fehlen tausende von ehrenamtlichen Helfern in den Vereinen, ohne die der Karneval einfach nicht funktioniert. Auch deshalb sind in der vergangenen Session über 100 Umzüge ausgefallen. Diese Ferien müssen wieder vom Tisch und dafür werden wir kämpfen", gibt Mayer ein klares Ziel aus. Ein weiteres Problem sind die immer höher werdenden Auflagen für die Vereine bei der Ausrichtung von Veranstaltungen. "Natürlich steht die Sicherheit im Vordergrund", setzt Mayer klare Prioritäten. "Aber es kann doch nicht sein, dass Vereine Mehrzweckhallen auf eigene Kosten umbauen müssen, nur um hohe Brandschutzanforderungen zu erfüllen. Da müssen einheitliche Regelungen her, die die Vereine und damit das Ehrenamt entlasten", so Mayer, der auch die Familien in die Pflicht nimmt.

 Mehr Aufklärungsarbeit leisten

 "Ein Alkoholverbot an Karneval ist Unsinn. Aber wir müssen gegen das zunehmende 'Komasaufen' unter Jugendlichen vorgehen und da sind auch die Eltern als Vorbilder gefordert. Im Elternhaus, Vorschulkindergarten und den Schulen muss den Kindern und Jugendlichen das Brauchtum Karneval näher gebracht werden. Karneval darf auf keinen Fall als ein Event der Besäufnisse und Zerstörrungen angesehen werden, sondern als ein besonderes fröhliches Ereignis. In einer Broschüre wollen die RKK den Kindern und Jugendlichen das Brauchtum Karneval und die gelebten Traditionen nahe bringen. Ebenso wichtig erscheint es, dass Menschen aus fremden Kulturen darüber aufgeklärt werden, was wir unter dem Begriff Karneval verstehen und warum wir in der Zeit zwischen dem 11.11. und Aschermittwoch, bis auf Ausnahme in der Advents- und Weihnachtszeit, dieses Brauchtum feiern. Eine wichtige Maßnahme gegen das Komasaufen wäre die Selbstverpflichtung der Vereine an den Umzügen keine 'harten Sachen' mehr auszuschenken," zeigt Mayer abschließend klare Kante.

Über die Rheinische Karnevals Kooperation (KVV)

  • Die Rheinische Karnevals-Korporationen e.V. (RKK) mit Sitz Koblenz ist nach dem Bund Deutscher Karnevalisten (BDK) der zweitgrößte Karnevalsverband Deutschlands mit über 1.400 Mitgliedsvereinen, in denen über eine Millionen Karnevalsfreunde organisiert sind.  
  • Sein Hauptwirkungsgebiet umfasst Hunsrück, Eifel, Westerwald, Taunus, Saarland und Rheinhessen bis hin zum Siegerland. Aber auch Vereine aus Bayern und Thüringen sowie aus Luxemburg, Belgien und den Niederlanden sind Mitglied.
FIN


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